Zusammen Großes bewirken

Interview

Die gemeinnützige Deutsche Postcode Lotterie steht seit Jahren fest an der Seite von Greenpeace. Auch dank ihrer Fördermittel sind innovative und langfristige Umweltschutzkampagnen möglich. Ein Gespräch über diese fruchtbare Kooperation mit der Vorsitzenden der Geschäftsführung der Soziallotterie Friederike Behrends (2. v. l.) und dem Geschäftsführenden Vorstand von Greenpeace Roland Hipp (2. v. r.)

Seit wann sind Greenpeace und die Deutsche Postcode Lotterie ein erfolg­reiches Team?

Roland: Ich erinnere mich noch genau, dass ich unsere Büros in Holland und Schweden anrief, als bei uns von der Postcode Lotterie die Rede war. Beide waren von der guten Zusammenarbeit begeistert. Nach einem solch positiven Feedback suchten auch wir den Kontakt. Die erste Zuwendung bekamen wir 2018 für die Ostseeküstentour unseres Seglers Beluga II.

Greenpeace betont ja immer, kein Geld von Politik und Wirtschaft zu akzeptieren …

Roland: Das ist richtig, und das tun wir auch nicht. Mehr als eine Million Menschen beteiligen sich an der Lotterie. Es sind also die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die die Fördergelder durch ihren Loskauf generieren. Deshalb ist diese Art der Förderung im Einklang mit unserer Unabhängigkeit.

Friederike: Wir sind eine unabhängige und gemeinnützige Soziallotterie. Mindestens 30 Prozent aller Einnahmen fließen in Projekte aus den Bereichen Chancengleichheit, sozialer Zusammenhalt, Natur- und Umweltschutz.

Roland: Die Idee einer Lotterie als finanzielle Unterstützung ist nicht ungewöhnlich. Tatsächlich haben viele Umweltschutzorganisationen im Laufe ihrer Geschichte damit geliebäugelt, selbst eine Umweltlotterie ins Leben zu rufen. Aber das ist eben nicht so einfach.

Friederike: 1989 wurde die erste Postcode Lotterie in den Niederlanden gegründet, 2005 folgten Großbritannien und Schweden sowie 2016 Deutschland. Wir sind also eine noch junge, unternehmenunabhängige und gemeinnützige Soziallotterie mit einem einzigartigen Konzept: Denn bei uns gewinnt nicht nur eine Person, es gewinnen auch ganze Nachbarschaften, so bewirken die Lose gleichzeitig etwas Gutes. Deutschlandweit konnten wir so bereits mehr als 4400 grüne und soziale Projekte mit mehr als 175 Millionen Euro fördern. Und alle Postcode Lotterien zusammen gehören mit mehr als 12,5 Milliarden Euro weltweit zu den größten privaten Fördermittelgebern.

Wofür hat denn Greenpeace die bisherigen Fördermittel der Postcode Lotterie eingesetzt?

Roland: Da möchte ich zwei ganz unterschiedliche Projekte nennen: Als Corona ausbrach, waren Indigene in Amazonien betroffen, bekamen aber wenig oder keine staatliche Unterstützung. Mithilfe der Postcode Lotterie konnten wir schnell indigene Gemeinschaften mit medizinischen Hilfsmitteln versorgen. Das andere Beispiel ist unser Bildungsprojekt: An Schulen ist das Thema Nachhaltigkeit noch immer unterbelichtet, das wollen wir ändern. Etwa mit dem Projekt Schools for Earth: Wir gehen an Schulen, bilanzieren mit Schulleitungen, Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern den gesamten CO2-Fußabdruck. Im zweiten Schritt geht es darum, Maßnahmen zu ergreifen, um die Emissionen zu verringern. Das heißt also: Wir machen uns zusammen mit Schulen auf den Weg zur Klimaneutralität. Inzwischen beteiligen sich mehr als 120 Schulen, dieser Riesenansturm hat unsere Erwartungen bei weitem übertroffen.

