Editorial

Liebe Förderinnen und Förderer,

Als Zeichen der Solidarität und für Frieden in der Ukraine demonstrieren Greenpeace und ein breites Bündnis aus Friedens-, Menschenrechts- Umweltschutzorganisationen auf der Straße des 17. Juni in Berlin. Auf der Bühne vor der Siegessäule spricht Greenpeace Geschäftsführer Martin Kaiser neben anderen Rednern.
Als Zeichen der Solidarität und für Frieden in der Ukraine demonstrieren Greenpeace und ein breites Bündnis aus Friedens-, Menschenrechts- Umweltschutzorganisationen auf der Straße des 17. Juni in Berlin. Auf der Bühne vor der Siegessäule spricht Greenpeace Geschäftsführer Martin Kaiser neben anderen Rednern.

Der russische Truppenaufmarsch Anfang 2022 an den Grenzen der Ukraine erschien zunächst nur als Drohkulisse. Greenpeace wollte daher zusammen mit weiteren Organisationen Ende Februar mit einer Menschenkette zwischen der ukrainischen und russischen Botschaft ein Zeichen für Frieden und Völkerverständigung setzen. Dann überholten auch uns die Ereignisse, aus der scheinbaren Drohkulisse wurde das Unfassbare: Am 24. Februar 2022 begann die russische Armee den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf die Ukraine. Statt der Menschenkette organisierte Greenpeace im Bündnis innerhalb weniger Tage nun eine Friedenskundgebung. Aus ihr wurde am 27. Februar mit rund 500.000 Menschen eine der historisch größten Friedensdemonstrationen in der Bundesrepublik. In Deutschland und weltweit gingen Menschen aus Fassungslosigkeit und Solidarität auf die Straße. Sogar in Russland, wo das Wort „Krieg“ im Zusammenhang mit der Ukraine nicht öffentlich ausgesprochen werden darf und die Teilnahme an Demonstrationen gegen Putins Krieg verboten ist, protestierten Menschen mutig – trotz der Androhung hoher Haftstrafen von bis zu 15 Jahren – das betrifft auch unsere russischen Kolleginnen und Kollegen.

Martin Kaiser, Geschäftsführender Vorstand Greenpeace e. V.
Martin Kaiser, Geschäftsführender Vorstand Greenpeace e. V.
Roland Hipp, Geschäftsführender Vorstand Greenpeace e. V.
Roland Hipp, Geschäftsführender Vorstand Greenpeace e. V.

Seit Kriegsbeginn engagieren sich viele Greenpeace-Aktive auch bei der Versorgung und Unterstützung von Geflüchteten aus der Ukraine und Russland. Unsere Solidarität gilt den verfolgten und durch Kriege in die Flucht getriebenen Menschen jeder Herkunft. Krieg ist weder mit dem Leben, der Würde noch den Grundprinzipien der Menschlichkeit vereinbar. Krieg ist eine humanitäre Katastrophe. Die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts dürfen und können nicht mit kriegerischen Auseinandersetzungen gelöst werden. Die Anwendung von Gewalt zur Lösung politischer Konflikte ist inakzeptabel. Wir verurteilen den unprovozierten und illegalen Krieg gegen die Ukraine sowie grundsätzlich alle kriegerischen Auseinandersetzungen auf der ganzen Welt. „Frieden“ ist nicht nur Teil unseres Namens und damit unserer DNA, Frieden ist Teil unserer Historie: Denn als Teil der Friedens-bewegung im Kampf gegen Atomwaffen entstand die Organisation vor mehr als 50 Jahren. Das Engagement für Frieden und der Schutz und Erhalt der Lebensgrundlagen gehören zusammen. Die große Solidarität der Weltgemeinschaft, die wir erleben, ist natürlich dem Moment geschuldet. Trotzdem glauben wir, dass auch nach diesem Schock die Bewegung für Frieden noch stärker werden wird.

„Seit Kriegsbeginn engagieren sich viele Greenpeace-Aktive auch bei der Versorgung und Unterstützung von Geflüchteten aus der Ukraine und Russland.“

Menschen auf der ganzen Welt wurde durch diesen Krieg auch die akute atomare Bedrohung vor Augen geführt. Die Antworten darauf können nur die nukleare Abrüstung und ein Ausstieg aus der Hochrisikotechnologie sein. Deswegen lehnen wir die nukleare Teilhabe Deutschlands klar ab. Es muss verhindert werden, dass wir wieder in eine Rüstungsspirale geraten. Denn schon vor dem Ukrainekrieg stiegen die Militärhaushalte weltweit Jahr für Jahr, Atomwaffen und ihre Trägersysteme wurden modernisiert und neue Waffentechnologien entwickelt. Hier wird Geld investiert, das wir an anderer Stelle dringend bräuchten – von der Bewältigung der humanitären Katastrophe bis zur Umsetzung der Energiewende mit Friedensenergien.

Die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und die Erderhitzung mit Dürren und Ernteausfällen, Überschwemmungen oder Stürmen führen bereits heute zu Konflikten und Kriegen und damit zur Flucht. Eine Entwicklung, die sich künftig massiv verstärken wird, so sich die Weltgemeinschaft nicht mit aller Kraft gegen die Klimakrise stellt. Es gibt viel zu tun für die Friedensbewegung.

„Frieden“ darf und kann nicht allein in den Händen der Zivilgesellschaft liegen, die Politik ist gefordert. Gelegenheiten, nicht nur kurzfristig politische Verantwortung zu übernehmen, gibt es viele. Der Augenblick es zu tun, ist JETZT. Zum Beispiel beim G7-Gipfel im Juni: Dann treffen sich auf Einladung von Deutschland die Staats- und Regierungschefs der sieben wirtschaftsstärksten Demokratien im bayerischen Elmau. Und dort wird es eine zentrale Aufgabe für Bundeskanzler Olaf Scholz und seine Kolleg:innen sein, den Ausstieg aus den fossilen Energien und der Atomtechnologie massiv zu beschleunigen. Natürlich müssen wir unsere Abhängigkeit von Kohle, Öl, Gas sowie Atomkraft so schnell wie möglich beenden. Das ist der nachhaltigste Widerstand gegen autokratische Regierungen. Mit einem entschlossenen und beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren, aber vor allem mit der sofortigen Reduktion unseres Energiebedarfes können wir autark werden. Greenpeace hat dafür einen sofort umsetzbaren 10-Punkteplan vorgelegt. Dieser leistet letztlich einen Beitrag für den Frieden, die Demokratie, das Klima und damit unsere Zukunft und die der nachfolgenden Generationen.

„Die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und die Erderhitzung mit Dürren und Ernteausfällen, Überschwemmungen oder Stürmen führen bereits heute zu Konflikten und Kriegen und damit zur Flucht.“

Wir bedanken uns bei Ihnen für Ihre Unterstützung in einer Zeit, die wir uns alle vor wenigen Monaten so nicht hätten ausmalen können. Mit unserem gemeinsamen Engagement machen wir diese Welt zu einer besseren!

Ihre

Roland Hipp

Martin Kaiser

Geschäftsführende Vorstände Greenpeace e.V.