Gruppenporträt

Aktionen mit Hand und Fuß

Die Greenpeace-Ortsgruppe Leer engageiert sich gegen geplante Gasbohrungen vor Borkum

Das Wetter ist friesisch-herb. Doch die Mitglieder der Ortsgruppe Leer kümmert das nicht. Unverdrossen bauen sie in grünen Greenpeace-Jacken gegen den Nieselregen ihren Infostand auf. Uwe Loers pumpt ein braunes Knäuel auf, das sich langsam zu einer Attrappe eines Gasbohrturms entfaltet. Mit den anderen Gruppenmitgliedern protestiert er heute gegen die geplanten Gasbohrungen vor Borkum.

Uwe ist seit Gründung der Gruppe dabei. 2017 entstand sie als Ableger der Gruppe Ostfriesland und wuchs in kürzester Zeit auf zwölf Mitglieder an. Die Aktiven säten Blumenwiesen auf Schulgeländen, sammelten Unterschriften, diskutierten mit Landwirtinnen und Landwirten. „Die können manchmal ganz schön temperamentvoll sein“, sagt Annika Buß. „Ich war inspiriert von der Klimabewegung, besonders von Greta Thunberg“, erklärt die Mittzwanzigerin ihre Motivation, der Gruppe beizutreten. Inzwischen kümmert sie sich um deren Finanzen.

Während der Zeit der Coronapandemie schliefen die Aktivitäten etwas ein. Es gab wenig Möglichkeiten zum echten Engagement außerhalb der eigenen vier Wände, zwei Gruppenmitglieder wurden Väter, Treffen fanden nur noch digital statt – das Leeraner Team bröckelte. Doch nun erwacht die Gruppe zu neuem Leben: Nach einer E-Mail an Fördermitglieder in der Region sind neue Engagierte dazugekommen.

Einer davon ist Günther. Der 73-Jährige wollte sich schon lange für die Umwelt einsetzen, nun hat er die Muße dazu. „Mir gefällt der politische Ansatz“, erklärt er, „und Aktionen von Greenpeace hatten immer Hand und Fuß“, deshalb habe er sich für diese Organisation entschieden. Auch wenn sich Günther gern noch stärker für die Ems engagieren würde – „so ein dreckiger Fluss!“ – ist er von den bisherigen Möglichkeiten ganz angetan. In den vergangenen Monaten arbeitete die Gruppe vor allem zu Weidemilch und gegen neue Gasbohrungen. „Im Juni war ich Teil eines Menschenbildes am Strand von Borkum. Ich fand es faszinierend, wie viele Menschen spontan mitgemacht haben und wie gut es gelang, 400 Leute so zu dirigieren, dass sie Figuren bildeten“, sagt Günther.

Uwe sieht das genauso. „Wir müssen der Regierung in Hannover immer wieder auf den Schlips treten, weil sie versucht, sich wegzuducken“, meint er. Uwe überrascht, dass an den Infoständen ganz wenig negative Reaktionen kommen. Er hatte damit gerechnet, dass viel mehr Menschen sagen: Wir brauchen das Gas doch, ich muss doch damit heizen. „Aber die Leute haben gemerkt, dass wir gut durch den Winter gekommen sind. Die verstehen, dass die Kapazitäten für Flüssiggas völlig überdimensioniert sind.“