Brennpunkt Landwirtschaft

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Angesichts von Krieg und Hungersnöten darf Getreide nicht als Sprit oder Tierfutter verschwendet werden. Denn aus Futterweizen lässt sich gutes Brot backen – und das hat Greenpeace dann mal gemacht

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Rettungsbrot

Frisch aus dem Ofen einer süddeutschen Bäckerei ­– das Greenpeace-Brot aus Futterweizen
Frisch aus dem Ofen einer süddeutschen Bäckerei ­– das Greenpeace-Brot aus Futterweizen

Unfassbare 60 Prozent des in Deutschland verwendeten Getreides landen im Trog, etwa zehn Prozent im Tank und nur rund 20 Prozent auf dem Teller. Für die Agrarlobby ist das wenig erstaunlich, sie behauptet, Futterweizen eigne sich nicht zum Backen. „Diese Verschwendung ist aus ethischen, humanitären und Klimaschutzgründen unhaltbar“, sagt Matthias Lambrecht, Landwirtschaftsexperte von Greenpeace, und will das Gegenteil beweisen. Dafür hat sein Team eine ungewöhnliche Idee ersonnen: aus Futterweizen Brot zu backen. Das Greenpeace-Agrarteam kauft fünf Tonnen Futterweizen, bringt das Getreide in eine oberschwäbische Mühle und im Anschluss zu einem Bäcker auf der Schwäbischen Alb. Der setzt einen Vorteig an, lässt ihn ruhen, bereitet den eigentlichen Teig zu, formt Laibe und schiebt diese in den Ofen: Das fertig gebackene Brot duftet und schmeckt, so wie es soll. Alles wird dokumentiert – das Video geht online durch die Decke.

Nach Schätzungen von Professor Friedrich Longin, Getreideforscher von der Universität Hohenheim, eigneten sich tatsächlich 80 Prozent des gesamten Getreides zum Backen. Bei einem Ausstieg aus dem Biosprit würden wertvolle Lebensmittel nicht weiter verschwendet und Preise nach unten gehen. Um die Ernte als Backweizen vermarkten zu können, müssen beim Anbau große Mengen an Stickstoffdünger verwendet werden, um den Protein-gehalt zu steigern. Das ist das bislang entscheidende Kriterium für die Einstufung der Backqualität des Mehls im Handel. Zudem würden Flächen frei, die dem Arten- und Klimaschutz zugute kämen, wenn Weizen statt in Tank und Trog auf unseren Tellern landete.

Das Resultat der Aktion „Rettungsbrot“ kam auch bei Landwirtschaftsminister Cem Özdemir gut an
Das Resultat der Aktion „Rettungsbrot“ kam auch bei Landwirtschaftsminister Cem Özdemir gut an

Außerdem muss der Abbau der Tierhaltung vorangetrieben werden: „Deutschland kann nur klimaneutral werden, wenn wir unsere Nutztierbestände und damit auch den Futterbedarf halbieren“, sagt Lambrecht. Der Forderung „Kein Essen in Tank und Trog“ schlossen sich am Welternährungstag zahlreiche Menschen an – und bekamen von Greenpeace-Gruppen in mehr als zwanzig Städten ein Stück Rettungsbrot.

Jetzt aktiv werden

Lebensmittel gehören auf den Teller und dürfen nicht länger im Tank von Autos verheizt werden – die Politik muss endlich handeln und die Biosprit-beimischung beenden. Daher wollen wir dieser Forderung gemeinsam mit Ihnen Nachdruck verleihen. act.gp/biosprit-gpn