MEILENSTEIN
1997

Als der niedersächsische Minis­terpräsident Ernst Albrecht im Februar 1977 verkündet, ein „Nukleares Entsorgungszentrum“ in Gorleben errichten zu lassen, formiert sich sofort Widerstand. Kurze Zeit später demonstrieren 20.000 Menschen gegen das Atommüll­endlager. Es entsteht eine Protestbewegung, wie es sie in Deutschland zuvor nicht gab. Atomkraftgegner aus dem ganzen Land veranstalten 1979 einen „Trecker-Treck“, der von 100.000 Menschen in Hannover empfangen wird und gründen 1980 das Hüttendorf „Republik Freies Wendland“. Trotz aller Proteste rollt 1995 der erste Castor mit hoch radioaktivem Atommüll ins Zwischenlager Gorleben. Beim dritten Transport 1997 sind 30.000 Polizisten im Einsatz (Foto), Demonstranten blockieren Zu­­fahrten, ketten sich fest, betonieren sich ein. Zehn Castor-Transporte folgen – jedes Mal ein Ausnahmezustand mit Ansage. Bis heute ist der Salzstock leer. Bei der Neugestaltung der Standortsuche bleiben viele Fragen offen. Gorleben, obwohl als Endlager ungeeignet, ist noch nicht endgültig vom Tisch.