Nach der Forschungsexpedition gönnt sich die Crew der „Arctic Sunrise“ nur eine kurze Pause. Von Punta Arenas aus startet das Schiff erneut, um Krillfischer zu überwachen. Von diesen rosa Krebsen hängt fast alles Leben in der Antarktis ab. Doch industrielle Fischer konkurrieren mit Walen, Robben und Pinguinen um ihre Nahrung.
Im Schneetreiben, die Mütze tief in die Stirn gezogen, nähert sich Greenpeace-Meeresexperte Thilo Maack mit anderen Aktivisten im Schlauchboot zwei nebeneinanderliegenden Trawlern, die gerade ihren Fang umladen. Am Bug des ukrainischen Schiffes „More Sodruzhestva“ befestigen zwei Kletterer eine Überlebenskapsel. „Krillfischen muss hier tabu sein“, sagt Maack. „Die Krillfischer gefährden das empfindliche Ökosystem.“ Sollte eines der Schiffe Öl verlieren oder gar in Brand geraten, würde das eine ökologische Katastrophe auslösen. Schon heute setzt der Klimawandel den garnelenartigen Minikrebsen zu.
Überdies lockt der Rückgang des Eises immer mehr industrielle Krillfischer aus China, Norwegen, Chile, Südkorea, Russland und der Ukraine ins Südpolarmeer. Mit staubsaugerähnlichem Fanggerät holen sie die Schwärme tonnenweise aus dem Wasser. Ihre Beute landet als Fischmehl in Aquakulturen oder wird als Nahrungsergänzungs- und angebliches Allheilmittel angepriesen und vermarktet. Das Geschäft mit Omega-3-Präparaten auf Basis von Krillöl boomt, obwohl es Alternativen wie Mikroalgen gibt.
„Die Krillölkapseln sind nachweislich überflüssig“,
Der Greenpeace-Meeresexperte weiß, dass es nicht leicht werden wird, das riesige Schutzgebiet durchzusetzen, denn die Krillindustrie übt großen Einfluss auf die Antarktiskommission CCAMLR aus, die einstimmig entscheiden muss. Deswegen macht Greenpeace weiter Druck. „Schon jetzt haben mehr als 1,3 Millionen Menschen in aller Welt die Antarktispetition unterschrieben“, erklärt Maack optimistisch.