Fleisch

Illegale Schweinequal

Die Kameras laufen, der Internet-Livestream steht: Zahlreiche Journalisten erwarten das Ergebnis eines Rechtsgutachtens, das Greenpeace zur Schweinehaltung in Auftrag gegeben hat.

Der Hintergrund: In vielen Ställen stehen die Tiere eingezwängt auf Spaltenböden aus Beton, im eigenen Kot, die Ringelschwänze sind gekappt. „Bisher werden die Tiere an die Haltung angepasst, statt die Haltung an die Bedürfnisse der Tiere anzupassen“, sagt Stephanie Töwe-Rimkeit, Landwirtschaftsexpertin bei Greenpeace. Ist das legal? Nein, sagt die auf Umweltrecht spezialisierte Kanzlei „Michael Günther“. Die Haltungsbedingungen fügten den Tieren akute Schmerzen und langfristige Schäden zu. Deshalb verstoße eine derartige Schweinehaltung gegen das Tierschutzgesetz, stellt das Gutachten fest, und überdies auch gegen die Verfassung: Seit 2002 ist der Tierschutz als Staatsziel im Grundgesetz (Art. 20a) verankert. Greenpeace fordert Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) deshalb dazu auf, die Nutztierhaltungsverordnung zu verschärfen, unrechtmäßige Zustände in deutschen Schweineställen endlich abzustellen und für alle Fleischprodukte eine verpflichtende Haltungskennzeichnung einzuführen.

Der gesamte Einzelhandel versucht, sich mit seiner ,Initiative Tierwohl‘ aus der Verantwortung zu stehlen

Stephanie Töwe-Rimkeit

Nicht nur die Politik tut viel zu wenig: „Der gesamte Einzelhandel versucht, sich mit seiner ,Initiative Tierwohl‘ aus der Verantwortung zu stehlen“, kritisiert Töwe-Rimkeit. Die dem Label zugrunde liegenden Kriterien seien kaum besser als die gesetzlichen Mindeststandards. Weil Discounter dennoch offensiv mit diesem Logo werben, fordert Greenpeace mehr Transparenz: Denn wer etwa das billige Fleisch bei Lidl kauft, weiß trotz des Labels nicht, ob die Tiere verstümmelt wurden und ob sie Gen-Futter oder Antibiotika bekommen haben. „Das grenzt an Verbrauchertäuschung“, sagt die Greenpeacerin.

Weniger Fleisch, mehr Gemüse essen! Dieses Poster verrät, wann welche Sorten Saison haben. Zu bestellen unter: Tel. 040 / 30618 - 120,
foerderer@greenpeace.de
Weniger Fleisch, mehr Gemüse essen! Dieses Poster verrät, wann welche Sorten Saison haben. Zu bestellen unter: Tel. 040 / 30618 - 120, foerderer@greenpeace.de

Verseuchte Gülle

Die industrielle Tierhaltung erzeugt nicht nur große Mengen an Treibhausgasen und belastet das Grundwasser mit Nitrat – weshalb Trinkwasser schon bald deutlich teurer werden könnte. Jetzt hat Greenpeace nachgewiesen, dass mit der Gülle aus Schweineställen auch multiresistente Keime in der Umwelt verteilt werden können. 13 von 19 Gülleproben aus Schweineställen in sieben Bundesländern enthielten Bakterien mit Resistenzen gegen Beta-Lactam-Antibiotika, in sechs Fällen wiesen Bakterien sogar Resistenzen gegen gleich drei Antibiotikagruppen auf. Eine der Ursachen ist der – den schlechten Haltungsbedingungen geschuldete – hohe Antibiotikaeinsatz. Schätzungen zufolge sterben schon heute in Europa jährlich etwa 25.000 Menschen an Infektionen mit multiresistenten Keimen.