„Unser auf Wachstum angelegtes Wirtschaftssystem erzeugt Ungleichheit, schürt soziale Konflikte und verstärkt ökologische Krisen“, sagt Greenpeace-Teamleiter Unnolf Harder. Deshalb hat Greenpeace einen Weg aus der Sackgasse gesucht und in der Gemeinwohlökonomie (GWÖ) gefunden. Bei diesem alternativen Wirtschaftsmodell steht nicht der Profit Einzelner, sondern die Lebensqualität der gesamten Gesellschaft im Mittelpunkt.
Als erste Umweltorganisation legt Greenpeace deshalb eine zertifizierte Gemeinwohl-Bilanz vor. Das läuft so: Speziell ausgebildete Zertifizierer prüfen eine Organisation oder einen Betrieb auf Faktoren wie ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit, Transparenz, Solidarität, Menschenwürde und Mitsprache. Sind alle gesetzlichen Standards erfüllt, gibt es null Punkte. Nur darüber hinaus gehende Anstrengungen schlagen positiv zu Buche. Das heißt: „Bei 1000 Punkten wäre ein visionärer Idealzustand erreicht, dann hätte die Welt keine Probleme mehr“, sagt Harder. Greenpeace erreicht 653 Punkte und damit eines der besten Ergebnisse bisher. Besonders gut schneidet Greenpeace in der Kategorie „Sinn und gesellschaftliche Wirkung“ ab, aber auch bei den ethischen Finanzrichtlinien agiert die Organisation vorbildlich.
„Sinn und gesellschaftliche Wirkung“
Nachholbedarf gibt es dagegen in puncto Inklusion und Diversität der Mitarbeiter. „Deshalb will Greenpeace in Zukunft bunter werden“, sagt Harder. Außerdem werde die Kampagnenarbeit umstrukturiert und ganzheitlicher angelegt: „Beispielsweise geht es beim Fleisch längst nicht mehr nur um Gen-Futter, sondern um gesunde Ernährung, beim Verkehr nicht mehr um eine Motortechnik, sondern um wegweisende Mobilitätskonzepte. Und bei der Textilkampagne geht es nicht mehr nur um saubere Kleidung, sondern um unseren Konsum- und Lebensstil.“
In Deutschland unterstützen inzwischen mehr als 400 Unternehmen die GWÖ-Bewegung, 120 von ihnen haben schon eine Gemeinwohl-Bilanz erstellt. „Unternehmen mit ethischer Verantwortung dürfen nicht länger benachteiligt werden“, sagt Harder. Wer umweltfreundlich wirtschaftet und der Allgemeinheit weniger Umweltkosten aufbürdet, sollte mit geringeren Steuern, Zöllen und Kreditzinsen belohnt werden. Da müssen wir hin.“