Wälder sind mehr als Bäume. Sie sind Ökosysteme, Tier- und Pflanzengemeinschaften, die miteinander kommunizieren, sich vernetzen und „einander helfen“. Sie reinigen die Luft, beheimaten unzählige Lebewesen und halten den Wasserhaushalt im Gleichgewicht. Intakte Wälder sind Multitalente, die unser Überleben sichern. Bislang bedecken Wälder noch rund 30 Prozent der Landoberfläche, vor drei Jahrhunderten war es noch rund ein Drittel mehr.



Nach den Ozeanen sind Wälder die größten Kohlenstoffspeicher. Allein die Regenwälder in Afrika, Asien und Lateinamerika binden schätzungsweise 250 Milliarden Tonnen CO2. Auch Torfmoorwälder können enorme Mengen an Treibhausgasen aufnehmen, sie kommen etwa im Kongobecken oder in Indonesien vor. Ebenso speichern die borealen Wälder in Russland und Kanada Kohlenstoff – vor allem in
den Böden.

Wälder reinigen die Luft, denn Staubteilchen und andere Schmutzpartikel lagern sich an den Blättern und Ästen ab. Regenfälle waschen die Partikel wieder ab. Durch Photosynthese produzieren sie zudem Sauerstoff – so sorgt der Wald für die reine, gesunde Luft.

Wie ein Schwamm nimmt der vor Erosion geschützte Waldboden Regen und Hochwasser auf. In trockenen Phasen können sich Pflanzen aus diesem Speicher versorgen. Wurzeln transportieren das Wasser bis in die Baumkronen, dort geben sie die Feuchtigkeit über die Blätter ab und sie verdunstet in der Hitze. In der Folge bilden sich Wolken, aus denen erneut Regen fällt. Ein perfektes Kreislaufsystem.

Ein Waldspaziergang ist nicht nur ein Erlebnis für die Sinne, sondern auch gesund: Ein Aufenthalt im Wald senkt beispielsweise den Puls und kann das Immunsystem stärken.

Wälder sind die größten biologischen Schatzkammern an Land. Intakte und ursprüngliche Waldgebiete beherbergen vier Fünftel aller bekannten, an Land lebenden Tier- und Pflanzenarten. Von winzigen Zwergbirken in der Arktis über Mammutbäume in Kalifornien bis zu Açaípalmen am Amazonas – je nach Wald variiert auch das Artenvorkommen. Laut einer aktuellen Studie der Universität von British Columbia findet sich die größte Artenvielfalt von Vögeln, Säugetieren, Amphibien und Reptilien in indigenen Gebieten.

In Asien, Afrika und Lateinamerika ernährt der Wald schätzungsweise 1,6 Milliarden Menschen ganz direkt. Sie leben von seinen Naturgütern wie Früchten, Fasern oder auch Heilpflanzen. Außerdem liefern die Bäume Holz – ein ökologischer Baustoff, aber nur wenn der Wald wirklich behutsam bewirtschaftet und das Holz für langlebige Produkte verwendet wird. Eine von der Naturwald-Akademie im Auftrag von Greenpeace erstellte Studie belegt, dass Wälder in der EU jährlich doppelt so viel CO2 binden könnten, wenn nicht länger mehr als drei Viertel, sondern nur noch ungefähr 50 Prozent des nachwachsenden Holzes geerntet wird. Die Wälder könnten so deutlich mehr zum Klimaschutz beitragen.

Wer einen Wald oder auch einen baumreichen Park in der Stadt betritt, merkt es sofort: Es ist einige Grade kühler als in der Umgebung. Denn Bäume spenden Schatten, und durch ihre Verdunstung erhöht sich die Luftfeuchtigkeit. Dadurch sinkt die Temperatur um mehrere Grad Celsius ab.



Wenn wir unsere noch erhaltenen, intakten Wälder weiter zerstören, vernichten wir unsere wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen die Klimakrise und den Artenschwund.

Brasilien, Kalifornien, Indonesien, Australien – die Bilder der brennenden Wälder und der schwer verletzten Tiere haben sich in das Gedächtnis der Menschen eingebrannt. So sichtbar wie nie stand die Welt im vergangenen Jahr in Flammen. Alle zwei Sekunden verschwindet im Schnitt weltweit Wald in der Größe eines Fußballfeldes. Viele der Waldgebiete in Asien, Afrika und Südamerika werden absichtlich zerstört, etwa um Platz zu machen für Weiden oder Plantagen.

