Gruppenporträt

Newcomer von der Küste

Greenpeace Rostock will die Abschaltung des Steinkohlekraftwerks im Seehafen erreichen
Aktiv in Rostock (v. l.): Ingrid Palme, Florian Becker, Malte Brockmann, Maria Burmeister, Dennis Bunke, Paula Schoof und vorn Dathrian Jahn und Lone Anders
Aktiv in Rostock (v. l.): Ingrid Palme, Florian Becker, Malte Brockmann, Maria Burmeister, Dennis Bunke, Paula Schoof und vorn Dathrian Jahn und Lone Anders

Jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit ärgert sich Malte Brockmann von Neuem, wenn er die Dampfsäule am Horizont sieht. Über dem Steinkohlekraftwerk im Rostocker Hafen wachsen Wolkenberge in den Himmel. „Dabei brauchen wir den Kohlestrom hier gar nicht“, sagt der 34-Jährige. Dass Stromerzeugung auch anders geht, weiß er aus eigener Erfahrung. 2016 kam er als Projektentwickler für Windkraftanlagen nach Rostock.

„Mecklenburg-Vorpommern produziert schon heute mehr erneuerbare Energie, als es an Strom verbraucht. Das Kraftwerk in Rostock muss bis 2025 und der letzte deutsche Kohlemeiler spätestens 2030 stillgelegt werden...“

…sagt er. Schon während seines betriebs- und umweltwissenschaftlichen Studiums in Kassel und Berlin hat Malte sich bei Greenpeace für den Klimaschutz eingesetzt. In Rostock aber musste er von Null anfangen und selbst eine Greenpeace-Gruppe gründen. „Anfangs saß ich bei den Treffen schon mal alleine da“, erzählt Malte. Davon hat er sich aber nicht entmutigen lassen – er holte sich in der Hamburger Greenpeace-Zentrale und bei anderen lokalen Gruppen Rat, verteilte Flyer und suchte via Facebook Mitstreiter. Mit Erfolg: Heute zählt die im September 2017 offiziell aus der Taufe gehobene Rostocker Gruppe 15 Aktive – vom Studenten bis zur Rentnerin.

Mit der Neugründung holen die Bundesländer zwischen Ostsee und Erzgebirge weiter auf. Dort gibt es nun ein gutes Dutzend aktiver Gruppen. Zum Beispiel die Potsdamer, die den Rostockern in der ersten Zeit bei der Finanzverwaltung unter die Arme greifen. „Ohne die Unterstützung anderer Gruppen wären wir jetzt nicht so gut aufgestellt“, sagt Malte.

Vor allem wollen sich die Neulinge von der Ostseeküste für die Meere einsetzen, gegen Plastikverschmutzung und Überfischung kämpfen. Aber auch an Land gibt es einiges zu tun: Die ehrenamtlichen Greenpeacer streiten für eine lebenswerte Stadt mit sauberer Atemluft und für artgerechte Tierhaltung. Und natürlich fürs Klima – und gegen den Kohlemeiler vor ihrer Haustür.