Schwabenpower gegen CETA

Gruppenporträt

Schüler drängen Ministerpräsident Winfried Kretschmann zum Widerstand gegen unfaire Handelsabkommen

Wochenlang haben die Jungs vom Johannes-Kepler-Gymnasium in Leonberg bei Stuttgart um diesen Termin gekämpft. Gleich ist es soweit: Winfried Kretschmann, der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, wird auf ihre kleine Bühne kommen und fast 400.000 Unterschriften gegen CETA entgegennehmen – rund 80.000 haben allein die Jugendlichen mit ihrer Online-Petition gesammelt. Doch kaum ergreift Kretschmann das Wort, macht sich Enttäuschung breit. Denn der grüne Politiker denkt nicht daran, im Bundesrat gegen CETA zu stimmen – obwohl die Landespartei dies im Wahlkampf versprochen hatte.

„Kretschmann hat uns unterstellt, wir wären gegen freien Handel. Das ist eine Unverschämtheit.“

…sagt Ludwig Essig nach der kurzen Begegnung. Der 15-Jährige hat sich „richtig reingekniet“ in dieses abstrakte Thema und hält sogar Vorträge über die Folgen von CETA, TTIP & Co. Für ihn ist klar: Freier Handel muss ökologisch und fair sein.

Übergabe der Unterschriften an Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg.
Übergabe der Unterschriften an Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg.

Vor drei Jahren begann alles mit einer Greenpeace-Mitmachaktion gegen Shell. Als sich der Ölkonzern dann tatsächlich aus der Arktis zurückzog, gründeten Ludwig und einige Mitschüler spontan das Greenteam „Schwabenpower“. Seither gehen die Jungs fürs Klima auf die Straße, setzen sich gegen Glyphosat und für Bienen ein, gegen Gentechnik und für bäuerliche Landwirtschaft – und für fairen Handel.

„Als wir merkten, dass CETA, das Handelsabkommen mit Kanada, alle Themen massiv beeinträchtigt, die uns wichtig sind, haben wir die Petition gestartet.“

…erzählt Ludwig. Das Ergebnis hat sie umgehauen. Noch immer glauben die Gymnasiasten, dass CETA verhindert werden kann. In den Niederlanden sei ein Referendum geplant und Belgien habe den Europäischen Gerichtshof eingeschaltet, sagt Ludwig – und versichert: „Wir kämpfen bis zur Ratifizierung im Bundesrat weiter.“