BilligMODE

Der Kater nach dem Kick

Nach dem Shoppen fühlen sich viele Menschen erschöpft und müde. Der übermäßige Kleiderkonsum wird langsam zum Auslaufmodell

Trotz übervoller Kleiderschränke kaufen viele Menschen noch mehr Klamotten. Die Freude über die neue Bluse oder das Schnäppchen im Schuhladen überdauert aber laut einer Greenpeace-Umfrage unter Frauen kaum den Heimweg. Denn allzu oft folgt auf den Kaufrausch die Katerstimmung. Viele Konsumentinnen geben mehr aus als sie vorhatten, jede Dritte fühlt sich ausgelaugt, fast die Hälfte verheimlicht die vollen Tüten. Das ist nicht nur in Deutschland so – übermäßiger Konsum ist, so das Ergebnis von Greenpeace-Umfragen in fünf Ländern Europas und Asiens, ein internationales Phänomen. Die Verführung ist groß: Weltweit wird viel mehr Kleidung produziert als nötig – und oft zu Dumpingpreisen verscherbelt. „Jedes Kleidungsstück kostet weit mehr als das, was auf dem Preisschild steht“, sagt Alexandra Perschau, Greenpeace-Expertin für Textilien. „In den Herstellungsländern vergiften schädliche Textilchemikalien Mensch und Umwelt.“

„jedes kleidungsstück kostet weit mehr als das, was auf dem preisschild steht.“

alexandra Perschau, Greenpeace-Textilexpertin

Doch bei der Kaufentscheidung spielen Nachhaltigkeit und Fairness offenbar nur eine nachrangige Rolle, Aussehen, Preis und das kurzfristige Glücksgefühl sind ausschlaggebend. Die gute Nachricht: Das Modebewusstsein ändert sich langsam. Modeblogger und Meinungsmacher in sozialen Netzwerken fördern das Umdenken: „Kleidung als Wegwerfware ist bei Trendsettern out“, erklärt Perschau. Das gilt auch für viele der Greenpeace-Förderer, die kürzlich zum Thementag „Kaufst du noch oder lebst du schon“ in die Hamburger Greenpeace-Zentrale kamen. Auf die Frage „Was macht dich glücklich?“ antworteten sie: Begegnungen, Engagement, Musik machen, nachdenken, zur Ruhe kommen. Shoppen fiel kein einziges Mal.

Discounter wollen Textilien entgiften

Bereits 80 globale Modemarken haben sich auf Druck der Detox-Kampagne von Greenpeace verpflichtet, bis 2020 Schadstoffe in der von ihnen hergestellten Kleidung durch ungefährliche Substanzen zu ersetzen. Zugesagt haben das auch deutsche Einzelhandelsketten wie Lidl, Aldi, Kaufland, Rewe/Penny und Tchibo. Greenpeace hat nachgeprüft: Die Discounter nehmen das Entgiften ihres Modesortiments ernst. Sie ersetzen zunehmend die umweltschädlichen Chemikalien. Die ebenfalls versprochene Umstellung von kurzlebiger Massen- auf langlebige Qualitätsware lässt dagegen auf sich warten. Deshalb fordert Greenpeace ein auf lange Nutzung ausgelegtes Produktdesign sowie Konzepte für Leihen, Tauschen und sinnvolle Wiederverwendung.