Konsum
Fabrikneuer Müll
Enthüllung im Amazon-Logistikzentrum Winsen: Jede Woche werfen Mitarbeitende dort mehrere LKW-Ladungen nicht verkaufter Waren weg
Obwohl 2020 auch auf Druck von Greenpeace ein Gesetz gegen die Ressourcenvernichtung beschlossen wurde, zerstört der Onlinehändler Amazon weiterhin originalverpackte Produkte. Das enthüllte ein Greenpeace-Rechercheur, der mehrere Wochen im Amazon-Logistikzentrum in Winsen gearbeitet und die Vorgänge dokumentiert hat. Allein an diesem einen Standort werden an acht Arbeitsplätzen, sogenannten „Destroy-Stationen“, jede Woche mehrere LKW-Ladungen nicht verkaufter T-Shirts, Spielzeug, Bücher und fabrikneuer Elektroartikel zum Vernichten aussortiert. „Genau das sollte das reformierte Kreislaufwirtschaftsgesetz verhindern, aber es wird weder umgesetzt noch überwacht“, kritisiert Viola Wohlgemuth, Konsumexpertin bei Greenpeace. Amazon bereitet sich sogar schon jetzt auf die Zeit vor, in der Strafen fällig werden könnten. Da laut Gesetz keine gebrauchsfähigen Waren in den Müllschreddern landen dürfen, ließ der Konzern bereits vor dem Wegwerfen neue Textilien mit der Schere zerschneiden. Greenpeace pocht auf ein konsequentes Zerstörungsverbot: „Das Vernichten von Neuwaren muss endlich strafrechtlich verfolgt werden, denn Ressourcenschutz ist der beste Klimaschutz“, sagt Wohlgemuth.
Lebensmittelhandel
Beim Fleisch hört die Liebe auf
Edeka wirbt mit seiner Liebe für Lebensmittel. An der Fleischtheke ist davon aber nichts zu spüren: Die Supermarktkette verkauft weiter fast nur Fleisch aus tierschutzwidriger Haltung und macht bis Redaktionsschluss nur vage Andeutungen, das in Zukunft zu ändern
In mehr als 30 Städten protestierten Greenpeace-Aktive Ende Mai vor Edeka-Filialen. Ihre Plakate im Stil von Warnhinweisen auf Zigarettenpackungen zeigen die Folgen der Billigfleischproduktion für Tiere, Artenvielfalt und Klima. „Diese gesellschaftliche Verantwortung muss Edeka als größter Lebensmitteleinzelhändler ernst nehmen und aufhören, Billigfleisch zu bewerben und zu verkaufen“, fordert Stephanie Töwe, Landwirtschaftsexpertin bei Greenpeace. Aldi macht es vor: Der Discounter will sein Frischfleischsortiment bis 2030 schrittweise auf die höheren Tierwohl-Haltungsformen 3 und 4 umstellen. Die Produktion von Billigfleisch der Haltungsform 1 und 2 stuft Greenpeace als tierschutzwidrig ein.
Edeka mangelt es bei seinen Bedientheken zudem an Transparenz: Eine bundesweite Greenpeace-Recherche offenbart große Lücken bei der Kennzeichnung. Auch wird das Verkaufspersonal vom Konzern nicht in die Lage versetzt, die Kundschaft darüber zu informieren, wie die Tiere für Bratwurst und Kotelett gehalten wurden und welche Haltungsstufe was aussagt.
Wenige Wochen zuvor ergab eine Kantar-Umfrage im Auftrag von Greenpeace, dass drei Viertel der Supermarktkundschaft an Bedientheken eher ein Fleischangebot aus artgerechter Tierhaltung erwarten als im Selbstbedienungsregal. Diese Erwartungen werden enttäuscht. Denn laut Greenpeace-Recherchen kennzeichneten nur 22 von 99 besuchten Edeka-, Kaufland- und Rewe-Filialen überhaupt Produkte an den Bedientheken mit der Haltungsform. Die schlechteste – Stufe 1 – gab keine einzige Filiale schriftlich an. Deshalb stellt Landwirtschaftsexpertin Stephanie Töwe fest: „Die Kundinnen und Kunden tappen weiterhin im Dunkeln“.
