Von weit weg sah man nur zwei weiße Punkte und ein langes weißes Spruchbanner. Zwei Aktivisten hingen seit 26 Stunden auf einem 35 Meter hohen Schornstein. Die Geschichte dahinter ist der reinste Umweltkrimi: Aus dem Fabrikschlot blies die Chemiefirma Boehringer hochgiftige Dioxine in die Hamburger Luft. Es war bereits die zweite Protestaktion einer neu formierten Umweltschutzgruppe gegen Giftmüll. Erst wenige Monate zuvor hatten Aktivistinnen und Aktivisten alles darangesetzt, die Verklappung von verdünnter Schwefelsäure in der Nordsee zu verhindern und sich deshalb mit der verantwortlichen Bayer AG angelegt. Spektakulärer hätte Greenpeace Deutschland im Oktober 1980 nicht starten können.
Greenpeace war auch in Deutschland mehr als nötig, um der Gewissenlosigkeit vieler Firmen, Investoren und kreditgebenden Banken, ebenso der Untätigkeit vieler Politikerinnen und Politiker etwas entgegenzusetzen. Und zwar nicht nur, indem Aktivistinnen und Aktivisten protestieren, sondern indem sie einschreiten und sich den Ungerechtigkeiten und Zerstörern in den Weg stellen. Das ist es, was Greenpeace von Anfang an auszeichnet und das es auch künftig brauchen wird.

Damals wie heute stützt sich die Umweltorganisation auf fünf Eckpfeiler
Mission: Greenpeace ist eine internationale Umweltschutzorganisation, die mit gewaltfreien Aktionen für den Schutz der Lebensgrundlagen kämpft und sich für Umwelt und Frieden einsetzt.
Aktionen: „Taten statt Warten“. Das war neu und überraschend, dass nun jemand selbst am Ort des Geschehens Umweltverbrechen dokumentiert, mit direkten, gewaltfreien Aktionen einschreitet und den Konflikt mit den Verantwortlichen nicht scheut. Später erweitert Greenpeace die Aktionsformen, erarbeitet wissenschaftliche Grundlagen, konkrete Lösungen und Materialien zur Umweltbildung.
Internationalität: Frieden und Umwelt kennen keine Grenzen, und Landesgrenzen schon gar nicht, daher ist Greenpeace von Anfang an international tätig. Mit allen Problemen und Schwierigkeiten, die eine internationale Organisation hat, überwiegt eindeutig die Stärke, zusammenzuarbeiten und sich zu unterstützen. Greenpeace Deutschland spielte und spielt eine zentrale Rolle, engagiert sich durch Mitarbeit in internationalen Teams, koordiniert weltweit Kampagnen, betreut Trainings und unterstützt finanzschwächere Länderbüros.
Engagement: Greenpeace lebt vom Mitmachen. Den von Menschen verursachten Umweltproblemen und -skandalen müssen sich auch Menschen entgegenstellen. Aus einer Handvoll engagierter Leute ist im Laufe der Jahre eine starke Organisation geworden. Aktuell arbeiten rund 300 Frauen und Männer beim deutschen Greenpeace e.V., Tausende Ehrenamtliche sind in mehr als hundert Gruppen bundesweit aktiv, und viele Hunderttausende unterstützen und fördern Greenpeace regelmäßig – allein in Deutschland.

Unabhängigkeit – politisch und finanziell: Die dringend benötigten Kampagnen und die politische Arbeit entstehen ohne den Einfluss von Parteien, Staat oder Industrie. Auch auf finanzielle Unabhängigkeit wurde von vornherein geachtet, denn nur so kann Greenpeace völlig frei agieren und Kritik üben. Geld von Unternehmen, von staatlichen- oder Regierungsstellen lehnt Greenpeace ab, einzig private Spenden machen die Arbeit der Umweltorganisation möglich.
WAS GREENPEACE ERREICHT
Es ist ein Verdienst der Umweltbewegung, dass ökologisches Denken und nachhaltiges Handeln ein wesentlicher Bestandteil der politischen Diskussion und des Alltags vieler Bürgerinnen und Bürger geworden sind. Ihren Grundsätzen – den fünf Eckpfeilern – ist die Umweltorganisation Greenpeace dabei treu geblieben. Dies war mitentscheidend dafür, dass viele Skandale aufgedeckt und zahlreiche wichtige Erfolge erzielt wurden: das Ende des kommerziellen Walfangs, das Dumpingverbot für radioaktiven und toxischen Müll in den Meeren, der „Weltpark Antarktis“, die Entwicklung und Durchsetzung des FCKW-freien Kühlschranks, der Schutz der Landwirtschaft vor der Gentechnik und der Schutz großer Urwaldgebiete in Russland, Kanada und im Amazonasgebiet, dem starken Mitwirken beim Ausstieg aus der Atomkraft und den Beschlüssen beim Pariser Klimaschutzabkommen. Greenpeace hat dazu beigetragen, dass unzähligen Menschen, Tieren und Pflanzen regelrecht das Leben gerettet wurde – mit jedem Hektar Wald, jedem Quadratkilometer Meeresschutzgebiet und jeder gesetzlichen Verbesserung für Natur- und Umweltschutz ist die Welt ein wenig besser geworden.

