MEILENSTEIN
1995

AM PRANGER

Wie entlarvt man lügende Politiker? Indem man ihnen kurze Beine oder lange Pinocchio-Nasen verpasst und sie großformatig plakatiert. Das ist das Begleitprogramm von Greenpeace zum ersten Weltklimagipfel im März 1995 in Berlin. Dort treffen sich der japanische Premierminister Murayama Tomiichi, US-Präsident Bill Clinton und Bundeskanzler Helmut Kohl (v. l.) sowie viele weitere Staatschefs, die schon drei Jahre zuvor beim Erdgipfel in Rio versprochen hatten, den Anstieg ihrer Treibhausgasemissionen zu stoppen. Das Gegenteil ist passiert. 1995 bekräftigen die Chefs der Industriestaaten zwar erneut ihre Absicht, dem Klima­wandel entgegenzuwirken, feierlich verkündet etwa Bundeskanzler Helmut Kohl sogar, die CO2-Emissionen Deutschlands bis zum Jahr 2005 um 25 Prozent im Vergleich zu 1990 zu verringern. Wie wir heute wissen, wird dieses Ziel – wie noch viele weitere – krachend verfehlt. In einem Satz fasst Greenpeace-Experte Oliver Worm das Geschehen in Berlin zusammen: „Erhellend waren auf der Konferenz nur die Glühbirnen.“