Jahrzehntelang prägte Jon Castle die Geschichte von Greenpeace: Ob bei Protesten gegen Atomtests im Moruroa-Atoll, gegen das Verklappen von Atom- und Giftmüll in der Nordsee, gegen Walfang oder das Versenken der Ölplattform Brent Spar – auf Greenpeace-Schiffen stand oft Kapitän Jon Castle auf der Brücke. Je brenzliger es wurde, umso ruhiger agierte der Brite. Der leidenschaftliche Überzeugungstäter liebte es, den Mächtigen zu trotzen und sie mit einfachen Mitteln und mutigen Manövern auszutricksen. Zeitlebens blieb der Seemann von der Insel Guernsey integer, bescheiden – und unbequem. Weil es ihm nicht gefiel, wie sich die Organisation entwickelte, verließ er sie um die Jahrtausendwende, blieb aber politisch aktiv. Zuletzt rettete der inzwischen zweifache Großvater mit „Seawatch“ Flüchtlinge im Mittelmeer. Bis heute wird Jon Castle in der Greenpeace-Welt verehrt. Als er am 12. Januar im Alter von 67 Jahren starb, setzten alle Greenpeace-Schiffe ihre Flagge auf halbmast – in memoriam eines Herzblut-Aktivisten.
Greenpeace / Karen Robinson
Abschied von einer Legende
„Niemals aufgeben“ war das Lebensmotto des grundehrlichen, gewitzten und erfahrenen Greenpeace-Kapitäns Jon Castle