Editorial

Liebe Förderinnen und Förderer,

Martin Kaiser, Geschäftsführender Vorstand Greenpeace e.V.
Martin Kaiser, Geschäftsführender Vorstand Greenpeace e.V.

wir haben die Auswirkungen der politischen Versäumnisse der Vergangenheit dieses Jahr durch weltweite Klima-extreme deutlich zu spüren bekommen. Nun steht uns ein Winter bevor, in dem wir – aufgrund unserer Abhängigkeit von fossilen Energieträgern – unseren Energieverbrauch noch mehr im Blick haben müssen. Auch deswegen drängt Greenpeace Politik und Wirtschaft weiter zu konsequentem Klima- und Naturschutz. Und überprüft deren Handeln! Bearing Witness – vor Ort zu sein und Missstände anzuprangern – ist seit Gründung von Greenpeace 1971 unser Leitprinzip. Zwei Beispiele aus diesem Jahr: Nach dem Fischsterben in der Oder nahmen Greenpeace-Aktive aus Polen und Deutschland Wasser- und Sedimentproben. Und ein Expertenteam von Greenpeace reiste ins Kriegs-gebiet nach Tschornobyl in der nördlichen Ukraine, um die  radioaktive Strahlung zu messen und die Auswirkungen der militärischen Besatzung zu dokumentieren.

Wer die besorgniserregenden Nachrichten aus weiteren ukrainischen Atomkraftwerken hört, wird sich kaum für einen Weiter- oder Reservebetrieb der AKW in Deutschland aussprechen können – denn auch deutsche Meiler sind nicht genügend gegen Angriffe geschützt. Atomkraft ist auch im Normalbetrieb eine Hochrisikotechnologie, liefert keinen nennenswerten Beitrag zur Behebung des Gasnotstandes, und der atomare Restmüll stellt eine enorme Belastung für nachfolgende Generationen dar. Jeder Euro, der in Atomkraft fließt, fehlt bei der zu beschleunigenden Transformation hin zu klimafreundlichen Friedensenergien wie Sonne und Wind – gerade im Süden Deutschlands. AKW sind nicht nachhaltig, die entsprechende EU-Taxonomie fechten wir juristisch an. Übrigens, knapp die Hälfte der EU-Uranimporte stammen aus Russland und Kasachstan. In diesem Sinne: Atomkraftwerke dürfen in Deutschland keinen Tag länger laufen!

Ihr

Martin Kaiser