Lesermeinung

„Tierwohl an erste Stelle setzen“

Auf die Frage, wie die künftige EU-Agrarpolitik aussehen soll, fordern viele Förderinnen und Förderer das Ende der Massentierhaltung

Emil Jacob
Poppenhausen

Abbau der Subventionen an landwirtschaftliche Großbetriebe. Dezentralisierung. Schärfere Kontrollen der Gülleausbringung. Verhinderung von Landspekulation. Limit für Pachtpreise. Vorschriftenabbau bei Vermarktung direkt vom Bauernhof. Entbürokratisierung. Förderung von Biolandbau.

 

Renate Downing
Wiesbaden

Tiere dürfen nicht als „Sachen“ eingestuft und behandelt werden. Meine Wunschliste für eine
„humane“ Landwirtschaftspolitik:
1. keine Massentierhaltung. 2. keine Qualtierzuchten – keine Kastration ohne Betäubung, kein Schnabel-, Schwänze-, Ohrenkürzen, kein Kükenschreddern, Tiertransporte nur unter strengsten Auflagen. 3. Monokulturen durch insektenfreundliche Blühstreifen aufbrechen und so Lebensraum für Kleintiere schaffen.

 

Anna Caldarone
Allensbach

Tierwohl und Umweltschutz an erste Stelle setzen, keine flächengebundenen Subventionen (Nutztiere müssen mehr Platz bekommen), Verbot von Antibiotikaeinsatz im Stall, kein Export von tierischen Produkten, ökolgische Vielfalt fördern. Back to the roots!

Rolf Sintram
Lübeck

Nur EU-Landwirte, die Tiere artgerecht halten, auf Pestizide und unnötige Antibiotika verzichten, Fruchtwechsel einhalten, Bodenleben und Artenvielfalt schützen, sollten unterstützt werden.

 

Jürgen von der Heyde
Pinneberg

Vor allem müsste eine Umschichtung der Fördermittel hin zu kleinen, mittleren und Bio-Betrieben erfolgen. Außerdem sollte die Unterstützung der Ländereien und Wälder des Englischen Königshauses und ähnlicher Betriebe eingestellt werden. Eine finanzielle Förderung der Waldabholzung hin zu Agrarfeldern und Rinderfarmen in Südamerika und Indonesien sollte ebenfalls unterbleiben.

 

Bärbel Kraft
Neuss

Es muss ein neues Umweltgesetz her, das Massentierhaltung unter Strafe stellt, damit sich der Absatz biologischer Produkte erhöht. Zum Wohl der Umwelt und der Menschen sollten Kleinverdiener sowie Harz-IV-Empfänger durch staatlich finanzierte „Lebensmittelmarken“ finanziell unterstützt werden. Der Staat sollte vermehrt Firmen und Betriebe ansiedeln, die spezialisiert sind auf biologische Dünge- und Schädlingsbekämpfungsmittel.

 

Elvira Tauchert
Halle

Wir brauchen regelmäßige, unangemeldete Kontrollen von unabhängigen Kontrolleuren, insbesondere der Fleischproduzenten. Zuwiderhandlungen müssen bestraft werden. Die neue Gesetzgebung und die Umsetzung der Maßnahmen zum Tierwohl sind absolut lächerlich und ignorant.

 

Patrick Kleinknecht
München

Ich denke, dass durch ein rasch umzusetzendes Verbot der Massentierhaltung ein wichtiger Schritt getan wäre. Verbunden damit müsste auch die Einfuhr von Fleisch aus Massentierhaltung verboten werden. Gleichzeitig sollte dann die Umstellung auf ökologische Landwirtschaft gefördert werden.

 

Karl Josef Knoppik
Meschede-Stockhausen

Um den Teufelskreis von “Wachsen oder Weichen” zu durchbrechen, sollten nur noch Höfe unterstützt werden, die extensiv und kleinräumig wirtschaften. Chemieintensiven Großbetrieben mit unangepassten Vieh- und Flächeneinheiten müssten die Subventionen komplett gestrichen werden. Zugleich ist die Förderung des biologischen Landbaues erheblich aufzustocken. Der Schlüssel für die Lösung aller Umweltprobleme heißt auch hier: Weniger ist mehr! Wenn die Landwirtschaft Schritt für Schritt auf Öko umgestellt wird, bekämpft man dadurch auch den Klimawandel erfolgreich!

