Naturverbunden

Testamente

Friedensbewegt, umweltbewusst, engagiert – für die Freiburgerin Wilma Wanoth ist es selbstverständlich und wohltuend, mit ihrem Grünen Testament etwas zurückzugeben

Liebe Frau Wanoth, Sie haben Friseurin gelernt, dann in Konstanz und Freiburg als Chefsekretärin an der Uni gearbeitet. Seit vielen Jahren leben Sie mit Blick auf den Schwarzwald im Dreisamtal. Hat es das Leben gut mit Ihnen gemeint?

Oh ja. Ich konnte zwar nicht studieren, das war finanziell einfach nicht drin. Aber ich bin für kleines Geld viel gereist, habe fremde Kulturen erlebt und viel Neues dazu gelernt. Ich war in England, Thailand, Malaysia, Sri Lanka, Südafrika – dort lebt mein Bruder seit 40 Jahren, er ist Ingenieur für Klimatechnik. Einmal hab ich auch eine längere Zeit im Ausland verbracht: Anderthalb Jahre war ich in Indien, aus dieser Zeit hab ich viel für mich mitgenommen. Ich liebe den Atlantik, die hohen Wellen, die Wildheit. Und den Wald. Ich bin so oft wie möglich unter Bäumen.

Was fasziniert Sie so sehr am Wald?

Dort spüre ich die Verbundenheit mit der Natur und allen Lebewesen. Wenn ich im Wald bin, versetze ich mich in einen Zustand der Leere, dann öffnet sich eine andere Welt. Beim ersten Mal war ich völlig überwältigt, das hätte ich nicht für möglich gehalten. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie viel Resonanz da zurückkommt. Wir sind anmaßend und glauben, uns über andere Lebewesen stellen zu können. Aber das geht ins Auge, das sehen wir ja an den zunehmenden Katastrophen und Pandemien. Wir müssen die Rechte und Existenz von Lebewesen, die uns umgeben und nähren, wieder wertschätzen und respektieren. Sonst haben wir Menschen auf der Erde keine Zukunft. Dafür bleibt uns nicht mehr viel Zeit, es ist nicht fünf vor zwölf, sondern zwölf.

In jungen Jahren ist Wilma Wanoth viel gereist: Souvenirs aus asiatischen Ländern schmücken ihre Wohnung in Freiburg im Breisgau
In jungen Jahren ist Wilma Wanoth viel gereist: Souvenirs aus asiatischen Ländern schmücken ihre Wohnung in Freiburg im Breisgau

Was hat Sie geprägt?

In jungen Jahren war ich sehr aktiv in der Friedensbewegung. Ich kriege noch heute Gänsehaut, wenn ich mich an die unbeschreibliche Atmosphäre bei den Friedensmärschen in den 1980er-Jahren erinnere, als zehntausende Menschen mit der gleichen Vision und Zuversicht zusammenkamen. Diese Erlebnisse haben mich beseelt und getragen wie eine Ozeanwelle. Und beim Wandern im Himalaya bin ich mit dem Buddhismus in Berührung gekommen, das ist für mich eine angemessene Spiritualität, denn sie ist universell, unorthodox, eigentlich keine Religion. Sie lehrt ethische Werte, Achtung und Respekt vor dem Leben. Deswegen gefällt mir auch Greenpeace so gut: Die Gründerinnen und Gründer damals teilten genau diesen Spirit, sie fühlten sich eins mit Wäldern, Walen und Meeren. Die Bilder aus der Anfangszeit, etwa der knieende Aktivist auf dem toten Wal, haben mich sehr berührt.

Waren Sie selbst in einer Greenpeace-Gruppe aktiv?

Ich bin seit 2005 Greenpeace-Förderin und war bis 2010 bei der Gruppe Freiburg im Waldteam aktiv. Ich sammelte Unterschriften und war an Infoständen dabei. Ich habe es immer sehr genossen, mit Menschen im Austausch zu sein. Es ist ein Riesenverdienst dieser Organisation, den Menschen klar zu machen, warum unsere Lebensgrundlagen geschützt werden müssen. Greenpeace hat das Bewusstsein der Menschen verändert.

Ist das der Grund, warum Sie Greenpeace in Ihrem Testament bedenken?

Ja, ich teile die Werte und Philosophie von Greenpeace und schätze die mutigen Aktionen – vor allem gegen die umweltignorante Industrie, etwa die Kohlekonzerne. Greenpeace ist international vernetzt, unabhängig, hat große Durchschlagskraft und deshalb schon viel erreicht. Ich war von Anfang an von Greenpeace überzeugt, für mich fühlt es sich stimmig an. Ich gebe sehr gern etwas zurück, für mich ist das selbstverständlich, und es tut mir gut.

Wie kam es, dass Sie sich mit dem Thema Testament auseinandersetzten?

Ich habe sowohl meine Mutter als auch meinen Freund gepflegt. Vor allem meine Mutter reagierte ablehnend, wenn ich mit ihr über den Tod und den Nachlass reden wollte. Davon wollte sie nichts wissen. Deshalb ist es mir so wichtig, alles frühzeitig zu regeln. Ich bin froh und erleichtert über meinen Entschluss. Das Testamente-Team bei Greenpeace hat mich herzlich und kompetent unterstützt.

Sind Sie noch immer in der Weltgeschichte unterwegs?

Nein, das ist vorbei. Da bin ich körperlich inzwischen zu sehr eingeschränkt. Deshalb musste ich auch bei Greenpeace Freiburg aufhören. Wenn ich könnte, würde ich heute noch Bäume besetzen, die gerade jetzt wieder einem neuen Stadtteil weichen sollen. Das macht jetzt die junge Generation, die durch die Klimakrise akut bedroht ist. Tatsächlich habe ich noch nie so viele Menschen im Wald gesehen wie in der Pandemiezeit. Die Menschen spüren, dass sie die Natur brauchen und dass sie heilsam ist. Das stimmt mich zuversichtlich. Hoffentlich gibt es ein großes Aufwachen.

Wilma Wanoth
Wilma Wanoth

Haben Sie Angst vor dem Tod?

Überhaupt nicht. Ich bin sicher, danach kommt etwas anderes, besseres. Ich habe so ein reichhaltiges Leben gehabt, dafür bin ich dankbar. Jetzt habe ich mit Schmerzen und Einschränkungen zu tun, ich bin gehbehindert und komme keine Treppe mehr hoch, aber mit dem E-Bike bin ich mobil, eine wunderbare Erfindung. Dennoch, ich will bald gehen, das Universum weiß Bescheid.

Elise Fritze
Swantje Miehe

Grünes Testament
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