Atomkraft

Gefahr für Europa

Frankreichs ältestes Atomkraftwerk Fessenheim läuft vorerst weiter – auf wackliger rechtlicher Grundlage

Was hat Fessenheim mit Fukushima zu tun? In Japan ist passiert, was sich in Frankreich jederzeit ereignen könnte: die nukleare Katastrophe. Das älteste französische Atomkraftwerk ist seit 40 Jahren am Netz, schon mehrfach sollte es abgeschaltet werden, doch gab es immer wieder eine Kehrtwende. 2020 sollte laut Regierungsdekret Block 1 und 2022 Block 2 endgültig stillgelegt werden. Doch der Staatsrat kippte auf Betreiben der Gewerkschaften und der Gemeinde Fessenheim den Erlass. Der Pannenreaktor im Elsass darf vorerst weiter Strom produzieren.

Französische Atomkraftwerke in Fessenheim und Cruas-Meysse (rechts)
Französische Atomkraftwerke in Fessenheim und Cruas-Meysse (rechts)

„Nach der japanischen Reaktorkatastrophe vom März 2011 hat man erkannt, wie wichtig Notfallsysteme sind“, sagt Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital. „Deshalb wurde für alle französischen AKWs angeordnet, dass sie bis Ende 2018 mit zusätzlichen Notstromdieseln ausgerüstet werden müssen.“

Für Fessenheim beantragte der Betreiber EDF, der sich zu fast 85 Prozent in Staatsbesitz befindet, jedoch keine Notstromverstärkung, denn das AKW sollte ja schon 2016 abgeschaltet werden. Daher kann der Uraltmeiler ab 2019 die Auflagen nicht erfüllen. „Sein Betrieb ist deshalb juristisch mehr als fragwürdig“, sagt Smital, der im November gerade wieder aus Fukushima zurückgekehrt ist, wo sich noch immer Millionen von schwarzen Säcken mit Atommüll stapeln.

„Nach der japanischen Reaktorkatastrophe vom März 2011 hat man erkannt, wie wichtig Notfallsysteme sind“

Heinz Smital, Greenpeace-Atomexperte
Greenpeace-Aktivisten weisen auf massive Sicherheitsmängel hin
Greenpeace-Aktivisten weisen auf massive Sicherheitsmängel hin

Die Gefährlichkeit des Atomkraftwerks nahe Breisach ist seit Jahren bekannt: 2017 hat es den EU-Stresstest aufgrund der Überflutungs- und Erdbebengefahr nicht bestanden. Große Sorgen bereitet Smital zudem das weithin sichtbare Brennelementelager. Bei einem terroristischen Angriff könnte das Kühlwasser auslaufen, die Anlage würde Feuer fangen und es käme zu einer radioaktiven Wolke, die ganz Europa verstrahlen könnte.

Bislang kommt Frankreich seinem Ziel, bis 2035 den Atomstrom um die Hälfte zu reduzieren, kaum näher. Derzeit liegt sein Anteil an der Stromerzeugung bei 72 Prozent. Noch immer laufen 58 Reaktoren. Circa 20 müssten vom Netz, allen voran Fessenheim.