Wie viel Platz darf das Auto beanspruchen? Darüber tobt in der niedersächsischen Stadt ein heftiger Streit. Für Greenpeace Osnabrück ist der Fall klar: „Die Zukunft gehört den Radfahrern und dem öffentlichen Nahverkehr“, sagt der 37-jährige Gruppenkoordinator Johannes Wriske. Die rund 15 aktiven, meist berufstätigen Mitglieder im Alter von 20 bis 50 Jahren machen sich schon lange für eine Verkehrswende stark. Sie besuchen Podiumsdiskussionen, organisieren Infostände – und haben ein lokales Mobilitätskonzept erstellt. Darin fordern sie, Tempo 30 für die ganze Stadt einzuführen, eine Straßenbahn zu bauen, den öffentlichen sowie den Radverkehr zu fördern und den zentralen Platz „Neumarkt“ für Autos zu sperren. „Die Leute haben die Schnauze voll von Lärm und schlechter Luft“, sagt Nadja Hitzke, die seit fast drei Jahrzehnten dabei ist.
Doch noch brettern zahllose Lastwagen durch die City. Sie sind nicht nur laut und erzeugen stinkende Abgase, sondern sie sind obendrein eine tödliche Gefahr für Radfahrer. Jan Wichmann, Erlebnispädagoge und Lotse der örtlichen Greenpeace-Jugendgruppe, hat für das Jahr 2014 festgestellt, dass in Osnabrück mehr tödliche Radunfälle passiert sind als in Berlin. Auch Tobias Demircioglu, Pressesprecher der Gruppe, ist schon mehrfach beinahe auf Motorhauben gelandet – und steigt in der Stadt nun nicht mehr in den Sattel. Umso neidischer schielt der passionierte Rennradler nach Oldenburg. Die etwa 100 Kilometer entfernte, gleich große Stadt ist gerade mit dem Zertifikat „Fahrradfreundliche Kommune“ ausgezeichnet worden. „Das müssen wir hier bei uns auch schaffen“, spornt Tobias die seit 1984 bestehende Gruppe an.
Derzeit planen die Osnabrücker Ehrenamtlichen, auf einem Parkstreifen am Neumarkt Rollrasen auszulegen und Liegestühle aufzustellen.
„Wir wollen den Menschen veranschaulichen, wie schön es wäre, den Verkehrsknotenpunkt anders zu nutzen, denn wir brauchen dringend mehr Grün und weniger Verkehr in der Stadt.“