Porträt

Greencamp #23: Alle Zusammen!

Die Zukunft kann kommen: Beim alljährlichen GreenCamp haben mehr als 500 Ehren- und Hauptamtliche von Greenpeace diskutiert, gefeiert und vor dem Kanzleramt ein Zeichen gegen die Plastikflut gesetzt

Einst trafen sich am Werbellinsee in Brandenburg die Klassenbesten der DDR-Jugend in der „Pionierrepublik Wilhelm Pieck“. Heute wird dieser Ort für Großveranstaltungen aller Art genutzt: Anfang Mai 2023 strömen Hunderte Greenpeacerinnen und Greenpeacer ins „Seezeit-Resort“ nördlich von Berlin – mit dem großen gemeinsamen Ziel, eine gesunde und lebenswerte Umwelt zu bewahren. Ein Wochenende lang diskutieren sie Ideen und Strategien, tauschen Meinungen und Erfahrungen, lernen Aktionsformen und Gleichgesinnte kennen. Mehr als 500 Aktive sind diesmal dabei, knapp 100 Hauptamtliche, vor allem aber Ehrenamtliche aus den Greenpeace-Ortsgruppen in ganz Deutschland. Die Frage, um die sich alles dreht: Was kann Greenpeace, was können neue Kampagnen, was können die vielen tollen und engagierten Leute in den Gruppen dazu beitragen, Klima und Umwelt zu retten?

Abstimmung mit den Füßen – in welche Richtung geht’s?

Bei der Auftaktveranstaltung in der Sporthalle werden erstmal die Stühle weggeräumt, um auf besondere Art über Grundsätzliches abzustimmen: Alle sollen sich zu heiklen Fragen für eine Hallenseite entscheiden – oder irgendwo in der Mitte verorten. „Wo ist unser Platz in der Umwelt- und Klimabewegung – ganz vorn oder mittendrin?“ Stimmengewirr und Geschiebe – gemeine Frage, kein klares Ergebnis. „Was ist unsere Rolle: Aktiv für Deutschland oder aktiv für die Welt?“ Wie eine Demo schiebt sich die Menge nun in eine Richtung, deutliche Tendenz zur umfassenden Weltrettung – da ist Deutschland ja inbegriffen. „Ökologische Reformen im Kapitalismus – oder ein anderes System?“ Diskussionen, Gedränge in der Mitte, kein ganz so klares Ergebnis, aber viel Beifall für eine Teilnehmende, die erklärt, warum sie weit außen steht: „Bei unserer Arbeit stellt sich immer wieder heraus, dass der Kapitalismus am Ende alles zerstört.“ Gut, dass es später noch einen Workshop geben wird mit dem Titel: „System Change?! Gemeinsam für eine Wirtschaft der Zukunft“. Sicher ist: Ohne Nachhaltigkeit und Klimaschutz geht gar nichts mehr.

Das Interviewtraining stößt besonders bei jungen Teilnehmenden auf Interesse – die Ergebnisse werden gemeinsam analysiert
Das Interviewtraining stößt besonders bei jungen Teilnehmenden auf Interesse – die Ergebnisse werden gemeinsam analysiert

Greenpeace kompakt: Kampagnen im Schnelldurchlauf

Auf der großen Bühne stellt sich anschließend die derzeit fünfköpfige Geschäftsführung vor, dann der Aufsichtsrat, der Ehrenamtlichenbeirat sowie das Awareness-Team mit den Vertrauenspersonen für die Ehrenamtlichen. Abends zeigt Fotograf Bernd Römmelt eine eindrucksvolle Live-Show über das bayerische Alpenvorland. Weiter gehtʼs am Samstagmorgen mit dem „Elevator Pitch“, einem kurzweiligen Höhepunkt: In jeweils nur neunzig Sekunden stellen zehn Kampagnen ihre Arbeit vor. Kämpferisch die Energiewendekampagne – „Lützi lebt“. Nachdenklich und diskussionsfreudig die Friedenskampagne – „100 Milliarden für die Rüstung können nicht die Antwort sein.“ Triumphal die Atomkampagne: „Widerstand lohnt sich!“ Es geht Schlag auf Schlag. Schon folgt die Kernphase des GreenCamps, rund drei Dutzend übers Gelände verstreute Workshops. Teils von Gruppenmitgliedern, teils von Kampaigner:innen geleitet, wird dort lebhaft diskutiert – über Sinn und Unsinn der Elektromobilität, über Wege aus der Plastikflut oder die Frage, wie das Image vom vermeintlich „sauberen Gas“ korrigiert werden kann. Einige trainieren, wie man Interviews und Statements gibt.

Das neue Landesbüro Bayern präsentiert in einer 90-sekündigen „Wetten-dass?“-Ausgabe seine Arbeit in einem schwierigen Umfeld – sehr lustig!
Das neue Landesbüro Bayern präsentiert in einer 90-sekündigen „Wetten-dass?“-Ausgabe seine Arbeit in einem schwierigen Umfeld – sehr lustig!

Zum Abschluss erst Talkrunde, dann Party, dann Aktion in Berlin

Am Samstagabend diskutieren beim „ZukunftsTALK“ die Geschäftsführer:innen und Kampaigner:innen mit den Teilnehmenden über Perspektiven von  Greenpeace und Ehrenamt. Anschließend steigt die legendäre Motto-Party, diesmal zum Thema „Erlebe dein blaues Wunder“ – zur Feier des UN-Hochseeschutzabkommens, für das Greenpeace lange gekämpft hat. Und schließlich, am Sonntag, auch schon traditionell, die Abschlussaktion: In diesem Jahr fahren alle zusammen nach Berlin und überbringen der Umweltministerin symbolisch eine überdimensionierte „Flaschenpost“ – damit sie sich auf der UN-Konferenz zum weltweiten Plastikabkommen für ein verbindliches Gesetz einsetzt.