Lippendorf stört das Badevergnügen, denn das dampfende Kohlekraftwerk ist vom Ufer der stadtnahen Baggerseen aus nicht zu übersehen. Laut Kohleausstiegsgesetz soll es 2035 abgeschaltet werden, aber vielleicht kommt das Aus für Lippendorf früher: Die Stadtwerke Leipzig reagierten auf den Druck der Umweltbewegung und beschlossen, die Fernwärme aus dem Braunkohlekraftwerk zu kappen. „Wir rechnen damit, dass Lippendorf schneller unrentabel wird und runterfahren muss“, sagt Selene Gerber.
Was sonst noch in der Stadt vor sich geht, verfolgt die 22-jährige Studentin, die schon als Jugendliche zu der 20-köpfigen Greenpeace-Gruppe gestoßen ist, sehr genau. Durch politische Arbeit konnten beispielsweise Verschärfungen in den Sofortmaßnahmen beschlossen werden, die aus dem Klimanotstand hervorgehen. „Da sind gute Ansätze dabei, aber es geht alles viel zu langsam“, kritisiert sie und nennt ein Beispiel: In Kitas und Schulen sollen die Kantinen auf fleischarme Kost umgestellt werden, los geht es aber erst mal mit einem Pilotprojekt an einer einzigen Schule.
Dasselbe Spiel beim Radverkehr: „Wo längst Radwege umgesetzt sein sollten, gibt es gerade mal Parkverbote“, erzählt Klaus Weber, der sich seit mehr als 20 Jahren in der Gruppe engagiert.
Während Klaus noch von der jüngsten Pop-up-Bike-Lane-Aktion erzählt, schwärmt Selene schon von der Fashion Revolution Week, bei der Greenpeace Leipzig seit Jahren für faire Mode wirbt. Nachhaltigkeit mit sozialer Gerechtigkeit zusammenzudenken, ist ihr besonders wichtig – sei es bei ihrer Bildungsarbeit in Schulen, bei Interviews oder den Posts in den sozialen Medien. „Wir wollen auch Handlungsoptionen aufzeigen und Tipps geben, was Einzelne tun können“, sagt Selene. Außerdem wollen die Leipziger alle anderen Greenpeace-Gruppen im Osten Deutschlands vernetzen. „Wir wollen den Umweltschutz in der Ostregion stark machen“, erzählt die Studentin.
In diesem Jahr feiert die Gruppe ihr 30-jähriges Bestehen. Vor allem seit den Protesten im Hambacher Wald melden sich immer mehr Menschen, die mitmachen wollen. Deshalb reicht das alte, kleine Gruppenbüro nicht mehr aus. „Ein größerer Raum wäre ein fantastisches Geburtstagsgeschenk“, findet der Gruppenkoordinator Stefan Bunde.