Es klingt wie ein Zauber: Eine einzige politische Maßnahme würde dazu führen, dass Menschen weniger Stress empfinden, gesünder leben und dabei Geld sparen. Das Klima würde geschützt, weniger Fläche versiegelt, die Luft sauberer, und Städte würden attraktiver. Und das Ganze bringt auch dem Staat Einsparungen. Ein Gewinn auf vielen Ebenen.
Die Maßnahme, die all diese Segnungen bringen würde, klingt indes mehr nach Bürokratensprache als nach Zauberformel: Es ist der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV).
Weil Bus und Bahn für Klima und Mensch so klare Vorteile bringen, hat die Politik in den vergangenen Jahren immer wieder ein ehrgeiziges Ziel formuliert: Die Ampelregierung wollte die Fahrgastzahlen im Schienenpersonenverkehr bis 2030 verdoppeln. Das Gleiche hatte sich auch schon die Große Koalition unter Kanzlerin Angela Merkel vorgenommen.
Um dieses Ziel zu erreichen, sind laut verschiedener Studien zwei Dinge nötig: Ein kräftiger Ausbau des Angebots und attraktive Tarife. Um die Verdopplung der Fahrgastzahlen im Nahverkehr zu erreichen, müsste das Angebot jährlich um mindestens acht Prozent ausgeweitet werden.Damit Deutschland seine Klimaziele im Verkehrssektor erreicht, wären mindestens 4,5 Prozent nötig.
Nun zeigen aber neue Recherchen von Greenpeace: Deutschland ist dabei, seine Ziele aus den Augen zu verlieren. Ein Viertel der Deutschen hat – vor allem in ländlichen Regionen – laut einer interaktiven Karte sehr schlechten Zugang zu Bus und Bahn. Ein Greenpeace-Städtevergleich belegt zudem, dass der Ausbau des ÖPNV auch in den meisten Großstädten stagniert. Von den 30 größten Städten erreicht einzig Leipzig die Ausbaurate, die nötig wäre, um das Klimaziel einzuhalten: Die Stadt erweiterte ihr ÖPNV-Angebot in den Jahren 2023 bis 2025 um 14,6 Prozent.

Zwölf Städte haben ihr Angebot dagegen in den vergangenen beiden Jahren nicht deutlich verändert, in fünf Städten schrumpfte das Angebot sogar, am stärksten in Berlin (minus 7,1 Prozent). Zehn Städte konnten ihr Angebot zwar ausweiten, aber meist nur marginal. Für die Studie wurden alle Abfahrten von allen Haltestellen im jeweiligen Stadtgebiet berechnet.
Von Greenpeace mit den Ergebnissen konfrontiert, machten die Städte durchgehend zwei Probleme für die schlechte Entwicklung verantwortlich: fehlendes Geld und fehlendes Personal. Selbst in den Städten, in denen es zuletzt bergauf ging, gibt es aufgrund steigender Kosten – etwa für Strom oder die Schienenmaut – Überlegungen, den Ausbau zu bremsen oder gar rückgängig zu machen.
Wie es gelingen kann, zeigt hingegen Leipzig: Mit höherer Vergütung und verbesserten Arbeitsbedingungen konnte man genug neues Personal gewinnen. Mit Quersubventionierung aus anderen städtischen Geldtöpfen und Bundeszuschüssen gelang die Finanzierung. Mit anderen Worten: Mehr Geld für den ÖPNV bringt uns näher ans Ziel.
Ein guter und bezahlbarer Nahverkehr spart den Menschen Geld, ermöglicht Fahrten ohne eigenes Auto und trägt zum Klimaschutz bei.
Besonders das Deutschlandticket bringt der Gesellschaft finanziellen Gewinn, indem es hohe ökologische, gesundheitliche und wirtschaftliche Folgekosten des Autoverkehrs vermeidet. Jeder in den bundesweit gültigen Fahrschein investierte Euro reduziert nach einer Greenpeace-Recherche den CO2-Ausstoß und damit die Klima-folgekosten (act.gp/4iIngyz).
Greenpeace fordert, dass Bund und Länder einen Fahrplan zur Fahrgastverdopplung bis 2030 beschließen und die Finanzierung des ÖPNV massiv aufstocken. Darüber hinaus braucht es ein für alle bezahlbares, langfristig gesichertes Deutschlandticket (nicht mehr als 29 Euro). Kostenlose Tickets für Kinder und Jugendliche würden Familien entlasten, ein bundesweites Sozialticket für höchstens 19 Euro würde allen Menschen soziale Teilhabe erlauben.
Denn nur mit Bus und Bahn fährt Deutschland in eine grüne Zukunft.