MEILENSTEIN
1994

Giftmüll
zurückgeholt

Im albanischen Bajzë inspizieren Greenpeace-Aktivisten in Schutzanzügen und mit Gasmasken Anfang März 1994 einen gestrandeten Zug mit Giftmüllfässern. Die Altpestizide waren zwei Jahre zuvor als „humanitäre Hilfe“ getarnt von Hannover nach Albanien verschoben worden. Aus undichten Fässern sickern die Giftstoffe ins Erdreich und bedrohen das Trinkwasser. Kurzentschlossen beladen die Aktivisten einen Lkw mit der gefährlichen Fracht. Auf der Europabrücke bei Kehl protestieren sie, während gleichzeitig eine Bundestagsdebatte zum Thema stattfindet. Sie fordern den damaligen Umweltminister Klaus Töpfer auf, den restlichen Giftmüll zurück­zuholen. Tatsächlich geschieht das noch im selben Jahr. Kurz nach der Aktion reagieren die Vertragsstaaten der Basel-Konvention: mit einem Exportverbot von Giftmüll aus den reichen Industrieländern nach Osteuropa und in den globalen Süden. Noch heute freut sich Andreas Bernstoff, damals Greenpeace-Giftmüllexperte, über diesen Kampagnenerfolg. Das Verfahren gegen Greenpeace wegen illegaler Einfuhr von Giftmüll wird eingestellt. Die Aktion sei geeignet gewesen, den guten Ruf der Bundesrepublik im Ausland wiederherzustellen, so die Richterin.