Jolina vom Greenteam des Johanneums in Lübeck steht auf einer kleinen Bühne im Schulhof. Sie schafft es, was fast unmöglich erscheint – den Klimawandel in 20 Worte zu fassen: „1. Er ist real. 2. Wir sind die Ursache. 3. Er ist gefährlich. 4. Die Fachleute sind sich einig. 5. Wir können noch etwas ändern.“ Hunderte Hände klatschen Beifall. Damit startet der Aktionstag für alle Klassen. Mittendrin das Greenpeace-Bildungsteam.
In der 5a lädt der Greenpeacer Markus Power eine bunte Illustration auf dem Bildschirm hinter der Tafel hoch, die den Kohlenstoffkreislauf der Erde darstellt. „Warum gibt es gelbe Sonnen, die lächeln und rote, die böse sind?“ fragt ein Mädchen. Markus grinst und erklärt, dass die Sonnen Kohlenstoffatome darstellen, kindgerecht nennt er sie Kohlenstoffis. Die gelben schützten uns wie eine Decke gegen Kälte. Ohne sie wäre es auf der Erde sehr kalt, minus 18 Grad Celsius. Die roten dagegen seien überzählige Kohlenstoffis, die durch das viele Verbrennen von Kohle, Öl und Gas entstünden. „Sie legen sich wie viele zusätzliche Decken um die Erde, dadurch wird es immer heißer“, erklärt der Projektleiter von „Schools for Earth“, dem Bildungsprojekt von Greenpeace.
Die Kinder hören konzentriert zu und packen auch schon das „Klimakit“ mit Lernmaterialien zum Klimaschutz aus, das Markus an vier Gruppen verteilt hat. Bunte Memorykärtchen liegen auf den Tischen verstreut. Darauf steht zum Beispiel: Mobilität, Zusammenarbeiten, Projektmanagement, Fotografie, Finanzen oder Energie. Mithilfe dieser Kärtchen sollen die Kinder lernen, Klimaschutzaktionen zu planen. „Haben wir eine Solaranlage auf dem Dach?“ fragt Conner. Pablo zuckt mit den Schultern. Die anderen schütteln den Kopf. Also schreibt Emma ins Klimakitheft: „Wir wollen unsere Energie selber produzieren.“ Und Conner hakt nach: „Warum haben wir das nicht schon vor vielen Jahren gemacht?“ Markus wirft ihm einen anerkennenden Blick zu und wendet sich einer anderen Gruppe zu. Sie hat die Kärtchen „Social Media“ mit „Performance“ und „Konsum“ kombiniert. „Was habt ihr denn vor?“, fragt Markus erstaunt: „Wir sind die ‚Life saver‘, erklärt Anna selbstbewusst, „wir studieren einen Tanz ein und verbreiten das Video mit der Botschaft: Werft euren Müll nicht auf die Straße!“ Markus nickt, genau diese Motivation und Kreativität hat er sich erhofft.
„Die jungen Menschen müssen Klimaschutz und Nachhaltigkeitsthemen erleben können, dann kommen sie vom Erkennen und Bewerten auch zum Handeln.“
Zur gleichen Zeit streift die 8a auf Recherche durchs Haus. In Gruppen soll die Klasse Fragebögen ausfüllen wie etwa: Benutzt die Schule Recyclingpapier? Das Toilettenpapier und die Papierhandtücher werden untersucht, weit und breit ist kein Umweltsiegel zu entdecken. Mit welcher Energiequelle wird die Schule beheizt? Ratlose Blicke. Also geht es in den Keller. Auf einem der Rohre, die unter der Decke längs führen, entdeckt ein Mädchen einen roten Pfeil, daneben steht „Erdgas“. Plötzlich ein Juchzen: „Guckt mal“, sagt Smilla und führt die Gruppe um die Ecke: Da stehen viele Kartons mit Recyclingpapier für Drucker und Kopierer und darauf der Blaue Engel. Bingo.
Zurück im Klassenraum fragt die Greenpeace-Referentin Lilly, die bei der Umweltorganisation gerade ein Freiwilliges Jahr für Jugendbeteiligung macht, was die Schülerinnen und Schüler gerne verbessern würden. Die Ideen sprudeln: weniger Plastik, weniger Essensverschwendung, mehr fleischlose Kost, mehr Grünfläche, mehr digitale Fortbildung für Lehrkräfte.
„Was ist eigentlich mit unserer Schulkleidung? Das wär ja krass, wenn da Kinderarbeit drin stecken würde“, sagt Merle. Alle hoffen, dass das nicht der Fall ist, aber niemand weiß es. Das ist der Moment, auf den Lilly gewartet hat, um zum Handeln zu kommen. „Wer kümmert sich darum, das herauszufinden und gegebenenfalls zu ändern?“ fragt Lilly. Zwei melden sich. Perfekt.
„Das Lübecker Gymnasium Johanneum ist eine Leuchtturmschule in puncto Klimaschutz, es hat schon eine Klimabilanz erstellt und auf Initiative der Lernenden per Schulkonferenz entschieden, bis 2035 klimaneutral zu werden“, erklärt Markus. Der Greenpeace-Bildungsexperte steht inmitten der vielen Plakate und an Wäscheleinen aufgehängten Postkarten, die den Schulhof zum Abschluss des Kimaaktionstages füllen. Die vielen positiven Reaktionen der Schülerinnen und Schüler freuen und bestärken ihn:
Virtuell eintauchen
Wie verändert die Erderhitzung das Great Barrier Reef? Und wie engagieren sich junge Indigene im Amazonasregenwald für den Schutz ihrer Heimat? Die Antworten lassen sich mit einem Tablet erkunden: Das Greenpeace-Bildungsprojekt hat eine Lern-App entwickelt, die mit „Augmented Reality“ der Artenvielfalt auf die Spur kommt. Virtuell können Schülerinnen und Schüler etwa Orte wie bedrohte Korallenriffe oder artenreiche Wiesen erleben. Das neue Tool vermittelt die globalen Auswirkungen unseres Handelns und regt dazu an, nachhaltige Lösungen zu suchen. Der Link für mobile Endgeräte: artenvielfalt-auf-der-spur.de
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