Meere

„Ein ganz beson­­deres Juwel“

Umschwärmt von Fischen erkundete Greenpeace-Meeresexperte Thilo Maack den Tiefseeberg Vema – ein Interview von Bord

Expedition zum  Mount Vema: Der Tiefseeberg ist fast so hoch wie der Mont Blanc und ragt bis 26 Meter unter die Wasseroberfläche. In den Weltmeeren gibt es schätzungsweise mehr als 100.000 solcher Seeberge

Thilo Maack, Meeresbiologe und leidenschaftlicher Taucher, an Bord der „Arctic Sunrise“
Thilo Maack, Meeresbiologe und leidenschaftlicher Taucher, an Bord der „Arctic Sunrise“

Wo seid ihr gestartet?

In Südafrika. Wir sind in Kapstadt mit offenen Armen empfangen worden. Der Andrang beim „Open Boat“ war riesig – 1700 Besucher standen Schlange, um das Schiff zu besichtigen.

Wie lange habt ihr für die fast tausend Kilometer zum Mount Vema gebraucht?

Wir waren drei Tage unterwegs, die ersten beiden waren für viele wegen des Sturms eine echte Prüfung. Die „Arctic Sunrise“ heißt bei uns nicht umsonst Waschmaschine – weil sie gerne schlingert und rollt.

Wer war alles an Bord?

35 Leute aus 16 Nationen, aus Europa, Asien, Nord- und Südamerika und natürlich Afrika.

Bist du selbst auch getaucht?

Natürlich, das lass ich mir doch nicht entgehen. Der Mount Vema ist der beeindruckendste Tauchplatz, an dem ich je gewesen bin, ein ganz besonderes Juwel. Schon gleich beim Abtauchen wurden wir von Hunderten Fischen umkreist. Pro Tauchgang konnten wir gut eine halbe Stunde unten bleiben. Dabei drangen wir in fast 40 Meter Tiefe vor. Oft musste ich mich zurückhalten, um nicht noch tiefer zu tauchen, weil die Umgebung so unbeschreiblich schön ist. Ich hätte ewig da unten bleiben können.

Welches Equipment hattet ihr dabei?

Neben einer Unterwasserdrohne haben wir Scooter verwendet, die uns schnell von A nach B zogen. So konnten wir länger unten bleiben und größere Bereiche nach Geisternetzen absuchen.

Seid ihr auch Fischern begegnet?

Ja, einem taiwanesischen Langleinenfischer. Wir haben das Schiff über Funk kontaktiert. Der Kapitän war von den Philippinen und sprach kein Englisch. Glücklicherweise kommt unser Bootsmann auch von den Philippinen und sprach sogar den gleichen Dialekt. Es stellte sich heraus, dass sich das Schiff am Seeberg mit einem anderen Langleinenfischer getroffen hatte, um Köder und Proviant zu übergeben.

Es waren auch Wissenschaftler an Bord, was haben sie untersucht?

Walbiologen wollen mit sogenannten Akustikfallen herausfinden, ob der Unterwasserberg ein Migrationsknotenpunkt für die Meeressäuger ist, also so etwas wie eine Raststätte auf der Autobahn. Außerdem haben wir Wasserproben gefiltert, diese lassen wir im Labor auf Genfragmente von Walen untersuchen. Auch für den Kelpspezialisten Professor Robert Anderson war es ein außergewöhnliches Erlebnis, bei dieser Expedition dabei zu sein. Beim Anblick der Bilder, die wir von unseren Tauchgängen mitbrachten, geriet er richtiggehend aus dem Häuschen. Niemals hätte er einen solchen Artenreichtum erwartet.