hier wächst unser Abendessen

AMAZONAS-Regenwald

8000 Kilometer liegen zwischen Deutschland und dem Amazonas-Regenwald. Und doch könnte er uns näher kaum sein: Unsere Zukunft und die des gesamten Planeten hängt davon ab, ob wir dieses Paradies retten

Zehn Jahre ist es her, dass die Weltgemeinschaft das Pariser Klimaabkommen der Vereinten Nationen (UN) beschlossen hat. Dessen Ziel: Die Erd-erwärmung auf 1,5, höchstens aber zwei Grad Celsius, zu begrenzen. Davon sind wir weit entfernt. Die Erde erhitzt sich weiter – Wetterextreme, Gletscherschmelzen, Waldbrände und weltweites Artensterben sind nur einige der besorgniserregenden Auswirkungen. Laut dem Weltklimarat (IPCC) steuern wir bis zum Jahr 2100 auf eine durchschnittliche Erwärmung von 3,2 Grad zu, wenn wir keine zusätzlichen Klimaschutzmaßnahmen ergreifen. Der Schutz der Wälder ist dafür maßgeblich, ohne ihn können wir die Klimakrise nicht in den Griff bekommen.

Deswegen schaut die Welt im Herbst nach Belém in Brasilien. Hier findet dieses Jahr die UN-Klimakonferenz COP30 statt – erstmals in direkter Nähe des Amazonas-Regenwaldes. Durch das Gastgeberland rückt der Schutz der Wälder als entscheidender, oft vernachlässigter Aspekt des Klimaschutzes endlich in den Fokus. Denn der Amazonas-Regenwald gilt als eines der globalen Klima-Kippelemente. Er speichert gigantische Mengen Kohlenstoff – rund 73 Milliarden Tonnen. Dadurch ist er unser natürlicher Verbündeter gegen die Klimakrise.

Die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes, meist durch Brand- rodung, heizt die Klimakrise dramatisch an.
Die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes, meist durch Brand- rodung, heizt die Klimakrise dramatisch an.

Doch rund 17 Prozent der Waldfläche wurden bereits für Viehzucht, Landwirtschaft und Bergbau zerstört. Expert:innen schätzen: Wird ein Verlust von 20 bis 25 Prozent der Fläche erreicht, könnte das Ökosystem einen Kipppunkt überschreiten. Große Teile des Regenwaldes könnten vertrocknen. Das hätte nicht nur verheerende Folgen für die Artenvielfalt und den Wasserhaushalt Südamerikas, sondern würde die globale Klimakrise dramatisch anfachen. Hinzu kommen wichtige Fragen zur sozialen Gerechtigkeit, denn unter der Zerstörung von Regenwäldern leiden am meisten die Menschen, die dort leben: Indigene und lokale Gemeinden. Und ohne deren ständigen Einsatz gegen Waldzerstörung und zerstörerische Industrien wären die Tropenwälder der Erde in einem noch schlechteren Zustand, als sie es sowieso schon sind – und das globale Klima mit ihnen.

Ohne den beharrlichen Einsatz der Menschen vor Ort wären die Wälder in einem noch schlechteren Zustand.
Ohne den beharrlichen Einsatz der Menschen vor Ort wären die Wälder in einem noch schlechteren Zustand.

Bei dieser Klimakonferenz geht es also um die Abkehr von fossilen Energieträgern, aber auch um noch viel mehr: Es geht um Gerechtigkeit, um Menschenrechte, um Respekt gegenüber traditionellen Lebensweisen und darum, endlich zu verstehen, dass Natur- und Klimaschutz unweigerlich zusammenhängen. Wird es der COP30 gelingen, eine echte „Amazonas-COP“ zu werden?

Diese fünf Punkte sind jetzt wichtig, um den Amazonas-Regenwald zu schützen und die Klimakrise in den Griff zu kriegen:

1: Stop für Soja aus Waldgebieten!

Der Amazonas-Regenwald steht unter massivem Druck. Wird der Wald abgeholzt, gebrandrodet oder degradiert, gelangt der Kohlenstoff in Form von CO₂ in die Atmosphäre. Das beschleunigt die Erderwärmung und gefährdet die Klimastabilität weltweit. Hauptzerstörer des Amazonas ist die Agrarindustrie, allen voran die Fleischproduktion: Rund 90 Prozent der abgeholzten Flächen dienen der Rinderhaltung. Auch Futtersoja wird in großem Stil in Brasilien angebaut.

In den vergangenen 20 Jahren sorgte das Amazonas-Sojamoratorium (ASM) für einen gewissen Schutz, weil im Amazonasgebiet keine weiteren Waldflächen für neue Sojafelder zerstört werden durften. Das ASM, das auch dank des Einsatzes von Greenpeace eingeführt wurde, steht ausgerechnet jetzt – kurz vor der COP – auf der Kippe. Die Lobby der Sojaproduzenten fordert seine Abschaffung. 2024 wurden mehr als 16 Millionen Tonnen Soja aus Brasilien nach Europa exportiert. Damit ist die EU einer der Hauptabnehmer für Futtersoja.

Deutschland importierte im letzten Jahr über 1,8 Millionen Tonnen direkt aus Brasilien. Mehr als die Hälfte der gesamten deutschen Importe von Soja für Tierfutter kommen aus Brasilien.

