Meldungen

„CCS ist ein Irrweg“

Mit Plakat und aufblasbarer CO2-Wolke machten Greenpeace-Aktive die Besuchenden der weltgrößten CCS-Messe auf die Risiken der geplanten Endlagerung aufmerksam
Mit Plakat und aufblasbarer CO2-Wolke machten Greenpeace-Aktive die Besuchenden der weltgrößten CCS-Messe auf die Risiken der geplanten Endlagerung aufmerksam

Mit einer überdimensionalen, luftbefüllten CO2-Wolke protestierten Greenpeace-Aktive Ende Oktober bei der größten Messe für Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) in Hamburg. Gegen die kostspielige Scheinlösung CCS demonstrierten sie auch im November in Berlin, wo der Ausschuss für Klimaschutz und Energie über die Novelle des Kohlenstoffspeichergesetzes beraten hat. Trotz Kritik des Sachverständigenrats Umweltschutz könnte CCS in Deutschland erstmals erlaubt werden. Wird die Novelle verabschiedet, darf Kohlenstoffdioxid aus Industrieprozessen bei der Produktion abgeschieden und über Pipelines zu Deponien im Nordseeboden transportiert werden. „Diese Lagerung ist weder wirtschaftlich noch sicher“, erklärt Karsten Smid, Experte für Klima und Energie von Greenpeace. Hinzu kommt, dass Leckagen am Meeres-grund zu lokalen Versauerungen führen können, denn CO2 und Wasser bilden Kohlensäure. Das kann tödliche Folgen für dort lebende Mikroorganismen oder Muscheln haben. Noch dazu ist diese Risikotechnologie teuer: Maßnahmen zur Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoffdioxid könnten bis 2045 allein in Deutschland Kosten von bis zu 81,5 Milliarden Euro verursachen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Fossil-Exit-Forschungsgruppe im Auftrag von Greenpeace. „Der Einstieg in die unerprobte CO2-Endlagerung in der Nordsee im großtechnischen Maßstab ist ein industriepolitischer Irrweg“, schlussfolgert Smid und ergänzt: „Statt solch gefährliche Technologien einzusetzen, müssen wir die Emissionen senken und in natürliche CO2-Senken – wie etwa Moore – investieren, nur so können wir Klima- und Artenkrise lösen.“

Kein Gas in Bayern

„Heute noch in Bayern nach fossilem Gas zu bohren, ist klimapolitischer Irrsinn“, sagte Saskia Reinbeck, Energieexpertin von Greenpeace-Bayern beim Aktionstag in sieben bayerischen Städten Anfang November. Greenpeace-Aktive brachten mit Schablonen und Hochdruckreinigern sogenannte „Clean Graffiti“ wie etwa „Stoppt Gasbohrungen in Bayern“ auf Straßen und Plätze. Ihr Protest richtete sich an Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger von den Freien Wählern, der die Gasausbeutung an mehreren Standorten trotz Klimakrise genehmigt hat und noch dazu staatlich subventioniert. Eine Woche zuvor hatte Greenpeace Bayern zusammen mit dem BUND in einem Rechtsgutachten die Aussage Aiwangers widerlegt, er könne Gasbohrungen gar nicht verbieten. Helfen Sie mit, die geplanten Bohrungen zu verhindern ; Unterschriftenlisten unter Tel. 040/ 30618-120

Gegen Frackinggas-importe

Protestaktion in Brunsbüttel gegen LNG-Gas aus den USA
Protestaktion in Brunsbüttel gegen LNG-Gas aus den USA

