Tierquälerei im Sonderangebot

Ernährung

Recherchen von Greenpeace zeigen: Statt auf Tier- und Klimaschutz setzt Edeka weiterhin auf Billigfleisch aus katastrophaler Haltung

In der Edeka-Werbung ist viel von Liebe die Rede. Doch die Aufnahmen aus zehn Schweinemastställen, die Greenpeace im Mai veröffentlichte, haben nichts mit Liebe zu tun. Die Fotos und Videos von verletzten, kranken und toten Schweinen waren der Organisation zugespielt worden. Greenpeace hat die Bilder geprüft und ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben. Das kommt zu dem Ergebnis, dass die in diesen Ställen praktizierte Haltungsform 2 verfassungs- und tierschutzwidrig ist. Fünf der zehn Ställe produzierten zum Zeitpunkt der Dokumentation Schweinefleisch für die Edeka-Marken „Gutfleisch“ und „mein Land“.

„Die Aufnahmen zeigen, dass hinter Edekas Qualitätsversprechen Tierleid steckt: Fleisch aus tierschutzwidriger Haltung findet sich regelmäßig in den Regalen des größten deutschen Einzelhändlers“, sagt Stephanie Töwe, Greenpeace-Agrarexpertin.

Gemeinsam mit der bekannten Influencerin Bianca Heinicke hat Greenpeace einen offenen Brief an Edeka-Chef Markus Mosa geschrieben. Das Ziel von 100.000 Unterschriften war rasch erreicht (wenn Sie auch mitmachen möchten: klicken Sie hier). Mit den Aufnahmen konfrontiert, redete sich das Unternehmen heraus, wies den Verbraucher:innen und der Politik die Verantwortung zu oder behauptete, Haltungsform 2 fördere bereits das Tierwohl. Expertin Töwe hält dagegen: „Edeka verspielt das Vertrauen der Verbraucher:innen, wenn es weiter Fleisch aus tierschutzwidriger und klimaschädlicher Haltung bewirbt und mit Tierwohl vermarktet.“

Seit Mai haben Aktivist:innen bundesweit Hunderte Aktionen vor Edekafilialen durchgeführt. In Köln war Bianca Heinicke dabei, als eine Filiale zum Schweinestall umgestaltet wurde. In ganz Deutschland haben Aktive von Greenpeace vor Hunderten Filialen gebrochene Herzen aus Spühkreide und den Slogan „Edeka lässt Tiere leiden“ hinterlassen.

Aktive von Greenpeace protestieren gegen die Supermarktkette Edeka, die Fleisch von Schweinen aus tierschutzwidriger Haltung verkauft.
Aktive von Greenpeace protestieren gegen die Supermarktkette Edeka, die Fleisch von Schweinen aus tierschutzwidriger Haltung verkauft.

Die Zustände in den dokumentierten Ställen mögen besonders krass sein. Doch Edeka ist nicht allein mit seinem unverantwortlichen Profitstreben auf Kosten des Tierwohls. Denn alle großen Supermarktketten wie Edeka, Rewe, Aldi oder Lidl sagen zwar öffentlichkeitswirksam mehr Tierwohl und Klimaschutz zu. Eine Analyse von Greenpeace zeigt jedoch: Die Unternehmen haben ihre Werbung für Billigfleisch in den vergangenen Jahren sogar ausgeweitet. Die von Greenpeace beauftragte Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) zählte allein im vergangenen Jahr 8066 Werbeaktionen für Frischfleisch – rund 22 Prozent mehr als 2019.

Grausame Bilder wie dieses wurden Greenpeace zugespielt.
Grausame Bilder wie dieses wurden Greenpeace zugespielt.

Besonders brisant: 97,4 Prozent dieser Angebote bezogen sich auf konventionell produziertes Fleisch, also Produkte aus den niedrigsten Haltungsformen (1, 2 und 3) oder ganz ohne Kennzeichnung. Der Anteil der Werbung für Biofleisch sank auf gerade einmal 2,6 Prozent. Bei Deutschlands größter Supermarktkette Edeka lag der Anteil von Werbung für Biofleisch gerade mal bei einem Prozent.

Noch herrscht in den Supermärkten das Prinzip des immer-billiger. Doch Wandel ist möglich: Zukunftsfähige Ernährung braucht weniger Fleisch – und mehr Ehrlichkeit.