90 Prozent der gerodeten Flächen dienen der Rinderhaltung.
90 Prozent der gerodeten Flächen dienen der Rinderhaltung.

Das geplante EU-Mercosur-Abkommen ist ein klimaschädlicher Größenwahn, der die Waldzerstörung weiter anfeuern würde.

Harald Gross, Waldexperte von Greenpeace

2: Kontrolle der Importe aus Regenwaldstaaten!

Die EU muss verhindern, dass Produkte aus Waldzerstörung auf dem europäischen Markt landen. Dafür sollte seit Ende 2024 die EUDR sorgen, eine Verordnung  für weltweiten Waldschutz. Doch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat deren Inkrafttreten um ein Jahr verschoben – insbesondere auf Druck der deutschen Interessenvertretung der Kleinwaldbesitzenden. Hinzu kommt, dass die EUDR abgeschwächt wurde: Nur vier Länder, mit denen die EU sowieso kaum Handel treibt – darunter Nordkorea – hat sie als Hochrisikoländer eingestuft, sie sollen somit strengen Kontrollen unterliegen. Länder mit alarmierender Waldzerstörung wie Brasilien oder Indonesien müssen nur geringere Auflagen erfüllen.

Greenpeace bringt das Thema zu uns: Mit einem großen Schriftzug touren Aktivist:innen durch europäische Städte.
Greenpeace bringt das Thema zu uns: Mit einem großen Schriftzug touren Aktivist:innen durch europäische Städte.

3: Kein EU-Mercosur-Abkommen!

Seit 1999 versucht die EU, ein Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay abzuschließen. Das EU-Mercosur-Abkommen soll Zölle auf bestimmte Produkte reduzieren bzw. abschaffen. Dazu gehören Rindfleisch, Einwegplastik, Verbrennerautos und Pestizide – Produkte, die die Klimakrise, die Waldzerstörung und das Artensterben befeuern. Laut einer Studie im Auftrag der französischen Regierung wären mindestens 700.000 Hektar zusätzliche Waldfläche nötig, um den höheren Produktionsbedarf für Rindfleisch zu decken. Der Rat der Europäischen Union und das EU-Parlament werden bald über das Abkommen abstimmen. „Während sich die Erde erhitzt, die Wälder brennen, die Meere vermüllen und Insekten massenhaft sterben, will die EU mit dem Mercosur-Abkommen die Produktion von Rindfleisch, Verbrennerautos, Plastik und Pestiziden fördern“, sagt Greenpeace-Waldexperte Harald Gross. Greenpeace fordert daher ein Aus für die derzeitigen Pläne und einen Neustart der Verhandlungen.

mt das EU-Mercosur-Abkommen, kann die Industrie Europa mit Billigfleisch fluten. Im Bild eine Rinderfarm im Amazonasgebiet.
mt das EU-Mercosur-Abkommen, kann die Industrie Europa mit Billigfleisch fluten. Im Bild eine Rinderfarm im Amazonasgebiet.

4: Investieren für Waldschutz!

Auf der Amazonas-COP soll es auch darum gehen, wie der Natur- und Klimaschutz finanziert werden kann. Große Teile der Regenwälder befinden sich in ärmeren Ländern. Gleichzeitig haben Industrieländer wie Deutschland die Klimakrise in besonderem Ausmaß durch ihre Emissionen angefeuert. Daher wird auf der COP der Regenwald-Fonds (Tropical Forests Forever Facility, kurz TFFF) diskutiert. Die Idee: Der Fonds investiert Geld und erwirtschaftet Gewinne. Teile dieser Gewinne werden an Tropen-waldländer ausgeschüttet – wenn diese ihre Wälder besser schützen. So entsteht ein Anreiz, Wälder zu verschonen, statt sie für kurzfristigen Profit zu vernichten. Wie die Investitionen ökologisch, sozial, nachhaltig und gerecht gestaltet werden können und wie sich der Erfolg dieser Maßnahmen überprüfen lässt, darüber soll auf der Klimakonferenz diskutiert werden.

5: Schutz des heimischen Waldes

Auch der Waldschutz in Deutschland lässt zu wünschen übrig. Nur auf 2,8 Prozent der Waldflächen dürfen keine Bäume gefällt werden. Aufgrund von Monokulturen und intensiver Waldbewirtschaftung sind unsere Wälder so geschwächt, dass sie Dürren und Schädlingen wie dem Borkenkäfer nicht mehr trotzen können. Der letzte Waldzustandsbericht zeigt: Nur noch jeder fünfte Baum in Deutschland ist gesund. Es braucht also sowohl nationale als auch internationale Maßnahmen, die gemeinsam die Wälder der Erde schützen – nicht nur am Amazonas.

Auch der deutsche Wald braucht dringend Schutz.
Auch der deutsche Wald braucht dringend Schutz.

Wälder erhalten, Klima schützen! Die Bundesregierung muss sich dafür einsetzen, dass ….

die Klimakonferenz COP30 einen konkreten Aktionsplan zur Beendigung der globalen Waldzerstörung bis 2030 liefert.

das Gesetz für weltweiten

Waldschutz (EUDR) nicht weiter

verwässert wird und rasch in Kraft tritt.

das umweltzerstörerische

EU-Mercosur-Freihandelsabkommen

nicht abgeschlossen wird.