Editorial

Greenpeace in der Kohlekommission

Martin Kaiser, Geschäftsführer Kampagnen bei Greenpeace Deutschland
Martin Kaiser, Geschäftsführer Kampagnen bei Greenpeace Deutschland

Liebe Förderinnen und Förderer,

Deutschland wird seine Klimaziele für 2020, den CO2-Ausstoß um 40 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren, leider krachend verfehlen, und das überrascht mich nicht. Die Kanzlerin hatte viel versprochen, aber nichts gehalten, seit vielen Jahren sieht sie zu, wie die CO2-Emissionen Deutschlands stagnieren. Die Kohlebagger arbeiten weiter auf Hochtouren, Dörfer wie Proschim, Pödelwitz und Keyenberg sind von der Abbaggerung bedroht, und im verbliebenen Rest des Hambacher Waldes könnten ab Herbst die Sägen heulen. Deutschland verbrennt mehr klimaschädliche Braunkohle als jedes andere Land der Welt. Die dreckigen Kraftwerke müssen schleunigst abgeschaltet werden, wenn wir es schaffen wollen, die globale Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Ich werde in den nächsten Monaten Greenpeace in der Kohlekommission vertreten. Zusammen mit den anderen Umweltverbänden setzen wir uns für einen schnellen und sozialverträglichen Kohleausstiegsfahrplan ein. Beides geht, davon bin ich fest überzeugt. Bis spätestens 2030 muss Schluss sein mit der Kohleverstromung, das sind wir unseren Kindern und Enkeln schuldig. Das sieht im Übrigen auch die Mehrheit der Deutschen so: 75 Prozent der Menschen befürworten laut einer Greenpeace-Umfrage einen schnellen Kohleausstieg. Die Bürger und Bürgerinnen sind mutiger als die Politik! Sie wollen den klimafreundlichen Umbau unserer Energieversorgung, denn sie haben begriffen, dass der Energie aus Sonne und Wind die Zukunft gehört, dass fossile Energieträger nicht mehr wirtschaftlich sind und dass die Klimaüberhitzung und die damit verbundenen Fluchtbewegungen eine der größten Gefahren für die weltweite politische Stabilität ist.

Ende des Jahres soll die Kohlekommission ihren Abschlussbericht abgeben und Sofortmaßnahmen bereits rechtzeitig vor der 24. UN-Klimakonferenz im Dezember im polnischen Kattowitz vorlegen. Auch dieser symbolträchtige Ort mitten in einem Kohlerevier wird nicht verhindern können, dass das Ende einer Ära angebrochen ist. 2018 ist ein entscheidendes Jahr für die Beendigung der Kohleverbrennung!

Ihr Martin Kaiser