Was bedeutet das Karlsruher Urteil für die Umwelt? Vier Greenpeace-Fachleute skizzieren, was der höchstrichterliche Spruch für die Greenpeace-Themen Landwirtschaft, Wälder, Energie und Mobilität bedeutet:
Martin Hofstetter Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace
Umbruch auf dem Land
Das Urteil bedeutet, dass die Landwirtschaft Tierhaltung und Fleischkonsum erheblich reduzieren muss. Moorböden müssen nass gehalten und die Ackerpflanzen gezielter mit weniger Stickstoff gedüngt werden. Außerdem lässt sich aus dem Urteil ableiten, dass Reserveantibiotika in der Tierhaltung verboten werden müssen. Und übrigens: Diesen juristischen Erfolg haben wir zusammen mit klagenden jungen Landwirtinnen und Landwirten erreicht.
Sandra Hieke Waldexpertin bei Greenpeace
Von Holzäckern zu Wäldern
Im Wald muss Schluss sein mit Kahlschlägen, mit Aufforstung von Nadelbäumen und mit Holzeinschlag in alten, gefährdeten Laubwäldern. Das Urteil bedeutet in der Konsequenz: mehr Schutzgebiete und eine naturnahe Waldwirtschaft. Nur so können die Wälder mithelfen, das Klima zu schützen.
Karsten Smid Energie- und Klimaexperte bei Greenpeace
Schneller Kohleausstieg
Wenn man dem Karlsruher Urteil folgt, bedeutet das: Ein Großteil der Kohle muss tatsächlich im Boden bleiben, die Dörfer am Tagebau Garzweiler können dadurch weiter bestehen und der Kohleausstieg muss bis spätestens 2030 erfolgt sein. Die Regierungen müssen den Ausbau der fossilen Infrastruktur – etwa neue Flüssigerdgasterminals – stoppen, zukünftige Investitionen dürfen nur noch in klimafreundliche Innovationsprojekte fließen. Und ganz wichtig: Der Ausbau der erneuerbaren Energien muss jetzt massiv vorangetrieben werden.
Gregor Kessler Sprecher für Mobilität bei Greenpeace
Umsteigen bitte!
Für den Verkehr ist das Urteil ein deutliches Signal. Es bereitet den Weg für den schnelleren Abschied vom Öl, also vom Verbrennungsmotor. Gehen die Hersteller diesen Umstieg nicht schnell genug an, kann die Politik – gestärkt durch Karlsruhe – ihnen mit festen Ausstiegsdaten Leitplanken setzen. Infolge des Urteils muss jetzt gleichzeitig der Umbau des Verkehrssystems erfolgen: Wir brauchen weniger Autos und bessere Alternativen. Ein Autobahnmoratorium und ein neuer Verkehrswegeplan sind hier erste Schritte.