Klima

Im Schwitzkasten

Laut einer Greenpeace-Studie gibt es einen Ausweg aus der Klimakrise: Alte Kohlekraftwerke abschalten oder drosseln

Sie haben es gelesen, gesehen, gehört: Getreide vertrocknete, Fische erstickten, Waldbrände loderten in vielen Ländern Europas – der Kontinent erlebte einen außergewöhnlich heißen und trockenen Sommer mit vielen regionalen Rekorden. Die Klimakrise mit ihren Wetterextremen war im Jahr 2018 von der Algarve bis Nordschweden zu spüren. Forscher warnen inzwischen sogar vor einer „Heißzeit“, in der das Klima selbst dann kippen könnte, wenn es gelänge, die Pariser Klimaziele einzuhalten. Der Hitzesommer unterstreicht die Notwendigkeit zu handeln. Deshalb beauftragte Greenpeace das Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik damit, herauszufinden, ob und wie Deutschland sein Klimaziel noch einhalten kann, bis zum Jahr 2020 die CO2-Emissionen um 40 Prozent zu reduzieren. Und zwar ohne Engpässe in der Stromversorgung.

Breiter Widerstand gegen die drohende Abholzung: Der Hambacher Wald ist zum eindrücklichen Symbol einer verfehlten Klimapolitik geworden. Aktuelles über die Entwicklungen im Hambacher Wald und die Greenpeace-Kampagne für den Klimaschutz lesen Sie unter: greenpeace.de/kohle

Die gute Nachricht: Das ist möglich. Der Studie zufolge muss dafür ein Drittel aller Braunkohlekraftwerke sofort abgeschaltet und die Leistung eines weiteren Drittels gedrosselt werden. Insgesamt müssten 6,1 Gigawatt aus Braunkohle erzeugtem Strom stillgelegt werden, haben die Wissen­schaftler errechnet. Parallel dazu gelte es, Wind- und Solarkraft – wie im Koalitionsvertrag vereinbart – auszubauen. „Nicht die technischen Möglichkeiten fehlen, sondern allein der politische Wille“, sagt Anike Peters, Energieexpertin von Greenpeace. Die Mehrheit der Bevölkerung und auch die Experten vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung sprechen sich inzwischen dafür aus, mehr Kohlekraftwerke als bislang geplant vom Netz zu nehmen. „Wenn die Bundesregierung ihr Klima­ziel ohne Not aufgibt, torpediert sie jeden internationalen Ehrgeiz, den Planeten vor dem Schlimmsten zu bewahren“, warnt Peters. An die Adresse der Bundeskanzlerin Angela Merkel richtet sie den Appell:

„Die Zeit des Redens ist vorbei, jetzt muss gehandelt werden!“

Lösungen in Sicht

Um das Klima zu schützen, muss nicht nur die Energiewirtschaft umgekrempelt werden. In etlichen Zukunftsentwürfen zeigt Greenpeace auf, welche Veränderungen notwendig sind: Vor kurzem analysierte die Umweltorganisation beispielsweise, wie schonend der Wald bewirtschaftet werden müsste, damit er mehr CO2 speichern kann. Im „Kursbuch Agrarwende 2050“ beschreibt Greenpeace eine ökologisierte, ressourcen- und klimaschonende Landwirtschaft, die Deutschland ernähren kann. Untersucht wurde zudem, wie sich der Stadtverkehr bis zum Jahr 2035 emissionsarm gestalten ließe und welche Meeresschutzgebiete eingerichtet werden müssten, damit sich die Ozeane erholen könnten.