Klimaklage

„VW handelt unverantwortlich“

Ulf Allhof-Cramer (62) geht mit Greenpeace und Clara Mayer von Fridays for Future juristisch gegen den Wolfsburger Autobauer vor – am 20. Mai ist Prozessauftakt

Biolandwirt und Waldbauer Ulf Allhof-Cramer schließt sich der Greenpeace-Klimaklage gegen VW an
Biolandwirt und Waldbauer Ulf Allhof-Cramer schließt sich der Greenpeace-Klimaklage gegen VW an

Herr Allhof-Cramer, Sie leben in Ostwestfalen und sind Biolandwirt und Waldbauer. Spüren Sie heute schon die Auswirkungen der Klimakrise?
Und wie! Als ich jung war, gab es selten mal Starkregen von 20 bis 30 Millimetern, inzwischen kann es passieren, dass – wie im Ahrtal – 300 Millimeter an einem Tag herunterkommen. Früher gab es mal eine trockene Saison, heute gibt es mehrere extrem trockene Jahre in Folge. Weiden vertrocknen, Wälder sterben, das alles hat sich tiefgreifend verändert. Die Natur kann diese krassen Unterschiede nicht mehr ausgleichen. Für die Bewirtschaftung von Höfen gibt es keine Sicherheit mehr. Im nächsten Jahr will ich den Hof meinem Sohn übergeben, aber ich weiß gar nicht, ob er damit noch eine Perspektive hat.

Engagieren Sie sich schon lange für die Umwelt?
Seit Tschernobyl 1986. Ich war oft im Wendland, um gegen Castortransporte zu protestieren. Nach dem 2011 „wieder hergestellten“ Atomausstieg war für mich die nächste große Zukunftsfrage die Klimakrise. Inzwischen übertrifft die Realität ja selbst schlimmste Prognosen der Wissenschaft. Emissionen steigen steil an, dabei müssten sie radikal sinken. Es bleiben uns nur noch wenige Jahre, und es wird mit jedem Jahr schwieriger. Wenn wir die Erderhitzung nicht stoppen und weiterhin unsere Lebensgrundlagen zerstören, werden unsere Kinder und Enkel mit verheerenden humanitären Problemen wie Hunger und Flucht zurechtkommen müssen. Und uns bleibt nur die bittere Erkenntnis, dass wir die Katastrophe mit frühzeitig getroffenen, zumutbaren Maßnahmen hätten verhindern können.

Was hat Sie bewogen, sich der Klimaklage gegen VW anzuschließen?
VW ist der weltweit zweitgrößte Autobauer, der immer mehr große Autos produziert und eine gewaltige Menge an CO2 zu verantworten hat. Der Konzern stellt noch immer Erfolg und Profitinteressen über den unerlässlichen Schutz unserer Lebensgrundlagen. Er zögert den Ausstieg aus dem Verbrenner hinaus, setzt massiv auf spritschluckende SUVs und gefährdet damit unser aller Zukunft, auch die meiner Kinder und Enkel. VW wird seiner Verantwortung nicht im Ansatz gerecht, so zu handeln ist gefährlich und durch nichts zu rechtfertigen.

Was erwarten Sie, wie wird die Verhandlung ausgehen?
Das weiß ich nicht. Aber egal wie, der Prozess wird in Politik, Wirtschaft und bei Investoren etwas bewirken. Unser Einsatz wird sich in jedem Fall lohnen, denn uns läuft die Zeit davon, und schon in wenigen Jahren wird die Klima-krise nicht mehr beherrschbar sein.