Einhundert Fußballfelder, das muss man sich mal vorstellen“, sagt der Koordinator der Gruppe Weiden Günther Sparrer, „so viel Wald sollte für ein neues Gewerbe-gebiet abgeholzt werden.“ Im Nu bildete sich in der früheren oberpfälzischen Porzellanstadt ein Aktionsbündnis und los ging’s: Es leitete einen Bürgerentscheid ein, verteilte Flyer, sammelte Unterschriften, putzte Klinken, baute eine Webseite, fütterte die sozialen Medien und pflanzte Bäume. „Wir haben uns acht Wochen lang reingehängt, das war eine auf-regende Zeit“, erzählt Jutta Raquet, die wie Günther Sparrer seit 2015 bei der Greenpeace-Gruppe mitmacht.
Wie es ausgehen würde, konnte niemand einschätzen. Tatsächlich gab es am 14. Februar 2021 eine echte Überraschung: 65 Prozent der Bürgerinnen und Bürger hatten für den Walderhalt gestimmt. „Das war großartig“, freut sich Gerald Schmid, einer der inzwischen 14 Aktiven. Er kommt aus dem benachbarten Tirschenreuth, auch dort gibt es Pläne, einen Wald direkt neben einem Moorgebiet für eine Großfabrik zu vernichten. Die Setzlinge für die nächste Baumpflanzaktion in Tirschenreuth sind schon bestellt, denn damit startete ja auch die Erfolgsgeschichte in Weiden.
Die Ehrenamtlichen der politisch konservativen Gegend nahe der tschechischen Grenze haben sich noch mehr vorgenommen: Zusammen mit anderen Greenpeace-Gruppen wollen sie für ganz Bayern Flächenfraßprojekte dokumentieren und die Zerstörung wichtiger Lebensräume aufzeigen. Zumal es oft – wie auch in Weiden – genügend Flächen und Leerstand gäbe, die sich gewerblich nutzen ließen. Viele seien allerdings durch Schadstoffe belastet und müssten saniert werden, berichtet Florian Burdack, der Jüngste der Gruppe.
Wenn das Weidener Team gerade mal keinen Wald rettet, veranstaltet es auch sehr beliebte Filmtage und macht bei Gruppenaktionstagen gegen Billigfleisch oder klimaschädliche Verbrennerautos mit. Die Gruppe genießt es, zusammen Spaß zu haben, mit anderen gemeinschaftlich kreativ zu sein und – wie beim Waldentscheid – etwas bewirken zu können. Günther Sparrer weist gern vor Ort auf lokale Probleme hin, um dann auf die globale Dimension aufmerksam zu machen. Wie zum Beispiel auf den Zusammenhang zwischen dem Wald-erhalt und der Klimakrise: „Wenn wir gemeinsam vorgehen, sind wir stark und durchsetzungsfähig“.
MEHR ZUM THEMA
weiden.greenpeace.de