Europa ist dafür mitverantwortlich, denn die Rohstoffe landen auch auf dem europäischen Markt: 41 Prozent der Rindfleisch- und 39 Prozent der Sojaimporte kamen 2019 aus Brasilien – letztere werden hauptsächlich als Tierfutter verwendet.
Vor allem die weltweite Nachfrage nach billigem Fleisch, Milchprodukten, Holz, Papier oder Palmöl treibt die Zerstörung an. Hinzu kommen Hitzeperioden und Dürren infolge der Klimakrise. Und skrupellose Politiker wie Jair Bolsonaro oder auch Handelsabkommen wie der geplante EU-Mercosur-Vertrag, der klimaschädlichen Handel wie den Verkauf europäischer Autos in Südamerika und den Export südamerikanischen Fleisches nach Europa zusätzlich anfeuert. Greenpeace gelang es kürzlich, einen unter Verschluss gehaltenen Vertragstext zu leaken und nachzuweisen, dass Umweltschutz darin nur zweitrangig ist. Immerhin einen Erfolg können Greenpeace und andere Akteure verbuchen: Bisher konnten sie verhindern, dass dem umweltschädlichen Handelsabkommen wie geplant zugestimmt wurde.


Greenpeace setzt sich weiterhin dafür ein, dass die EU-Handelspolitik nicht Konzernprofite, sondern soziale Gerechtigkeit und den Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen in den Mittelpunkt stellt. Deshalb muss das geplante EU-Mercosur-Abkommen komplett neu verhandelt werden. Außerdem kämpft die Umweltorganisation für ein starkes EU-Waldgesetz. Dieses soll verbieten, Produkte aus Waldvernichtung auf den EU-Binnenmarkt und somit in die Supermarktregale zu bringen.

EU-Mercosur-Deal stoppen – hier die Petition unterzeichnen

Als sich die Covid-19-Fälle auch in Südamerika häuften, schmiedete Greenpeace Brasilien umgehend Pläne, um insbesondere indigene Gemeinschaften zu unterstützen. In weniger als zwei Monaten produzierten rund 20 Frei- willige mehr als 40.000 Stoffmasken.
Zusammen mit anderen Organisationen wurde parallel der Nothilfeeinsatz „Wings of Emergency“ vorbereitet, um abgelegene indigene Gemeinschaften mit medizinischer Hilfe und der allernötigsten Schutzausrüstung zu versorgen. Diese Menschen sind besonders gefährdet, ihre Covid-19-Sterblichkeit liegt um 150 Prozent höher als die im brasilianischen Durchschnitt. Vor allem ältere Menschen überleben die Viruserkrankung häufig nicht. Mit ihnen stirbt auch Wissen und Weisheit der indigenen Gemeinschaften, die ihre Geschichte bis heute meist mündlich überliefern. Zwischen Mai und Oktober verteilten die Helferinnen und Helfer per Flugzeug und Boot 63 Tonnen Schutzausrüstung, Hygiene- und Desinfektionsmittel sowie Sauerstoffflaschen an mehr als 160.000 indigene Menschen in vier brasilianischen Bundesstaaten. Außerdem wurden in indigenen Dörfern 75 Krankenstationen errichtet, die auch nach der Pandemie weiter betrieben werden sollen.

Bei vielen Einsätzen war Carol Marçal, die Projektleiterin vom brasilianischen Greenpeace-Büro, selbst dabei. In Tabatinga traf sie beispielsweise Seu Eládio, Oberhaupt der Kokama – zu diesem Zeitpunkt hatte er schon acht Angehörige verloren. „Die Coronakrise führt uns unmissverständlich vor Augen, wie ungerecht unser globales Wirtschaftssystem ist, es zerstört nicht nur unsere Wälder, sondern macht die Schwachen noch verletzlicher. Dabei sind sie es, die im Einklang mit der Natur leben und uns zeigen, wie wir uns eine lebenswerte Zukunft bewahren können“, sagt die brasilianische Greenpeace-Waldexpertin.
Greenpeace e.V. konnte bei diesem Projekt auch satzungsfremde humanitäre und medizinische Nothilfe leisten. Aufgrund der Coronapandemie hat das Bundesfinanzministerium eine Sonderverfügung im April 2020 erlassen, die es steuerbegünstigten Körperschaften bis zum 31.12.2020 erlaubt, finanzielle Mittel für von der Coronakrise Betroffene zu verwenden. Teilnehmende der Deutschen Postcode Lotterie haben den schnellen „Wings of Emergency“-Einsatz mit unterstützt. Dafür bedanken wir uns ganz herzlich!

Video: „Einsatz im Amazonas“



Erstmals konnten die indigenen Karipuna gemeinsam mit Greenpeace die Abholzung in ihrem Gebiet im Amazonas-Regenwald vermindern – um fast die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr!

In Russland wird im Dvinsky-Urwald ein Gebiet von der Größe des Saarlandes unter Schutz gestellt.

Mit den indigenen Munduruku konnte Greenpeace ein riesiges Staudammprojekt am Tapajós stoppen. Und nach jahrzehntelangem Einsatz wurden große Teile des Great-Bear-Regenwaldes in Kanada umfassend geschützt.
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Liebe Förderinnen und Förderer
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Reinemachen am Strand
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Greenpeace weltweit
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50 Jahre – Greenpeace International
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„Keine Kohle für Klimasünder“
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Impressum 01/21
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