Klimawelle

Billigfleisch killt Wald und Klima

Qualhaltung, Bauernproteste, Fleischkonsum im Fokus der Greenpeace-Landwirtschaftskampagne

Beim Blick in die Ställe dürften viele Menschen ihren Fleischkonsum überdenken – denn noch immer ist es gängige Praxis, beispielsweise Muttersauen in zu engen Käfigen einzupferchen. „Es ist kaum zu ertragen, wie mitleidlos und brutal die Fleischindustrie mit fühlenden und intelligenten Lebewesen umgeht“, sagt Greenpeace-Landwirtschaftsexpertin Stephanie Töwe. Deshalb hat Greenpeace im September 2019 gegen fünf Betriebe in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern Strafanzeige erstattet. Seit 1992 dürfen Sauen laut Nutztierhaltungsverordnung nicht mehr in zu kleinen Käfigen gehalten werden. Doch die Politik hat es bis heute versäumt, diese Missstände zu kontrollieren und abzustellen. „Dass die Bundesregierung lieber Tierleid hinnimmt als geltendes Recht durchzusetzen, ist ein Skandal“, sagt Töwe.

„Es ist kaum zu ertragen, wie mitleidlos und brutal die Fleischindustrie mit fühlenden und intelligenten Lebewesen umgeht.“

Auch Klimakrise, Artensterben und Waldzerstörung für Futtermittel werden der Landwirtschaft angelastet. Dass Bäuerinnen und Bauern ihrem Ärger bei Protesten Luft machen, kann Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Martin Hostetter zwar verstehen. Doch statt auf Umweltschützer zu zeigen, sollten sie die jahrzehntelang fehlgeleitete Agrarpolitik ins Visier nehmen, die neben der Billigproduktion auch das Höfe- und Insektensterben sowie die Grundwasserverunreinigung zu verantworten hat. Die Reform der EU-Agrarpolitik bietet die Chance, die Agrarsubventionen umzustellen, so dass Betriebe, die klima- und artenschonend wirtschaften, finanziell unterstützt werden. Hofstetters Appell richtet sich auch an die Verbraucherinnen und Verbraucher, die bereit sein müssten, für gesunde, umweltfreundlich produzierte Lebensmittel einen angemessenen Preis zu bezahlen.

Wie in Kopenhagen soll auch hierzulande in öffentlichen Kantinen klimafreundliches Essen angeboten werden. Dafür warben Greenpeacer Ende Oktober in 40 deutschen Städten
Wie in Kopenhagen soll auch hierzulande in öffentlichen Kantinen klimafreundliches Essen angeboten werden. Dafür warben Greenpeacer Ende Oktober in 40 deutschen Städten

Billigfleisch kommt uns teuer zu stehen. Oft landet es in Kantinen von Kitas, Schulen, Seniorenheimen und Krankenhäusern auf dem Teller. Bürgerinnen und Bürger können auf die öffentliche Verpflegung Einfluss nehmen: Sie können von Stadt, Gemeinde oder Kommune fordern, mehr Bio, mehr vegetarische und vegane Gerichte in den Speiseplan aufzunehmen.