Öl- und Gasausstieg
erneuerbare wärme
Bislang ist der Gebäudesektor hierzulande einer der größten Energiefresser und Klimasünder – noch dazu stammt das Erdöl und -gas, mit dem die meisten Häuser geheizt werden, zu großen Teilen aus Russland. Das muss sich schnellstmöglich ändern: Ab 2035 kann die Wärmeversorgung der Gebäude in Deutschland vollständig durch erneuerbare Energien gesichert werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Wuppertal Instituts im Auftrag von Greenpeace. Welche konkreten Maßnahmen dafür notwendig sind? Allen voran muss der Einbau neuer Öl- und Gasheizungen ab 2024 verboten werden. Außerdem sind be-stehende Anlagen schrittweise bis 2035 stillzulegen. „Der Ukrainekrieg führt uns schmerzhaft vor Augen, dass wir nicht nur aus ökologischen Gründen schneller weg müssen von fossilen Energien, sondern auch aus politischen“, sagt Gerald Neubauer, Energieexperte von Greenpeace. „Um die Pariser Klimaziele zu erreichen, führt kein Weg am zügigen Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen vorbei.“
Die wichtigsten Alternativen sind mit Strom aus regenerativen Energiequellen betriebene Wärmepumpen und Solarthermie. Das Sofortprogramm von Greenpeace enthält daher ein Förderprogramm für zwölf Millionen Wärmepumpen und 70 Millionen Quadratmeter Solarthermieanlagen – bisher sind bundesweit gut eine Million Wärmepumpen und 20 Millionen Quadratmeter Solarthermieanlagen installiert. Die Verbrennung von Biomasse oder Wasserstoff ist hingegen keine nachhaltige Lösung für Gebäudewärme. Damit die beschleunigte Wärmewende gelingt, muss zudem der Energiebedarf der Gebäude sinken. Das Sofortprogramm sieht deshalb eine schrittweise Pflicht zur Sanierung ineffizienter Gebäude vor. Auch müssen Nah- und Fernwärmenetze stark ausgebaut und bis 2035 auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Die beschleunigte Wärmewende ist für Haushalte, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen wirtschaftlich.
Der Ausstieg aus Öl und Gas erfordert zunächst zusätzliche jährliche Investitionen in Höhe von 50 Milliarden Euro sowie 22 Milliarden Euro staatliche Fördergelder. Doch ab 2035 würde das jährlich netto 11,5 Milliarden Euro an Kosten einsparen. Werden diese Maßnahmen umgesetzt, sind eine halbe Million Arbeitsplätze damit verbunden. Schließlich führt die beschleunigte Wärmewende bis 2035 zur Verringerung von jährlich 168 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten. Das sind mehr als 20 Prozent der gesamten Treibhausgas-emissionen in Deutschland im vorigen Jahr.
„Fast 700.000 fossil betriebene Heizungen wurden in Deutschland im vergangenen Jahr neu eingebaut – für den Klimaschutz ist das fatal“, sagt Neubauer. „Jede weitere Öl- oder Gasheizung macht den Umstieg kostspieliger. Deshalb muss die Bundesregierung die Weichen für eine schnelle Wärmewende noch in diesem Jahr stellen.“