Abkommen droht Geschäfte mit Ackergiften anzukurbeln –
Greenpeace-Test weist verbotene Pestizide in Obst aus Brasilien nach
Der umstrittene EU-Mercosur-Vertrag ist noch nicht vom Tisch. Mit aufgetürmten Giftfässern protestierten Greenpeace-Aktive deshalb Mitte Mai vor dem Wirtschaftsministerium in Berlin gegen das EU-Mercosur-Abkommen. Was beides miteinander zu tun hat? Ziemlich viel. Das EU-Handelsabkommen mit den Mercosur-Staaten (Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay) sieht nicht nur vor, Fleischexporte nach Europa – und umgekehrt Autoexporte nach Südamerika – zu erleichtern. Auch sollen Handelshemmnisse für die Ausfuhr von Pestiziden aus dem Hause BASF, Bayer & Co. fallen: Mehr als 90 Prozent der EU-Chemikalienexporte würden von Zöllen befreit, das würde Pestizidausfuhren nach Südamerika noch lukrativer machen.
Schon heute gehört Brasilien zu den größten Pestizidverbrauchern weltweit – mit verheerenden Folgen für die Bevölkerung, die Umwelt und die Artenvielfalt. Deshalb hat Greenpeace Importfrüchte aus dem südamerikanischen Land untersuchen lassen: Von 70 getesteten Proben von Papayas, Mangos, Melonen, Limetten und Feigen aus Brasilien enthielten 59 Pestizidrückstände. In vier Früchten wurde der gesetzliche Grenzwert überschritten, 21 der gefundenen Wirkstoffe gelten als hoch gefährlich, und elf Wirkstoffe sind in der EU nicht zugelassen. Die belasteten Früchte landen wiederum in unserem Obstsalat. Von dem toxischen Geschäft profitiert die deutsche Chemieindustrie, die auf Platz 3 der Top-Exporteure liegt. Mehr als zwei Drittel der Wirkstoffe, die deutsche Konzerne in Brasilien verkaufen, sind zudem als hoch gefährliche Pestizide eingestuft. „Es kann nicht sein, dass Wirtschaftsminister Altmaier angesichts der ökologischen Krise an so einem Killer-Deal für Artenvielfalt und Klima festhält“, sagt Greenpeace-Handelsexperte Jürgen Knirsch. Für ihn ist klar, dass sich die Bundesregierung gegen dieses umweltschädliche Abkommen aussprechen und – so sieht es auch ein Rechtsgutachten von Misereor und Greenpeace – für Neuverhandlungen einsetzen muss.
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