Die Zerstörung
Die Vernichtung der Ur- und Naturwälder geht ungebremst voran. Bisher ergriffene Schutzmaßnahmen und rechtliche Regulierungsversuche scheiterten allesamt. Laut des neuesten Greenpeace-Reports, der Satellitenbilder auswertete, sind weniger als drei Prozent der Karpaten streng geschützt. Und die Sägen machen selbst vor streng geschützten Nationalparks nicht Halt. Pro Stunde, so der Report, werden mehr als vier Hektar Wald zerstört. Hochgerechnet auf die letzten beiden Jahrzehnte sind mehr als 7350 Quadratkilometer Wald dem Holzeinschlag zum Opfer gefallen, das entspricht fast der Hälfte der Fläche von Schleswig-Holstein. Wenn der systematische Kahlschlag in diesem Tempo weitergeht, könnten laut einer Greenpeace-Hochrechnung im Jahr 2050 im Vergleich zu 2020 fast 20 Prozent der Karpaten zerstört sein.
Die Treiber
Der Holzhandel ist ein Milliardengeschäft, getrieben von Gier, fehlender Strafverfolgung und Korruption. Millionen Kubikmeter Holz werden verantwortungslos geschlagen – befeuert von der großen Nachfrage aus dem Ausland, wo die wertvollen Bäume häufig als kurzlebige Produkte wie Billigmöbel oder Toilettenpapier enden. Komplizen und Profiteure der Waldzerstörung waren Firmen wie Swiss Krono oder der österreichische Holzkonzern HS Timber Group. Wie Greenpeace 2015 aufdeckte, hat das (vormals als Schweighofer bekannte) Unternehmen systematisch illegal geschlagenes Holz in Rumänien aufgekauft. Der Weg des Holzes aus schützenswerten Karpatenwäldern lässt sich meist nicht nachverfolgen, ein Teil davon dürfte auch in Deutschland landen.
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Die Gefahr
Wo Wälder verschwinden, wird die Klimakrise befeuert. Aufgrund der zunehmenden Erderwärmung steigt das Risiko für Extremwetterereignisse wie Sturzregen, mit der Folge von Erdrutschen und Überschwemmungen. Schon heute befinden sich all jene in höchster Gefahr, die sich den profitablen Geschäften der Holzdiebe in den Weg stellen: Immer wieder werden vor Ort brutale Übergriffe dokumentiert. Im Jahr 2019 erschütterten die Morde an zwei Förstern die rumänische Öffentlichkeit.
Die Hoffnung
Seit vielen Jahren setzt sich Greenpeace für den Schutz der Karpaten ein. Greenpeace-Aktive kartierten dazu wertvolle Waldgebiete, deckten illegale Rodungen auf, stellten sich der Zerstörung direkt in den Weg und machten Druck auf Verantwortliche aus Politik und Wirtschaft. Greenpeace fordert nun die EU-Kommission auf, sofort alle Kahlschläge zu stoppen, ein zehnjähriges Moratorium für den Bau neuer Straßen durchzusetzen und in dieser Zeit einen länderübergreifenden Aktionsplan zum Schutz dieser letzten Bastion der Wildnis umzusetzen.
Grüner Wiederaufbau
Mitten in den ukrainischen Karpaten organisierte Greenpeace im August 2023 das erste dreitägige Sommercamp: Eingeladen waren 43 Menschen aus vielen Gemeinden, die vor Ort grüne Wiederaufbauprojekte umsetzen wollen. In Workshops und Seminaren erfuhren sie alles Wissenswerte über Solaranlagen und Wärmepumpen. Zusammen mit der Zivilgesellschaft will Greenpeace erneuerbare Energien an kriegsbeschädigten Kindergärten und Hospitälern installieren. Das Krankenhaus im Dorf Horenka haben Greenpeace-Aktive bereits mit erneuerbaren Energien ausgestattet.