Meere

Für die Meere um die halbe Welt – Etappe 2

Eine globale Schiffs­expedition deckt die Bedrohung der Ozeane auf und drängt auf ein internationales UN-Abkommen zum Schutz der Hohen See

Im Juli erreicht das Schiff schließlich nahe der Azoren die zweite Station der Tour: das Tiefseegebirge im Mittelatlantischen Rücken. Mit Tauchrobotern wollen die Greenpeace-Aktivisten gemeinsam mit den Forschern die spektakuläre und noch nahezu unbekannte Tiefseelandschaft „Lost City“ erkunden, das sind heiße Quellen, die bizarre Gesteinsformationen und einzigartige Ökosysteme ausbilden. Experten vermuten dort den Ursprung des Lebens.

„Über die Tiefsee wissen wir weniger als über die Ober-fläche des Mondes“

Christian Bussau

objekt der begierde

Der Tiefseebergbau hat wertvolle Metalle und Seltene Erden im Fokus. Forscher warnen vor der unwiederbringlichen Zerstörung der noch unbekannten Ökosysteme am Meeresgrund

Manganknolle

Diese Klumpen enthalten begehrte Rohstoffe wie Kupfer, Kobalt und Zink

In etwa 800 Metern unter der Wasseroberfläche sprudelt es aus bis zu 60 Meter hohen Hydrothermalschloten. In der Tiefsee finden sich Massivsulfide und begehrte Rohstoffe wie Kupfer, Zink, Blei und Spurenelemente“, erzählt Bussau. Er befürchtet, dass der Tiefseebergbau schon bald lukrativ werden und diese einzigartigen Ökosysteme zerstören könnte. Denn der Rohstoffhunger wächst permanent, die begehrten Stoffe werden für Handys, Computer und auch Windanlagen gebraucht.

Polen hat genau für dieses Gebiet schon eine Lizenz zur Rohstoffförderung bekommen. Auch Deutschland hat sich schon zwei Explorationslizenzen gesichert – im Nordostpazifik und im Indischen Ozean. Schon seit Jahren fließen viele Millionen Euro in entsprechende Forschungsprojekte.

Noch bekunden alle Beteiligten, Tiefseebergbau nur betreiben zu wollen, wenn die Umwelt dadurch nicht geschädigt werde. Bussau hält das für Augenwischerei. Er geht davon aus, dass es in einigen Jahren soweit sein könnte, und ist sich sicher: „Wenn Bagger den Meeresboden durchpflügen, wird es dort kein Leben mehr geben.“

„Wenn Bagger den Meeresboden durchpflügen, wird es dort kein Leben mehr geben.“

Christian Bussau
Manganknollen, Kobaltkrusten und Massivsulfide im Pazifik
Manganknollen, Kobaltkrusten und Massivsulfide im Pazifik

Doch noch ist der Meeresbiologe optimistisch. Im August verhandeln die Vereinten Nationen erneut über den Rettungsplan für die Ozeane, die endgültige Entscheidung fällt im Frühjahr 2020 in New York. Die „Esperanza“ wird – nach elf Monaten und circa 20.000 Seemeilen – dort sein, um die UN-Verantwortlichen von der Notwendigkeit des Schutzabkommens zu überzeugen.