 

Martin Petzold
Scheeßel

Es kann nicht angehen, dass Landwirte für alle Eventualitäten Ausfallzahlungen erhalten. Das ist so als würde ich einen Neuwagen kaufen und könnte mir sicher sein, niemals Reparaturkosten bezahlen zu müssen. Ein Risiko muss bei den Landwirten bleiben, was sie ja versichern können. Die Massentierhaltung von Schweinen Rindern und Hühnern muss ein Ende haben. Wenn es dem Tierwohl wirklich dient, bin ich bereit, für Fleisch und Tierprodukte mehr zu bezahlen.

Gabi Völkel
Obertshausen

Es wäre schön, wenn die künftige EU-Landwirtschaftspolitik tiernutzungsfrei wäre und Leute unterstützen würde, die bio-vegane Landwirtschaft betreiben. Nach und nach sollten Tiere nicht mehr zum Zwecke der Menschen da sein, sondern ihre eigene Daseinsberechtigung haben! Aber das ist wahrscheinlich sehr utopisch. Dennoch: Wagen wir die Utopie und fangen selbst an vegan zu leben!

 

Ingrid Belgern
Dürkheim

Bei dem Begriff „Landwirtschaft“ sollte die Betonung mehr auf „Land“ liegen. Es gilt das Land als Ökosystem zu erhalten, das sich regenerieren und auch künftigen Generationen Nahrung bieten kann. Der Konsument hat Anspruch auf gesunde Nahrung und der Erzeuger auf angemessene Entlohnung. Wir Verbraucher müssen wieder lernen, die Produkte mehr wertzuschätzen und dafür auch realistischere Preise zu akzeptieren.

Gudrun Rehmann
Detmold

Weniger Tierhaltung, auf keinen Fall in Massen! Jedes Land soll sich vorwiegend selbst versorgen, also kein Tierfutter und Schlachtvieh beispielsweise aus Südamerika. Natürlicher Dünger. Förderung von Landwirten, die Humus aufbauen. Die Betriebe nicht nach Flächengröße fördern. Bauern sollten nach Möglichkeit auch Waldbauern sein.

 

Matthias Krebbers
Le Pellerin, Frankreich

Den Landwirten, die kaum wissen, wie sie von Milch- und Agrarwirtschaft wirtschaftlich überleben können, müssen Anreize geboten werden, durch finanzielle Hilfen umschwenken zu können. Die Riesenagrarnutzungsflächen härten Böden aus und verdichten sie. Es muss wieder aufgeforstet werden. Wir brauchen viel mehr große Mischwälder. Europa muss sich selber eine pestizidfreie, grüne Lunge schaffen. Es hilft der Natur und den Menschen.

 

Norbert Piepersson
Hamburg

Die künftige EU-Agrarpolitik soll so aussehen, wie sie schon seit 25 Jahren hätte aussehen können und müssen: Weg von der derzeitig vollkommen unangemessenen Subventionspolitik, stattdessen massive Förderung ökologischer Landwirtschaft und Tierhaltung, Abschaffung der industriellen Landwirtschaft und Tierhaltung (deren Produkte müssen massiv verteuert werden). Gleichzeitig brauchen wir eine intensive Unterstützung dieser Politik auf globaler Ebene und den politischen Willen dazu. Den Segen der Bevölkerung in den größten EU-Ländern hat die EU laut aller Umfragen und Wahlergebnisse. Parallel muss die serienreife Einführung des “neuen Kunstfleisches” zu gerechten Preisen von statten gehen. Diese Wende brauchen wir jetzt und nicht in 15 Jahren. Also los!

 

Doris Felkel
Ort?

Ein absolutes Muss wäre eine massive mediale Unterstützung europaweit. Würde man den Menschen tagtäglich an den Kopf werfen, was in den Massenqualanstalten passiert, würden sie tagtäglich bombardiert mit den Folgen industrieller Fressalien-Produktion, dann würden einige mehr umdenken. Warum war das Volksbegehren Bienen so erfolgreich? Weil hier emotionalisiert wurde, plötzlich wollten die Menschen den süßen Bienchen helfen. “Rettet die Artenvielfalt“ hätte die Quote nicht gebracht.

