Jährlich landen rund 640.000 Tonnen altes Fischereigerät inklusive Geisternetze, Bojen, Leinen, Fallen und Körben in den Weltmeeren, wie ein aktueller Greenpeace-Report belegt. Demnach gehen sechs Prozent aller eingesetzten Netze, neun Prozent aller Fallen und 29 Prozent aller Langleinen jährlich auf den Ozeanen verloren und enden als Müll im Meer. Deshalb fordert Greenpeace konsequente Maßnahmen gegen diesen tödlichen Plastikmüll aus der Fischerei.
Die Pol-zu-Pol-Tour startete Mitte April 2019 und führt von der Arktis in die Antarktis (siehe GPN 3.19). Das Ziel: Sie soll Druck auf die UN machen. Diese soll im Frühjahr 2020 einen Schutzvertrag für die Hohe See beschließen. Greenpeace fordert, dass 30 Prozent der Meere geschützt werden müssen.
Wie wirksam Schutzgebiete sind, konnte Greenpeace-Meeresexperte Thilo Maack (siehe Interview S. 22) am Mount Vema mit eigenen Augen bestaunen. Aus rund 4600 Metern Tiefe erhebt sich der Tiefseeberg im Südostatlantik bis 26 Meter unter die Wasseroberfläche, an seinen Hängen entfaltet sich ein einzigartiges Ökosystem. Wale, Kelpwälder, Gelbschwanzmakrelen, Streifenbrassen, Korallen und viele Krebsarten zählen zu den Bewohnern dieser artenreichen Oase. Sogar die hier als ausgestorben geltende Tristan-Languste entdeckten die Greenpeace-Taucherinnen und -Taucher. Deren Population wurde in nur 20 Jahren fast vernichtet – die begehrte Delikatesse war restlos überfischt. Bis die Fischereiorganisation SEAFO 2007 ein Verbot der Bodenfischerei verhängte. Von da an konnte sich die Languste tatsächlich wieder erholen.
Tödliche Geisternetze
Schon zuvor hat Greenpeace bei der Tour die Verschmutzung der Ozeane mit Plastikmüll aufgezeigt: Die Konzentration von Mikroplastik in der tiefblauen, westatlantischen Sargassosee, Heimat von Meeresschildkröten, Seepferdchen und Aalen, ist ähnlich stark wie im großen pazifischen Müllstrudel, ergaben Untersuchungen von Wissenschaftlern an Bord der Esperanza.
Und auch für das Amazonas-Riff zwischen Brasilien und Französisch-Guayana gibt es Grund zur Sorge: Nach dem Greenpeace-Sieg gegen Explorationspläne des Ölkonzerns Total will nun BP in dem artenreichen Gebiet nach Öl bohren. Im Falle einer Ölpest gäbe es keine Möglichkeit, das Riff zu schützen, warnt Greenpeace. Die Organisation hatte das riesige Korallenriff in der Amazonasmündung erst 2017 auf einer Expedition dokumentiert.
Um die Bedrohung der Ozeane abzuwenden, fordert Greenpeace bis spätestens 2030 ein Netzwerk von Schutzgebieten, das mindestens 30 Prozent der Meere umfasst. Unterschreiben auch Sie die Greenpeace-Petition unter:
Im Januar wird sich die „Esperanza“ auf den Weg in die Antarktis machen. Über diesen Abschnitt der Pol-zu-Pol-Tour werden wir im 3. Teil berichten.
Das Amazonasriff zwischen Brasilien und Französich Guayana hatte eine Greenpeace-Expedition im Jahr 2017 dokumentiert. Nun ist es schon bedroht, denn Konzerne wie BP wollen in der Nähe nach Öl bohren. Auf der Pol-zu-Pol- Tour erkundeten erstmals Greenpeace-Tieftaucher Flora und Fauna des Riffs. An Bord bestimmten, untersuchten und dokumentierten Wissenschaftler die gefundenen Riffbewohner
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