MEILENSTEIN
Vor dem Europäischen Patentamt (EPA) in München ging es am 5. April 2004 heiß her: Mehr als hundert Greenpeace-Aktive mauerten die Türen der Behörde mit Eisblöcken zu, in denen Babypuppen eingefroren waren. Der Protest richtete sich gegen das erteilte Patent EP 1121015, bei dem – nach einem bestimmten Verfahren tiefgekühlte – menschliche Eizellen, Sperma und Embryonen für die künstliche Befruchtung verwendet werden sollten.
„Das ist ein Präzedenzfall auf dem Weg zur Industrieproduktion von Menschen“, sagte der damalige Patentexperte von Greenpeace, Christoph Then. Anfang desselben Jahres hatten Greenpeace-Aktive schon einmal gegen den Ausverkauf des Lebens protestiert:
Vor dem Reichstag in Berlin hatten sie ebenfalls in Eisklötzen gefrorene Babypuppen aufgestellt, um ihre Botschaft gegen den Tabubruch zu unterstreichen: „Die Würde des Menschen ist unverkäuflich.“ Bereits seit 1990 stellte sich Greenpeace gegen Versuche von Konzernen, sich Saatgut, Pflanzen und Tiere als Besitztümer anzueignen. Immer wieder forderte die Umweltorganisation, Patente auf Gene und Lebewesen komplett zu verbieten und legte mehrfach Einspruch ein. Der Einsatz hat sich schließlich gelohnt: Ende 2006 widerrief die Einspruchskammer des Europäischen Patentamts das Patent auf menschliche Embryonen vollständig.