Öl

Arktisschutz per Klage

Bohrungen im Nordmeer widersprechen nicht nur dem Weltklimaabkommen, sondern verletzen auch die norwegische Verfassung

Norwegen, ein Land, das seinen Wohlstand vor allem dem Erdöl verdankt, schien auf dem besten Weg zum Klimamusterland zu sein: Es unterzeichnete im April 2016 als erste Industrienation das Abkommen von Paris. Und der Staatliche Pensionsfonds will aus der Kohlefinanzierung aussteigen.

Doch dann folgt ein ernüchternder Rückschlag: Erstmals seit 20 Jahren werden neue Bohrlizenzen in der arktischen Barentssee vergeben – so weit nördlich gab es zuvor keine Erlaubnis der Regierung. Als die erste Plattform des norwegischen Ölkonzerns Statoil Ende Februar von der im Norden Norwegens gelegenen Stadt Tromsø aus Richtung Arktis startete, protestierten Greenpeace-Aktivisten mit Kajaks, Schlauchbooten und schwimmend. Im Sommer soll die Bohrinsel 450 Kilometer vor dem Nordkapp in Betrieb gehen. „In der Arktis Öl zu fördern, ist nicht nur eine Bedrohung für die unberührte Natur,“ sagt Greenpeace-Kampaignerin Stephanie Menzel, „es widerspricht auch dem Weltklimaabkommen und verletzt nach unserer Auffassung die Verfassung des Landes.“ Denn der Artikel 112 garantiert künftigen Generationen eine gesunde und sichere Umwelt.

Weltweit unterstützen Forscher, Aktivisten und Indigene wie Bunna Lawrie, ein Medizinmann der australischen Aborigines, die Klimaklage.
Weltweit unterstützen Forscher, Aktivisten und Indigene wie Bunna Lawrie, ein Medizinmann der australischen Aborigines, die Klimaklage.

Deshalb hat Greenpeace zusammen mit der norwegischen Jugendumweltorganisation „Nature and Youth“ Klage gegen die Regierung in Oslo eingereicht. Weltweit unterstützen die Klage fast 200.000 Menschen. Eine Gerichtsentscheidung wird im November 2017 erwartet. Ein hoffnungsvolles Signal kommt derweil aus Brüssel: Das EU-Parlament hat Mitte März eine Resolution gegen Ölbohrungen in einigen Teilen der Arktis beschlossen.