Beim Einlaufen wurde der mit Flüssiggas aus den USA beladene Tanker „Celsius Gandhinagar“ in den frühen Morgenstunden des 30. Novembers in Brunsbüttel bereits erwartet: Greenpeace Aktive empfingen das LNG-Schiff mit einem 100 Meter langen Banner: „Gas zerstört – Stop Fossil Gas“. Noch immer baut Deutschland die fossile Gasinfrastruktur aus. In Brunsbüttel wird gerade ein festes LNG-Terminal für fast eine Milliarde Euro gebaut. Dabei berechnet das Institute for Energy Economics and Financial Analysis, dass bis 2030 bis zu drei Viertel der europäischen LNG-Terminals ungenutzt bleiben könnten. „Angesichts der immer schneller voranschreitenden Klimakrise ist es fahrlässig, weiter in fossile Projekte zu investieren und sich damit in neue Abhängigkeiten zu begeben“, sagte Mira Jäger, Energieexpertin von Greenpeace. „Wir müssen schleunigst weg von Gas, stattdessen brauchen wir eine saubere, sichere und zukunftsfähige Energieversorgung.“
act.greenpeace.de/eu-verbot-fossile-energien

Klimakiller Methan

Protestaktionen gegen hohe Methanemissionen der Fleisch- und Milchindustrie in Deutschland.
Protestaktionen gegen hohe Methanemissionen der Fleisch- und Milchindustrie in Deutschland.
Protestaktionen gegen hohe Methanemissionen der Fleisch- und Milchindustrie in Dänemark.
Protestaktionen gegen hohe Methanemissionen der Fleisch- und Milchindustrie in Dänemark.

Mit weltweiten Aktionen rückten Greenpeace-Aktive die Konzerne der Fleisch- und Milchindustrie in den Fokus. Denn sie sind – neben fossiler Energiegewinnung – Hauptemittenten des extrem klima­schädlichen Gases, das vor allem von Rindern bei der Verdauung ausgestoßen wird: Methan. Es wirkt über einen Zeitraum von 20 Jahren etwa 80-mal stärker als Kohlen­dioxid. Der größte Fleischproduzent der Welt, JBS, verantwortet mehr Methanemissionen als Exxon Mobil und Shell zusammen. Zu den größten deutschen Methanemittenten zählen die Unternehmensgruppe Theo Müller und das Deutsche Milchkontor DMK. Ein aktueller Bericht von Greenpeace belegt, dass allein der Fleisch- und Milchsektor die globale Durchschnittstemperatur bis 2050 voraussichtlich um insgesamt 0,32 Grad Celsius nach oben treibt, wenn die Produktion und damit der Methanausstoß nicht deutlich reduziert wird. Jede zusätzliche Erwärmung um 0,1 Grad Celsius lässt etwa zwei Prozent der Eismasse auf den globalen Gletschern schmelzen. Greenpeace fordert die Regierungen der Welt auf, die industrielle Erzeugung von Fleisch und Milchprodukten deutlich zu senken, damit die Klimaziele erreicht werden können. act.gp/3XRKp8N

EU-Taxonomie:
Gerichtsprozess gestartet

Juristischer Prozessauftakt: Ende Oktober 2024 fand die Anhörung vor dem Europäischen Gerichtshof zur Klage Österreichs gegen die sogenannte EU-Taxonomie statt. Diese sieht vor, fossiles Gas und riskante Atomkraft mit einem grünen Label zu versehen und diese für Investierende als nachhaltige Finanzprodukte zu kennzeichnen. So verkommt die Taxonomie, die ursprünglich europäische Klimaziele unterstützen sollte, zu einem Greenwashing-Instrument für die Gas- und Atomindustrie. Gegen dieses Vorgehen der EU-Kommission hatten acht Greenpeace-Länderbüros und das Land Österreich im April 2023 Klage eingereicht. Nun wird zuerst die Klage Österreichs verhandelt. Bis zum Ausgang dieses Verfahrens ist die Greenpeace-Klage ausgesetzt. Danach entscheidet der Gerichtshof über eine Wiederaufnahme.

In eigener Sache

Nach 27 Jahren bei der Greenpeace Media GmbH gehe ich nun in Rente und übergebe die Redaktion der Greenpeace Nachrichten an meinen Nachfolger Malte Conradi. Es war eine schöne und anspruchsvolle Aufgabe, dieses Heft für Sie zu machen.
Dafür sage ich danke – und tschüss.
Andrea Hösch