Editorial

Martin Kaiser

Martin Kaiser, Geschäftsführender Vorstand Greenpeace e. V.
Martin Kaiser, Geschäftsführender Vorstand Greenpeace e. V.

Liebe Förderinnen und Förderer,

wir stehen an einem Wendepunkt – politisch, gesellschaftlich und ökologisch. Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Erderhitzung, Naturzerstörung, Plastikvermüllung, soziale Ungleichheit und bewaffnete Konflikte sind drängende und unübersehbare Krisen. Doch gleichzeitig haben wir weiterhin die Chance, unser Land und unsere Welt gerechter, nachhaltiger und widerstandsfähiger zu gestalten. Gerade dafür haben sich Greenpeace-Aktive weltweit in den letzten Monaten eingesetzt.

Hier in Deutschland wird sich nach den Wahlen im Februar zeigen, ob und wie eine neue Bundesregierung den Weg in eine lebenswerte Zukunft ebnen will. Deutschland hat sich parteiübergreifend zum Klimaneutralitätsziel 2045 bekannt – dieser gesellschaftliche Konsens darf nicht infrage gestellt werden. Klimaschutz ist keine Option, sondern eine Verpflichtung. Jetzt braucht es Tempo und Mut, um diese Ziele auch tatsächlich zu erreichen. Denn jedes Nichthandeln in der Klimapolitik verursacht immense Kosten. Extreme Wetterereignisse – wie die Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 oder die in Spanien 2024 – haben uns schmerzlich vor Augen geführt, welche tragischen Konsequenzen zögerliches Handeln mit sich bringt.

Die Bundesregierung steht in der Verantwortung, Klima- und Naturschutz zur obersten Priorität zu machen. Zu wenig ist bisher passiert. Deswegen haben wir uns mit unserer Zukunftsklage für besseren Klimaschutz an das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe gewandt. Und es braucht eine Wirtschaft, die sich konsequent an den planetaren Grenzen orientiert. Eine erneuerbare Energieversorgung ohne Kohle, Gas, Öl und Atom sowie eine Verkehrswende, die alle mitnimmt, sind Schlüssel zu einem nachhaltigen und sozialen Wandel. Mobilität für alle bedeutet, bezahlbare und klimafreundliche Alternativen zum Auto zu schaffen. Gerade im ländlichen Raum ist der Ausbau solcher Wahlmöglichkeiten dringend notwendig. Denn Mobilität bedeutet Teilhabe – am Berufsleben, an Bildung und am gesellschaftlichen Leben.

Klare gesetzliche Rahmenbedingungen und Investitionen in eine klimaneutrale Zukunft sind die Voraussetzung, um Klima, Natur und somit uns Menschen zu schützen. Und mit einer Milliardärssteuer, wie von Greenpeace just vorgeschlagen, könnten finanzpolitische Handlungsspielräume geschaffen werden, um Zukunftsaufgaben zu bewältigen. Eine solche Steuer könnte bis 2030, den Vermögenszuwachs eingerechnet, bis zu 200 Milliarden Euro in die Kassen spülen – für eine ökologische Modernisierung, etwa den Ausbau von Bus und Bahn, die energetische Sanierung von Schulen oder den Klimaschutz für Städte. Greenpeace fordert, dass eine neue Bundesregierung zügig eine solche Milliardärssteuer für gerechten Klimaschutz einführt.

Die kommende Legislaturperiode kann echten Wandel schaffen, wenn wir uns als Gesellschaft gemeinsam dafür einsetzen. Die neue Bundesregierung steht in der Pflicht, sich an bereits getroffene Vereinbarungen zu halten und für die Sicherheit der Menschen zu sorgen. Wir werden sie mit klugen Konzepten und Lösungsvorschlägen immer wieder daran erinnern.

Die Welt braucht Veränderung, wenn wir in Frieden und in Gesundheit weiter unseren fragilen Planeten bewohnen wollen. Wir wollen diese Veränderungen mitgestalten – und das geht nur mit Ihrer Unterstützung. Wir danken Ihnen, dass Sie Teil einer Bewegung sind, die eine positive Vision der Welt nicht nur denkt, sondern Realität werden lassen will. Und dafür, dass Sie unser Engagement unterstützen und möglich machen.

Herzlichst,

Martin Kaiser