Gefährliche Keime
In der industriellen Landwirtschaft werden noch immer massenweise Antibiotika eingesetzt. So entstehen antibiotikaresistente Keime, die nicht nur mit der Gülle aus Ställen, sondern auch aus Schlachthöfen direkt in die Umwelt gelangen. Das ist das Ergebnis einer Mitte Mai veröffentlichten Greenpeace-Recherche, für die Abwasserproben aus sieben Schlachtbetrieben, darunter Tönnies, Westfleisch und Wiesenhof, analysiert wurden. Demnach enthielten 30 der insgesamt 33 Proben antibiotikaresistente Keime, in elf Proben wurden Resistenzen gegen das für Menschen wichtige Reserveantibiotikum Colistin nachgewiesen. „Die zunehmende Unwirksamkeit von Antibiotika erzeugt eine schleichende Pandemie. Die kriegen wir nur in den Griff, wenn deutlich weniger Tiere – und diese artgerechter – gehalten werden“, sagt Dirk Zimmermann, Landwirtschaftsexperte von Greenpeace.
Energy: Neuer Name – Gleicher Inhalt
Greenpeace Energy engagiert sich künftig unter einem neuen Namen für die Energiewende und konsequenten Klimaschutz. Ab dem Herbst heißt der Ökoenergieanbieter Green Planet Energy. Sonst bleibt alles, wie es ist: Die enge inhaltliche Verbundenheit mit Greenpeace, die Ausrichtung an den besonders ambitionierten Greenpeace-Kriterien für sauberen Strom, die Umsetzung machbarer Lösungen für die Energiewende und die Unabhängigkeit als Genossenschaft. Greenpeace Energy ging 1999 aus einer Kampagne von Greenpeace hervor und arbeitet seitdem rechtlich und wirtschaftlich unabhängig für eine Versorgung aus 100 Prozent erneuerbaren Energien. Beide Organisationen werden jedoch regelmäßig verwechselt oder sogar bewusst gleichgesetzt – bis hin zum mutwillig konstruierten Vorwurf, Greenpeace würde den Ausbau der Erneuerbaren nur deshalb vorantreiben, um über den Umweg der Genossenschaft davon selbst finanziell zu profitieren. Der Namenswechsel schärft nun das Profil beider Organisationen und wird es uns leichter machen, gemeinsam die Klimakrise zu bekämpfen. act.gp/3jpeEkN
Rüstungsexporte
Keine Waffen in Krisengebiete!
Mit Dutzenden Kindersärgen protestierten Greenpeace-Aktive Mitte Mai bei der Hauptversammlung des Rüstungsproduzenten Rheinmetall. Denn unbeeindruckt von der Pandemie floriert der Waffenhandel: Im Jahr 2020 stiegen die weltweiten Militärausgaben auf 1,98 Billionen Dollar. Deutschland ist viertgrößter Waffenexporteur der Welt, ein Großteil des Kriegsgerätes wird an Drittstaaten außerhalb der EU geliefert. So können die Rüstungsgüter in Krisen- und Kriegsgebieten landen und unermessliches Leid und vielfachen Tod verursachen. Deshalb fordert Greenpeace ein strenges Kontrollgesetz für Rüstungsexporte, das Ausfuhren außerhalb der EU und gleichgestellten Staaten ausschließt. Eine Mehrheit der Menschen in den vier größten Waffenexportnationen der EU (Deutschland, Spanien, Italien und Frankreich) bestärkt die Umweltorganisation: Bei einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag von Greenpeace sehen bis zu 65 Prozent der Befragten moralische und ethische Grundsätze in der Rüstungspolitik ihres Landes nicht ausreichend beachtet.
Weltweit werden Waffen auf Messen gehandelt. In Hochglanzbroschüren wird die Durchschlagskraft von Raketen gepriesen, Panzer und Militär-LKWs glänzen frisch poliert. Diese zynisch-bizarre Welt hat der Fotograf Nikita Teryoshin in seinem Langzeitprojekt „Nothing Personal – The Back Office of War“ festgehalten. Von 2016 bis 2020 hatte er 14 Waffenmessen auf fast allen Kontinenten besucht. Einige seiner Bilder (siehe oben) sind an Bord des Greenpeace-Schiffes „Beluga II“ im August in Bonn, Düsseldorf und Berlin zu sehen.
„Die Welt im Blick“
Im Sommer zeigt der langjährige Greenpeace-Fotograf Markus Mauthe seine neue multimediale Live-Fotoshow „Die Welt im Blick“. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums von Greenpeace tourt er durch Deutschland, um den Menschen die atemberaubenden Schönheiten der Naturlandschaften, aber auch die globalen Veränderungen der Ökosysteme nahezubringen.
Die Open-Air-Tourdaten finden Sie unter:
greenpeace.de/die-welt-im-blick
Jahresbericht 2020
Wie sich Greenpeace 2020 für Klima- und Meeresschutz, Wälder und Agrarwende sowie den Frieden einsetzte, fasst der Jahresbericht zusammen. Außerdem informiert er über die Verwendung der Spendengelder.Zum Herunterladen: greenpeace.de/jahresbericht-2020, zu bestellen: infomaterial@greenpeace.de oder 040/30618-120.