Es sind vier schöne Frühlingsmonate, in denen das Greenpeace-Schiff Beluga II über Donau, Rhein, Main, den Dortmund-Ems-Kanal, Weser, Elbe und entlang der Nordseeküste tourt. Weniger schön ist der Anlass: unsichtbarer Müll. An mehr als 50 Stationen wirft die Besatzung den sogenannten Manta Trawl aus – ein engmaschiges Netz, das durch einen Metallrahmen offen gehalten wird. Die Greenpeacer sammeln damit Stichproben von den im Wasser schwimmenden Partikeln und schicken diese ins Labor.
Bereits vor zwei Jahren fand das Alfred-Wegener-Institut heraus, dass Kläranlagen es nicht schaffen, unsere Abwässer von Mikroplastik zu reinigen. Fast ungehindert fließt der winzige Abfall in die Flüsse. Auch entlang von Flussufern gelangt auf vielfältige Weise Plastik ins Wasser. Als Mikroplastik werden Kunststoffpartikel bezeichnet, die kleiner sind als fünf Millimeter. Sie entstehen, weil Plastik im Wasser nicht biologisch abgebaut, sondern bloß zerrieben und zersetzt wird. Wie sehr unsere Flüsse belastet sind, zeigen jetzt die Stichproben von Greenpeace.
„Wir haben hauptsächlich Überbleibsel von typischem Verpackungsmüll gefunden“
„Wir haben hauptsächlich Überbleibsel von typischem Verpackungsmüll gefunden“, sagt Sandra Schöttner, Biologin und Meeresexpertin bei Greenpeace. „Aber auch bunte Mikrokügelchen waren dabei, wie sie in Kosmetika eingesetzt werden.“ Für Peelings und Shampoo wird Mikroplastik sogar gezielt als Inhaltsstoff hergestellt. Auch gelangen Fasern, die sich bei jedem Waschgang aus synthetischen Kleidungsstücken wie Fleece lösen, über das Abwasser in die Flüsse.
„Das Fatale ist: Oberflächlich betrachtet ist das Wasser sauber“, sagt Schöttner. „Erst wenn man genauer hinsieht, so wie wir das machen, erkennt man, dass Mikroplastik schon überall ist und wie schmutzig unsere Flüsse sind.“ Die Ergebnisse der Beluga-Tour seien nur eine Momentaufnahme von dem, was im Sauberland Deutschland alles in die Umwelt gelangt. „Nur mit dem Finger auf Asien und Afrika als Verursacher des Plastikmüllproblems zu zeigen, ist falsch“, sagt Schöttner.