Friederike: Es gibt – im Kleinen und im Großen – so viel positives und weltveränderndes Engagement, das in den oft rein sensationsgetriebenen Medien zu kurz kommt. Wir müssen sichtbar machen, was schon alles Großartiges passiert, dass jede und jeder selbst dazu beitragen kann und wir nur alle zusammen eine bessere Welt für Mensch und Natur schaffen können. Das Schöne an meinem Job ist, dass wir jeden Tag erleben dürfen, wie ein Wandel durch kleine und große Projekte und das viele Engagement möglich ist.

Roland: Vor allem müssen alle mitmachen, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft. Jede und jeder muss einen Beitrag leisten, damit es gelingt, die Klima- und Biodiversitätskrise zu meistern. Sei es, ein Solarmodul am Balkon zu installieren oder weniger Fleisch zu essen. Am Anfang jeder Veränderung wird man als naiv oder verrückt abgestempelt, so ging es uns mehrfach. Beim FCKW-freien Kühlschrank, den Greenpeace vor 30 Jahren entwickelt hat, wurde vor Explosionsgefahr gewarnt, heute ist diese Technik Standard. Oder nehmen wir den Ökostrom: Um regenerativen Strom in den Netzen durchleiten zu dürfen, mussten hunderte Prozesse geführt werden. Diese Liberalisierung im Strommarkt ist hart erkämpft!

Für so dicke Bretter braucht man wahrlich einen langen Atem …

Roland: … oh ja. Und genau das schätzen wir an der Förderung durch die Postcode Lotterie. Diese Finanzmittel sind verlässlich, langfristig, unabhängig und seit neuestem projektungebunden.

Friederike: Richtig. Im vergangenen Jahr haben wir erstmals Postcode Partner ernannt und Greenpeace als einen unserer ersten ausgewählt. Wir fördern die Umweltorganisation mit zwei Millionen Euro pro Jahr und über einen Zeitraum von fünf Jahren, dazu noch projektungebunden. Unser unabhängiger Beirat bewilligt jedes Jahr die Fördersumme neu. Diese besondere Förderung ermöglichen wir nur Organisationen, zu denen ein langanhaltendes Vertrauensverhältnis und laufender vertrauensvoller Kontakt besteht und die nachhaltige, sichtbare Auswirkungen auf die Gesellschaft haben. Denn wir glauben, dass die Organisationen am besten wissen, wo das Geld am wirksamsten eingesetzt wird. Natürlich besprechen wir aber regelmäßig Themen und den Einsatz der Mittel.

Roland: Zum einen investieren wir die Mittel in internationale Kampagnen – das deutsche Büro ist weltweit größter Geldgeber der internationalen Greenpeace-Arbeit. Diese Fördermittel eröffnen uns vor allem auch innovative Spielräume. Etwa den klimaneutralen Umbau unserer Fahrzeuge, Schlauchboote, Schiffe. Beispielsweise soll die Beluga II eine methanolbetriebene Brennstoffzelle bekommen. Noch gibt es wenig Erfahrung mit dieser Technik, aber wir wagen es trotzdem und werden – wie schon beim Kühlschrank oder beim Dreiliterauto – mit einem innovativen Projekt vorangehen.

Friederike: Greenpeace und die Postcode Lotterie haben dasselbe Ziel: die Welt nachhaltig besser und zukunftsfähig zu machen. Nur spielen wir auf unterschiedlichen Instrumenten: Greenpeace verändert die Welt mit Kampagnen – und wir durch den Betrieb einer Lotterie, bei der nicht nur zusammen gewonnen, sondern auch mit jedem Los gleichzeitig die Welt verändert wird.

Die deutsche Postcode Lotterie in kürze

Die Deutsche Postcode Lotterie ist eine unabhängige und gemeinnützige Soziallotterie. Auch der Beirat der Deutschen Postcode Lotterie arbeitet unabhängig. Den Vorsitz hat Prof. Dr. Rita Süßmuth inne, Stellvertreterin ist Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Wichtig ist der Postcode Lotterie die Gemeinschaft: Gewinnt ein Los den Hauptgewinn, gewinnen alle Teilnehmenden aus demselben Postleitzahlgebiet mit, außerdem werden auch Projekte in der Umgebung gefördert. Zudem beugt die Lotterie Spielsucht vor: Es gibt keinen Jackpot und jede Person darf maximal drei Lose erwerben. Mehr dazu unter: postcode-lotterie.de