Greenpeace

Editorial

Martin Kaiser, Sweelin Heuss, Roland Hipp (von links).
Martin Kaiser, Sweelin Heuss, Roland Hipp (von links).

Liebe Förderinnen und Förderer,

es ist eigentlich kaum zu fassen: Am Strand einer Vogelschutzinsel liegt ein Computermonitor. Er sieht reichlich mitgenommen aus, dennoch hat ihn niemand da abgelegt. Denn nur wenige Menschen betreten die Insel Scharhörn – und das auch nur unter Aufsicht eines Vogelwarts. Wie also, fragen wir uns, kommt der Monitor auf unserem Titelbild in das Naturschutzgebiet? Das ist die eigentliche, schon fast absurde Faszination an diesem Bild. Die Antwort liegt unter anderem in der Globalisierung. In nur wenigen Jahren haben mit der Ausweitung des Schiffsverkehrs nicht nur die Abgase extrem zugenommen, sondern auch der Müll. Die Weltflotte umfasst 90.000 Fracht- und Personenschiffe. Die 15 größten Schiffe der Welt stoßen im Jahr so viele Schadstoffe aus wie 750 Millionen Autos. Und 90.000 Schiffe verlieren irgendwo auf einem Ozean eine Menge Müll, der landet dann tausende Kilometer entfernt im Nest eines Kormorans. Auch die Fischfangflotten „müllen“: An ihren Netzen sind Fäden befestigt, damit sie nicht so schnell abnutzen. Diese „Dolly Ropes“ schwimmen nicht nur im Wasser und landen – als vermeintliches Futter – in Fischen, sie werden auch an Land geschwemmt. Wie sehr dieser Müll uns – aber auch die Tierwelt – gefährdet, lesen Sie in der Reportage über die Aufräumaktion von Greenpeacern auf Scharhörn.

Plastik ist ein großartiger Werkstoff, der Formen ermöglicht, die mit anderen Materialien kaum zu schaffen wären. Wenn er aber nur zum Konsumgut, zum Wegwerfprodukt wird, dann ist Plastik die Plage des 21. Jahrhunderts. Dieses Thema verdeutlicht uns daher auch, wie komplex und vielschichtig diese Welt geworden ist. Es gibt nicht nur „Gut“ und „Böse“. Auf solche Herausforderungen muss Greenpeace reagieren: Mit einem stetigen Anpassen der inhaltlichen Schwerpunkte und mit einer neuen Geschäftsführung, die aus drei Personen besteht. Ich habe mich an dieser Stelle schon in der letzten Ausgabe vorgestellt. Seit 1983 bin ich bei Greenpeace und wurde am 1. Juli zum ersten Geschäfts­führer ernannt. Die Geschäftsführung Öffentlichkeit übernimmt meine neue Kollegin Sweelin Heuss. Sie war bei der Evangelischen Stiftung Alsterdorf, dem größten norddeutschen sozialen Dienstleistungsunternehmen mit Sitz in Hamburg, als Bereichsleiterin für Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising tätig. Zuvor arbeitete sie unter anderem neun Jahre in unterschiedlichen Führungspositionen bei einer internatio­nalen Kommunikationsberatung. Mein langjähriger Mitstreiter Martin Kaiser ist seit 1998 bei Greenpeace und als neuer Geschäftsführer für die Kampagnen verantwortlich. Er hat sowohl national als auch international Greenpeace-Kampagnen geleitet, insbesondere zur internationalen Klimapolitik. Zudem leitete er die Arbeit von Greenpeace Deutschland zum Schutz von Wäldern und Meeren.

Wir als neue Geschäftsführung werden uns weiterhin auf nationale und damit auch gleichzeitig auf internationale Umweltskandale fokussieren. Greenpeace ist in Europa und weltweit tätig, weil auch deutsche Firmen in einer globalen Welt tätig sind: Wir wollen den Kohleausstieg in Deutschland gegen internationale Investoren verteidigen, den Atomausstieg in Europa sichern, die Erneuerbaren Energien weltweit ausbauen, Meeresschutzgebiete in der Arktis schaffen, Urwälder in Brasilien vor Staudämmen sowie in Europa und Asien vor Rodungen retten, die Massentierhaltung abschaffen, unsere Kleidung giftfrei machen – das sind nur einige Beispiele. Greenpeace wird weiterhin seinen Teil dazu beitragen, dass die Welt eine bessere wird oder so gut bleiben kann, wie sie an manchen Stellen schon ist. In diesem Sinne, let’s make it a green peace.

Ihr Roland Hipp