PLASTIK AM ENDE

Verpackungsmüll

Eigentlich scheint Plastik ein idealer Werkstoff zu sein, formbar, leicht, billig und haltbar. Doch aus Öl oder Gas und zugesetzten Chemikalien hergestellter Kunststoff verrottet nicht und bleibt in der Umwelt. Er wird in solchen Massen produziert, dass er allgegenwärtig ist. Das Zeitalter des Wegwerfplastiks muss enden. Denn die Plastikflut kontaminiert Weltmeere, Böden, sogar Luft und Trinkwasser, sie bedroht längst unsere Gesundheit, das Klima und die Artenvielfalt
Mit Wegwerfplastik übersät: Strand auf der Insel Gan, die zum maledivischen Addu-Atoll gehört
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Die Produktion

Ob Flasche, Party-Top oder Zahnbürste – es gab noch nie so viel Wegwerfplastik auf der Welt wie zurzeit. Heute werden global jährlich rund 400 Millionen Tonnen Kunststoffe hergestellt, Tendenz steigend. Laut Prognosen soll sich die weltweite Produktion  im Vergleich zu 2015 sogar verdreifachen. Die Hälfte davon wurde erst seit 2000 produziert! Deutschland trägt einen großen Teil der Verantwortung: Rund ein Viertel des europäischen Plastikverbrauchs geht auf das Konto der Deutschen.

Die Treiber

Da 99 Prozent des Plastiks aus Erdöl oder -gas hergestellt werden, sehen Mineralölkonzerne in der Plastikproduktion ein lukratives, neues Geschäftsmodell. Zu den größten Plastikherstellern weltweit zählen beispielsweise ExxonMobil, Sinopec und Dow. Die Klimaschäden des Plastikwahnsinns sind gewaltig: Allein durch Wegwerfplastik werden jährlich 450 Millionen Tonnen CO2 freigesetzt. Bis 2050 könnte Plastik bis zu 13 Prozent des weltweit verbleibenden CO2-Budgets benötigen. Hierzulande beansprucht die Plastikproproduktion 24 Prozent
des industriellen Gasverbrauchs – meist für Einwegprodukte.

London 2017: Greenpeace-Aktive appellierten an den Konzern Coca-Cola, auf Plastikeinwegflaschen zu verzichten
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Aufgespürt: Nahe Jenjarom in Malaysia nahmen Greenpeace-Aktive 2018 Wasserproben, um sie auf Plastikpartikel untersuchen zu lassen
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Die Recyclinglüge

Nur neun Produzent der jemals produzierten Kunststoffe wurden laut Schätzungen recycelt. Auch bei der Produktion neuer Wegwerfkunststoffe setzt die Indus-trie gerade mal zwei Prozent Recyclingmaterial ein. Ein Grund dafür ist, dass noch immer billige, aber nicht recyclingfähige Verpackungen auf dem Markt sind. Deshalb drängt Greenpeace seit Jahren auf ein verbindliches UN-Plastikabkommen, dass die Produktion von neuem Plastik weltweit drastisch reduziert und darüber hinaus Kreislauffähigkeit und Mehrwegquoten vorgibt. Unterschreiben Sie die Petition: act.gp/3GxY7G4

Gastronomie im Test: Noch sind Mehrwegbehälter trotz Pflicht keine Selbstverständlichkeit
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Der Plastikmüll

Plastikverpackungen, meist nur wenige Minuten in Gebrauch, werden bis heute zu großen Teilen verbrannt. Und noch immer gibt es illegale Exporte von Plastikmüll: Greenpeace hat in den vergangenen Jahren mithilfe von Trackern unter anderem nachgewiesen, dass gemischter Plastikmüll, der laut Basler Konvention nicht ausgeführt werden darf, auf wilden Deponien in Malaysia und in der Türkei landet. Durch unkontrollierte Brände entstehen dort zum Beispiel hochgiftige Chlorverbindungen und Säuren, die Mensch und Umwelt schädigen. Plastik gelangt in die Böden, aber auch in die Meere – im Schnitt zwei Lastwagenladungen pro Minute. Die Hälfte allen Mülls in unseren Meeren besteht schon jetzt aus Plastiktüten, Folien und Einwegverpackungen.

Das Mikroplastik

Plastik verrottet nicht. Ketchupflaschen, Joghurtbecher oder T-Shirts brauchen bis zu 400 Jahre, um zerrieben zu werden. So entstehen immer kleinere Mikroplastikteile. Meeresbewohner und Vögel können diese mit Futter verwechseln, sie verhungern mit vollem Magen. Über unsere Agrarflächen und den Regen gelangen Mikro- und Nano-partikel in Früchte und Gemüse, die wiederum auf unserem Teller landen. Durch Nahrung, Wasser und Atemluft nehmen Menschen heute schon circa fünf Gramm Plastik pro Woche auf, das entspricht dem Gewicht einer Kreditkarte. act.gp/3MD8MmG

Unter dem Mikroskop: Im Rhein gefundenes Mikroplastik
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Illegale Plastikexporte: In der Nähe von Karahan in der türkischen Provinz Adana fand diese Greenpeace-Aktivistin im Jahr 2021 Verpackungsmüll vor allem von deutschen und britischen Getränke- und Lebensmittelherstellern
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Karnevalsbotschaft 2019 in Viareggio: Erstickender Wal mahnt Plastikreduktion an
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Erfolge und Lösungen

Per Gesetz haben viele Länder symbolträchtig Plastiktüten und -strohhalme oder besonders schädliche Styroporschachteln verbannt. Entscheidender: Mehrweg- und Recyclingquoten sind in Europa gesetzlich auf dem Vormarsch, außerdem wurde eine europäische Plastiksteuer für Plastikmüll eingeführt. Als ein Meilenstein der Greenpeace-Arbeit gilt auch die seit Anfang des Jahres deutschlandweit geltende Mehrwegangebotspflicht für To-Go-Gastrobetriebe – ein weltweit einzigartiger Schritt. Über die Hälfte der Betriebe erfüllt das Gesetz noch nicht, das ergab ein Greenpeace-Test im Januar. Der größte Erfolg: Nach Jahren der intensiven Greenpeace-Kampagnenarbeit wird nun das erste Mal ein globales, verbindliches UN-Plastikabkommen verhandelt. Ein starkes Plastikabkommen gegen die Plastikflut wäre eine einmalige Chance unserer Generation. Greenpeace wird weiter Druck machen, um ein international gültiges Abkommen und eine ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft zu erreichen. Im Mai trifft sich die Weltgemeinschaft zur nächsten Verhandlungsrunde des UN Plastic Treaty in Paris – Greenpeace wird dabei sein.

Was alle tun können

▶ Fordern Sie von Bundesumweltministerin Steffi Lemke die Zusage für ein starkes UN-Plastikabkommen ein. act.gp/plastik-gpn

▶ Vermeiden Sie Einwegplastikverpackungen, kaufen Sie unverpackt oder in Mehrwegverpackungen.

▶ Achten Sie beim Einkauf auf mikroplastikfreie Drogerieprodukte.

▶ Bevorzugen Sie reparierfähige und langlebige Produkte.

▶ Beteiligen Sie sich an Aufräumaktionen im Park oder am Strand.

▶ Nutzen Sie unsere ReUse map – dort finden Sie schon über 1600 Orte, wo Sie unverpackt einkaufen können. Mehr dazu unter: reuse-revolution-map.greenpeace.de

Weitere Tipps unter act.gp/410oDQv oder rufen Sie uns an unter Tel. 040 / 306 18 -0.