 

Karin Schaal
Stuttgart

Die Gelder sollten nicht wie bisher nach Hektar verteilt werden, stattdessen sollte eine Verteilung nach Art der Bewirtschaftung erfolgen. Wer ordentlich, ökologisch und umweltverträglich wirtschaftet, sollte
entsprechend mehr bekommen. Viele kleinere Betriebe würden gern auf Bio oder wenigstens in die Richtung umstellen. Es fehlt aber an der
finanziellen Unterstützung und viele haben nicht den Mut und die
Rücklagen, die Durststrecke der Umstellung durchzustehen. Hier muss man aber ansetzen um langfristig einen Wandel zu erreichen.

 

Liane Lösekamm
Aktionsgemeinschaft Agrarwende Nordhessen e.V., Kassel

Die zukünftige Landwirtschaftspolitik muss mehr Naturschutz, Tierwohl und gesellschaftlich gewünschte Landwirtschaft fördern. Eine EU-Subventionspolitik, die ihre Gelder in erster Linie nach Flächen verteilt, ist nicht mehr zeitgemäß, klimaschädlich und extrem ungerecht für kleinbäuerliche Strukturen. Es sollten in erster Linie nachhaltige, bäuerliche und ökologische Betriebe gefördert werden, damit Lebensmittel wieder gesünder werden und vor allem endlich das Ende der Massentierhaltung eingeläutet werden kann.

 

Ursula Wormer-Mott
Mannheim

Es sollte nur gefördert werden, wer die Umwelt schützt, hegt und pflegt, vor allem aber kleine Betriebe und nicht Großkonzerne.

Ulrich Greiner
Stockach

Ich bin selbst seit 20 Jahren Bio-Landwirt. Von Kollegen höre ich immer wieder die Forderung nach gerechteren Erzeugerpreisen, die ein erträgliches Einkommen garantieren sollen. Anfangs hat mich dies auch überzeugt. Aber nach reiflichen Überlegungen der Auswirkungen bin ich anderer Ansicht. Bioanbau ist nur die Grundvoraussetzung für ein nachhaltiges Wirtschaften, aber kein Garant. Es muss ein staatliches Fördersystem geben, das ausschließlich die ökologische Leistung und den Ertrag honoriert! Hier können Kriterien wie Insektenvielfalt, Pflanzenvielfalt, Humusaufbau, Energiebilanz und vieles mehr herangezogen werden. Dies ist der Beitrag und die Steuermöglichkeit der Gesellschaft für die naturerhaltende Tätigkeit der Landwirte. Diese Förderung darf nur an die handelnden Personen (dies können auch mehrere wie bei Hofgemeinschaften sein), nicht an Hektar oder Produktionsmengen gekoppelt sein! Schon wäre der Wachstumswahn beendet. Warum ein Fördersystem? Würde man nur über die Produktpreise den Ertrag gestalten, passiert folgendes: Auch bei den Biolandwirten würde der größtmögliche Ertrag angestrebt. Wieder auf Kosten der Natur. Ein Beispiel: Um eine höhere Energiedichte im Futter zu erreichen ist ein früher Schnitt von Vorteil. Dies bedeutet, die meisten mähen das Grünland fünf oder sechs Mal. Das führt schließlich auch wieder zu Überproduktion. Die meisten Landwirte ticken so. Diese Selbstkontrolle funktioniert hier genauso wenig wie anderswo. Land muss betrachtet werden wie Luft und Wasser. Es darf für Land keine Pacht verlangt werden. Das heißt, sobald jemand sein Land nicht mehr bewirtschaftet, muss der Besitzer dieses Land einem anderen kostenfrei zur Bewirtschaftung geben. Landbesitz darf nicht zur Vermögenbildung missbraucht werden. Inzwischen ist Land für Vermögende eine lukrative Geldanlage. Durch steigende Hektarförderungen und den stetigen Aufforderungen zum Wachsen, weil Förderungen flächenbezogen sind, ist Pachtland knapp und wird deshalb immer teurer. Inzwischen sind Pachtpreise mindestens gleichhoch, wenn nicht sogar höher als die Förderungen. Mir ist bewusst, dass dies eine Vision ist, die mit den heutigen politischen Entscheidungsträgern undenkbar ist. Vielleicht ergibt sich aus der aktuellen Klimabewegung eine politische Kraft, ähnlich die der Grünen aus der Anti-AKW-Bewegung. Nur sollte diesmal nicht der gleiche Fehler gemacht werden, die Wurzeln hinter sich zu lassen und sich der Wirtschaft anzubiedern.

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