JETZT GEHT ES UMS ÜBERLEBEN
Die Mission ist dabei, sich zu verändern, denn es geht nicht mehr „nur“ um den Schutz der Lebensgrundlagen, sondern inzwischen um deren Erhalt und damit um unser Überleben auf der Erde. Deshalb brauchen wir verantwortliche Politikerinnen und Politiker, die die Energie-, Mobilitäts- und Landwirtschaftswende in Gang setzen, die längst vorhandene Lösungen und Technologien umsetzen und die das viele Geld, das gerade in die Industrie fließt, mit nötigen Umweltauflagen verknüpfen und die Wirtschaft ökologisch ausrichten.
Auch unsere weltweiten Wälder und Ozeane spielen im Kampf für den Klimaschutz eine fundamentale Rolle, also müssen sie dringend geschützt werden. Denn heute stehen wir vor der größten Umweltkrise aller Zeiten, der vom Menschen gemachten Klimakrise. Wie diese Krise noch abgewendet werden kann, zeigen die fundierten und zukunftsfähigen Visionen und Konzepte, die Greenpeace zum Meeres- und Waldschutz, zur Energie- und Mobilitätswende und zur nötigen Agrarwende in der Landwirtschaft vorgelegt hat. Diese müssen dringend angepackt werden.

An dieser Stelle möchte ich im Namen von Greenpeace Dank sagen an alle 610.000 Förderinnen und Förderer, die Greenpeace häufig schon seit 20, 30 oder gar 40 Jahren den Rücken stärken, uns motivieren und den Einsatz für Umwelt und Frieden erst ermöglichen.
Hoffen lässt auch die wachsende, junge, internationale Klimabewegung. Zu sehen, wie sich die Klimaaktivistinnen und -aktivisten vernetzen und mit welcher Kraft diese neue Generation zur Tat schreitet, inspiriert und motiviert uns. Für sie und uns alle kann es nur einen Leitgedanken geben:
Aufgeben ist keine Option.
Jetzt erst recht!

Zum Herunterladen
40 Jahre Greenpeace Deutschland: greenpeace.de/chronik_erfolge oder zu bestellen unter infomaterial@greenpeace.de, Tel. 040 / 30618-120

Zum Weiterlesen
Mut – Wie Greenpeace die Welt verändert hat, Delius-Klasing Verlag 2020, 160 Seiten, 15 Euro, zu bestellen: warenhaus.greenpeace-magazin.de
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01
Liebe Förderinnen und Förderer
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02
Wälder in Flammen
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03
Greenpeace Weltweit
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04
50 Jahre – Greenpeace International
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05
Von Felsen, Kratern und Ölklumpen
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06
Atomwaffen? Nein Danke
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07
Tut uns leid | Itchy × Greenpeace
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07
Erfolge
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08
Jetzt erst recht!
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09
Grandiose Idee
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10
„WIR BRAUCHEN EINEN KOMPLETTEN KURSWECHSEL“
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10
Meldungen
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12
STARK IM OSTEN
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13
„Der Tod war noch nie so nah“
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17
Gorleben ist Geschichte
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17
„Ein geniales Prinzip“
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17
Impressum 4/20
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17
Persönlicher Service und offenes Ohr
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0325
Zuversicht
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0125
Licht aus, Spot an!
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0424
Jung & engagiert
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0324
Genug geholzt!
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0224
Schmutzige Geschäfte
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0124
OBJEKT DER BEGIERDE
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0423
SOS Karpaten
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0323
Freiheit fürs Vieh!
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0223
AUSLAUFMODELL
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0123
DOWN UNDER
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0422
Unter Beschuss
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0322
RAINBOW WARRIORS
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0222
FÜR FRIEDEN
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0122
Über Leben
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0421
Aufgedeckt
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0321
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0221
Das Undenkbare schaffen
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Schule neu machen
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0121
UNGENIESSBAR
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0420
NEUE HEIMAT
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0320
LEBEN ODER TOD
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0220
Eine Frage der Haltung
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0120
Wag’ den Sprung
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0419
Angeklagt
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0319
Endlich
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0219
Für Europa!
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0119
So eine Scheiße!
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0418
Tödliches Palmöl
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0318
die welt sieht rot
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0218
Schützt die Antarktis!
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0118
Kongo
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2017 Jahresrückblick
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0417
Tatort Kotelett
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2017 Wahlkompass
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0317
Planet Earth First
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0217
Arme Sau
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0117
OPERATION SMARTPHONE
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2016 Jahresrückblick
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0416
DIE PLASTIK-PLAGE
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0316
TTIP: Die Enthüllung
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0225
strahlendes Paradies
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Ältere Ausgaben als PDF-Version
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0216
#Wellemachen
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0116
Tatort Meer
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Wale in bedrängnis
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0315
Bitterer Beigeschmack
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0215
20 Jahre Brent Spar
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0115
Was war das noch mal für ein Fisch
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0414
Weil es sonst keiner macht
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0314
Schluss mit Giftig
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0214
George Clooney
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0114
Wir sind viele
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0413
Kampf um die Arktis
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0313
Das Summen verstummt
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0213
Auf Erfolgskurs