Erfolg nach 550 Protest-Aktionen

LIDL

Lidl informiert Kunden über Haltungsbedingungen – ein erster Erfolg. Doch Greenpeace fordert eine generelle gesetzliche Haltungskennzeichnung für Fleisch

Die Schweine sind eng zusammengepfercht, drängeln, steigen übereinander und starren den Betrachter hilfesuchend an. Was die Lidl-Kunden in Münster, Potsdam, Dortmund, Nürnberg und sieben weiteren Filialen zu sehen bekommen, ist nur schwer zu ertragen – aber die Realität. In ganz Deutschland haben Greenpeace-Aktivisten die meterlangen Fensterfronten von Lidl-Filialen mit riesigen Fotoleinwänden beklebt. Darauf zu sehen: schockierende Bilder aus deutschen Schweineställen. Damit weist Greenpeace auf die verheerenden Bedingungen und Folgen der Billigfleischproduktion hin.

Massentierhaltung in Deutschland – die Tiere stehen in Enge und Dreck auf Spaltenboden.
Massentierhaltung in Deutschland – die Tiere stehen in Enge und Dreck auf Spaltenboden.
Greenpeace-Aktivisten protestieren in Wiesbaden gegen die Billigfleisch-Politik des Discounters Lidl. Sie überdecken die Fensterscheiben einer Filiale mit Fotos von Schweinen in Massentierhaltung.
Greenpeace-Aktivisten protestieren in Wiesbaden gegen die Billigfleisch-Politik des Discounters Lidl. Sie überdecken die Fensterscheiben einer Filiale mit Fotos von Schweinen in Massentierhaltung.

Tatsächlich lenkt Lidl nach insgesamt 550 Greenpeace-Protesten ein: Anfang April führt der Discounter einen vierstufigen Haltungskompass für Schweine-, Rind- und Geflügelfleisch ein (Kategorie 1 entspricht dem gesetzlichen Mindeststandard, Stufe 2 gewährt den Tieren etwas mehr Platz und Beschäftigungsmaterial, Stufe 3 beinhaltet Zugang zu frischer Luft und gentechnikfreies Futter, Stufe 4 garantiert die konventionelle Premiumstufe des Deutschen Tierschutzbundes sowie den Bio-Standard). Lidl will es aber nicht nur beim Label belassen, sondern Fleisch der niedrigsten Kategorie langfristig komplett aussortieren. Greenpeace-Landwirtschaftsexpertin Stephanie Töwe freut sich über den Vorstoß:

„Endlich können Verbraucher erkennen, wie Tiere gehalten wurden, und sich entsprechend entscheiden.“

Weil jeder Händler künftig sein eigenes Label entwerfen könnte, befürchtet Töwe jedoch ein Siegelwirrwarr. Deshalb fordert Greenpeace eine mehrstufige, verpflichtende staatliche Fleischkennzeichnung, die für alle Marktteilnehmer inklusive der Gastronomie gilt. Das brächte dem Verbraucher wirklich Klarheit. Fleisch aus tierquälerischer Haltung könnte so komplett vom Markt verschwinden.

Mitte März schlägt sogar der Bauernverband vor, eine mehrstufige, verpflichtende Haltungskennzeichnung einzuführen. „Daran sieht man, dass ziemlich viel Druck auf dem Kessel ist“, sagt Töwe. „An diesem Thema wird die Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner nicht vorbeikommen.“

Fleisch um jeden Preis?

Wie viel Fleisch kommt in Deutschland auf den Tisch? Unter welchen Bedingungen leben Nutztiere? Und was hat ein Steak mit dem Klimawandel zu tun? Die Greenpeace-Bildungsmaterialien „Fleisch – Um jeden Preis?“ geben Antworten. Schülerinnen und Schüler erfahren nicht nur, welchen Einfluss ihr Konsum hat, sondern lernen zugleich Lösungsansätze und Handlungsmöglichkeiten kennen. Für Klasse 7 bis 10 geeignet.

Zu bestellen unter bildung@greenpeace.de oder zum Herunterladen:

greenpeace.de/bildung/fleisch