Zoe Hoffmann und Oleg Solovyev fühlen sich wohl bei Greenpeace und dürfen – wie oben im Aktionslager – hinter die Kulissen blicken
Oleg kann sein Glück noch immer kaum fassen. Von Sibirien aus hatte sich der Biologiestudent via Skype zusammen mit mehr als 100 Interessenten für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) bei Greenpeace beworben und die Umweltschützer so beeindruckt, dass sie spontan einen zusätzlichen Platz für ihn einrichteten. Der 23-Jährige aus Omsk genießt die Zeit in Hamburg, zumal er im Vorfeld der „Make Something Week“ gleich richtig viel zu tun hatte: Er suchte Unterstützer und verschickte Material-päckchen an Greenpeace-Gruppen. Außerdem führt er regelmäßig Schülerinnen und Schüler durch die Greenpeace-Ausstellung.
„Die Kinder wissen schon so viel, sie lernen Ökologie wie Lesen und Schreiben. Bei uns kommt Umweltschutz im Unterricht so gut wie nicht vor“
Dieses Thema stehe in Russland nicht hoch im Kurs, ganz einfach, weil die Menschen mit völlig anderen Problemen zu kämpfen hätten. Dennoch will Oleg einen Weg finden, auch seine Landsleute für den Schutz der Umwelt zu begeistern. Schon jetzt plant er, auf Instagram in zwei Sprachen ganz einfache Tipps zu posten wie etwa: Nehmt zum Ein-kaufen eine Stofftasche mit! Oder: Nutzt eine Thermotasse!
Coole Idee, findet Zoe Hoffmann, die in der Hamburger Greenpeace-Zentrale neben Oleg auf dem Sofa sitzt. Die 19-Jährige kommt aus Dortmund, wo sie einige Jahre lang bei der Greenpeace-Jugendgruppe (JAG) aktiv war, Theater gegen das Bienensterben spielte oder sich im Robbenkostüm für saubere Meere einsetzte. An der Elbe betreut sie nun Jugendgruppen, versorgt diese mit Materialien, hilft beim Organisieren von Treffen und staunt, wie viel Logistikarbeit hinter den Kulissen geleistet wird. „Man lernt selbstständiges Arbeiten und wie Projekte und Kampagnen entwickelt werden“, sagt Zoe. Auf die Frage, ob sie positiv in die Zukunft blicke, muss sie kurz nachdenken, dann bricht es aus ihr heraus: „Wir müssen aufhören, immer nur negative Geschichten zu erzählen. Wir müssen das Ganze umdrehen und sagen: Wenn wir jetzt alle was machen, dann kann das Leben richtig schön werden.“
Wenn wir jetzt alle was machen, dann kann das Leben richtig schön werden.
Die harte Realität zu Hause hindert Oleg, ebenso positiv zu denken. Er weiß, dass Umweltaktivistinnen und -aktivisten dort gefährlich leben, hohe Strafen riskieren oder sogar eingesperrt werden. Aber dann fällt ihm doch noch ein, wie auch er den Spieß umdrehen kann: „In einem Punkt sind wir besser“, sagt er „bei uns ist Bahnfahren billiger als Fliegen!“