Sich engagieren

Ein Stück Leben

Angelika Nill ist Grundschullehrerin in Neumünster bei Hamburg. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie Greenpeace in ihrem Testament bedacht. Es sei gut zu wissen, dass ihre Werte weitergetragen werden, erzählt die 56-Jährige im Interview
Förderin Angelika Nill aus Neumünster (links) mit Uli Busch, Ansprechpartnerin zum Thema Testament bei Greenpeace.
Förderin Angelika Nill aus Neumünster (links) mit Uli Busch, Ansprechpartnerin zum Thema Testament bei Greenpeace.

Ihr Weg zu Greenpeace war ein sehr persönlicher: Ihr Bruder Thomas Becker war 1981 bei der Aktion gegen die Boehringer-Chemiefabrik dabei und hat vor dem besetzten Schornstein Flugblätter verteilt. Wie haben Sie das als 17-Jährige erlebt?

Thomas war mein großer Bruder, und ich fand das toll! Was Greenpeace ist, war mir damals noch gar nicht klar. Ich dachte, die Aktion in Hamburg ist eine einmalige Sache, und Thomas ist dabei. Mein Bruder ist schon mit 22 Jahren verstorben. Für die Beerdigung haben meine Eltern – statt Blumen – um Spenden für eine medizinische Organisation gebeten. Bei aller Trauer war es für mich damals ein Trost, dass sein Tod auf diese Weise noch etwas Gutes bewirken konnte. Kurz darauf ist ein Greenpeace-Buch erschienen, in dem ein Foto von ihm abgebildet war. Als ich es gelesen habe, habe ich erst begriffen, was Greenpeace ist und wie wichtig so eine Organisation ist.

 

Was hat Sie damals überzeugt?

Mich hat vor allem der Einsatz der Aktivisten beeindruckt: Dass Menschen persönlich so viel auf sich nehmen, um für ein Ziel einzustehen. Bis heute berührt es mich immer sehr, wenn ich von den Aktionen lese. Und dann habe ich verstanden, dass es nicht nur darum geht, in Hamburg auf einen Turm zu klettern. Umweltschutz betrifft die ganze Welt, und deshalb muss man auch überall dafür kämpfen. Als ich dann später selbst Geld verdient habe, war klar, dass ich Greenpeace unterstütze. Auch meine Eltern waren ihr Leben lang Fördermitglieder. Es war für uns auch ein Weg, weiter mit meinem Bruder verbunden zu sein.

„Ich möchte weiter positiv in die Welt wirken – wie im Leben.“

Wie kam der Impuls, sich jetzt mit dem Thema Testament zu beschäftigen?

Meine Mutter ist kürzlich verstorben, und ich habe erlebt, wie schlimm es ist, wenn kein Testament vorliegt. Im Erbe drückt sich ja das Lebenswerk eines Menschen aus. Wenn das nicht geachtet wird, wenn es vielleicht sogar Streit um das Erbe gibt, ist es sehr traurig. Ich möchte nicht, dass aus meinem Vermächtnis so etwas Negatives entsteht. Ich möchte weiter positiv in die Welt wirken – wie im Leben. Lange dachte ich allerdings, ein Vermächtnis als Spende ist nur etwas für vermögende Leute. Bis mir klar geworden ist, dass die Summe gar keine Rolle spielt. Kleinere Beträge sind genauso wertvoll. So habe ich mich entschieden, Greenpeace und die Hospizbewegung in meinem Testament zu bedenken.

War es dennoch eine Überwindung, bei Greenpeace anzurufen? Das Thema Tod ist ja für viele heikel.

Überhaupt nicht! Ich habe mich selbst etwas gewundert, dass es für mich das Normalste der Welt war. Aber Greenpeace gehört eben schon so zu meinem Alltag und meinem Leben. Wir haben dann diese Informationsmappe zugeschickt bekommen, in die man vorne das Testament hineinlegt. Ich habe es mit meinem Mann aufgesetzt, wir haben beide unterschrieben und es dort abgelegt. Als das getan war, fühlte ich eine große Ruhe.

Greenpeace-Aktivisten protestieren 1981 gegen die Hamburger Chemiefabrik Boehringer, die Pestizide produziert und Dioxin freisetzt.
Greenpeace-Aktivisten protestieren 1981 gegen die Hamburger Chemiefabrik Boehringer, die Pestizide produziert und Dioxin freisetzt.

„Insofern ist mein Vermächtnis für Greenpeace auch ein Stück Leben.“

Woraus ziehen Sie diese Gelassenheit?

Ich weiß jetzt: Das, was mir im Leben wichtig ist, wird auch nach meinem Tod weitergeführt. Natürlich hoffe ich, dass ich noch lange lebe. Aber wenn jetzt klar wäre, dass ich bald sterben müsste, wüsste ich, dass unser Besitz an die richtigen Stellen kommt. Für mich ist es auch eine Würdigung für Greenpeace, wenn ich diese wichtige Arbeit weiter ermögliche.

 

Ist diese Entscheidung auch eine Würdigung Ihres Bruders?

Ihm würde das sicher gefallen! Aber ich glaube, mein Bruder hat nicht den Ausschlag gegeben. Greenpeace ist einfach Teil meines Lebens. Und die Umweltprobleme sind ja noch genauso dringend wie damals bei der Boehringer-Aktion. Ich habe natürlich durch meinen Bruder die Erfahrung gemacht, dass auch im Tod noch etwas Gutes, Neues entstehen kann. Etwas von demjenigen, der gegangen ist, lebt weiter. Insofern ist mein Vermächtnis für Greenpeace auch ein Stück Leben.

Wir setzen uns dafür ein, dass die Erde eine Stimme bekommt und auch unsere Kinder und Kindeskinder eine lebenswerte Welt vorfinden. Helfen Sie uns dabei und nehmen Sie Greenpeace als Fürsprecherin der Natur in Ihrem Testament mit auf.

IHRE ANSPRECHPARTNERINNEN
BEI FRAGEN ZUM TESTAMENT

Uli Busch und Kolleginnen

Telefon: 040/306 18 – 434

E-Mail: testamente@greenpeace.de

Internet: greenpeace.de/testamente